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SwissPass-Bilanz ist geschönt

swisspass_ausschnittDie SBB verkaufen den SwissPass ein Jahr nach der Einführung als Erfolgsgeschichte. Die Korrekturen, welche im Verlaufe des letzten Jahres angebracht werden mussten, das immer noch lückenhafte Angebot und vor allem das Beharren auf der automatischen Vertragsverlängerung trüben dieses Bild jedoch massiv. Die SKS kritisiert nach wie vor, dass den Kunden nicht die Wahl gelassen wird, ob sie einen Vertrag auf Zeit abschliessen wollen oder nicht.

 Die SBB bezeichnet die Einführung des SwissPass als Erfolgsgeschichte. Dabei wird in der heutigen Medienmitteilung ein wichtiger Kritikpunkt geschönt dargestellt: Die automatische Vertragsverlängerung. „Es erstaunt uns kaum, dass die SBB noch nicht sehr viele Reklamationen erhalten hat“, hält SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder dazu fest, „kritisch wird es erst nach einem Jahr, wenn die Abos erneuert werden sollen und die Kundinnen und Kunden dann merken, dass sich der Vertrag automatisch verlängert. Ein um wenige Wochen verzögertes Weiterführen des Abonnements, beispielsweise wegen Ferien, wird verunmöglicht.“ Die Absicht hinter der automatischen Kündigung ist klar: Die SBB wollen vermeiden, dass zwischen dem Ablauf des Abonnements und der Erneuerung (Ertrags-)Lücken entstehen.

Erstaunlich ist, dass gemäss SBB lediglich 70 Prozent der Kunden ihr Abonnement nahtlos erneuern. Vor Einführung des SwissPasses waren es immerhin 60 Prozent. Die SBB machen den Kunden schliesslich das Leben so schwer wie möglich, wenn sie einen befristeten Vertrag abschliessen wollen:

  • Ein auf ein Jahr befristeter Vertrag kann nur am Schalter gelöst werden. Per Post oder über die Website des SwissPass ist dies beispielsweise nicht möglich.
  • Wer ein befristetes Abo löst, erhält von der SBB keine Erinnerung, dass das Abo bald ausläuft. Da auf dem SwissPass kein Ablaufdatum mehr aufgedruckt ist, laufen die Kunden so Gefahr, wegen einem abgelaufenen Abo gebüsst zu werden.
  • Halbtax-Kunden mit einem befristeten Vertrag zahlen mehr für ihr Abo, da sie den Treuerabatt von CHF 20.- nicht erhalten, wenn sie nicht nahtlos erneuern.

Für die SKS ist es unverständlich, weshalb man nicht auf allen Verkaufskanälen – und nicht nur am Schalter – die Möglichkeit lässt, die automatische Vertragsverlängerung zu wählen oder auszuschliessen. Die Telekom-Anbieter sind nach langem Ringen von dieser kundenunfreundlichen, rückständigen Praxis abgekommen. Die SBB hält an diesem Relikt fest.

Auch in Bezug auf die Handhabung – die längere Kontrolle, der Kontrolleur muss den Pass in die Hände nehmen – sowie das fehlende Ablaufdatum auf der Karte irritieren die Reisenden.

Nicht verständlich ist weiter, dass SBB-Angebote wie Kinder- und Enkelkarte, Gleis 7, Velo- oder Hunde-GA nach wie vor nicht auf den SwissPass geladen werden können.