Kein Persilschein für Glyphosat

Das Fazit des Bundesrats aus dem Bericht zur Glyphosat-Belastung der Schweizer Bevölkerung ist nicht überraschend: Die Rückstände in den Lebensmitteln würden kein Krebsrisiko darstellen. Aber: In immerhin 40 % der 243 untersuchten Lebensmitteln wurden Glyphosat-Rückstände gefunden. Das Problem ist unabhängig von den Rückständen nicht vom Tisch. Glyphosat ist eines von vielen Pestiziden, welche in der (Schweizer) Landwirtschaft eingesetzt werden und welche auf den Lebensmitteln nachweisbar sind. Und bei der Beurteilung des am häufigsten eingesetzten Pestizides darf auch die Umwelt nicht ausser Acht gelassen werden.
Der Bericht stellt Glyphosat keinen generellen Persilschein aus. Es mag beruhigend sein, dass das Ausmass und die Konzentration der Rückstände in den Augen des Bundesrates keine Gesundheitsgefährdung darstellen. Für die Konsumentinnen und Konsumenten ist es aber wenig erbaulich zu hören, dass auf immerhin 40 % der untersuchten Produkte solche Rückstände zu finden sind. Glyphosat ist zwar das am häufigsten eingesetzte Pestizid, jedoch eines von vielen. Die Problematik der Mehrfachrückstände ist bisher jedoch viel zu wenig erforscht.
Kritik an der konventionellen Landwirtschaft
Das Breitbandherbizid ist aus Sicht des Konsumentenschutzes aber auch aus einem anderen Grund mehr als fragwürdig: Die Auswirkungen auf die Umwelt müssen ebenfalls beachtet werden. Das Unkrautvernichtungsmittel schadet der Artenvielfalt und entzieht Insekten (und somit Vögeln) die Lebensgrundlage. Zudem wird die Art der Landwirtschaft, die auf den überaus grosszügigen Einsatz von Pestiziden setzt, immer mehr in Frage gestellt.
Widerstand der Bevölkerung gegen Pestizideinsatz wächst
Der Widerstand gegen diese Art der Landwirtschaft zieht immer weitere Kreise: Der Konsumentenschutz hat zusammen mit Greenpeace und den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz vor zwei Jahren eine Petition mit 25’000 Unterschriften für ein Verbot von Glyphosat eingereicht. Die Trinkwasser-Initiative, welche Subventionen nur noch den landwirtschaftlichen Betrieben zugestehen will, welche auf Pestizide verzichten, wurde Anfang März eingereicht. Eine Allianz von Verbänden im Bereich des Umwelt-, Wasser- und Konsumentenschutzes, Fischer und Bienenzüchter haben im letzten Oktober eine unabhängige Zulassungsstelle für Pestizide gefordert.
Auch wenn die Konsumentinnen und Konsumenten ihre Teigwaren, Hülsenfrüchte oder ihr Brot gemäss Bundesrat beruhigt essen können, die Sorgenkinder Glyphosat und Pestizide sind damit nicht vom Tisch.