Steigende Franchisen: Prämienzahler sollen für Versäumnisse von Politik, Verwaltung und Leistungserbringern aufkommen

Der Bundesrat plant – im Auftrag des Parlaments – bei der obligatorischen Krankenpflegeversicherung ein Prämiensystem einführen, in dem die Franchisen laufend entsprechend den Gesundheitskosten ansteigen. Damit soll einmal mehr das Risiko auf die Prämienzahlenden abgewälzt werden, während sehr grosse Sparmöglichkeiten ohne Qualitätseinbussen nicht wahrgenommen werden. Selbstverständlich sollen die Prämienzahler einen gewissen Anreiz haben, nur wirklich notwendige Leistungen zu beziehen – dies ist mit dem aktuellen Franchisensystem bereits der Fall. Es ist jedoch in keiner Weise angebracht, dass nun die Prämienzahler für die Versäumnisse von Politik, Verwaltung und Leistungserbringern aufkommen sollen.
- Wenn nun Prämienzahler höhere Franchisen zahlen müssen, wird das Sparpotential von bis zu einer Milliarde Franken pro Jahr bei den Medikamentenpreisen trotzdem nicht ausgeschöpft.
- Wenn Prämienzahler finanziell noch stärker unter Druck kommen, wird dies auch nichts daran ändern, dass die Ärzte ihren veralteten Tarif nur überarbeiten wollen, wenn sie dadurch – für die exakt gleichen Leistungen – pro Jahr 4 Milliarden Franken mehr verdienen.
- Es wird geschätzt, dass bis zu 30% der medizinischen Behandlungen in der Schweiz eigentlich unnötig sind. Aber auch wenn Prämienzahler versuchen, nur notwendige Gesundheitsleistungen zu beziehen, wird dies nichts daran ändern, dass Ärzte und Spitäler heute starke finanzielle Anreize haben, ihre Infrastruktur auszubauen und auszulasten und möglichst viele Leistungen zu erbringen.
Kurz: Solange das Schweizer Gesundheitssystem wie ein 80-Milliarden-Selbstbedienungsladen funktioniert und alle Akteure nur ihre Eigeninteressen verfolgen, werden die Kosten weiter steigen – unabhängig davon, ob man die Prämienzahler noch stärker unter Druck setzt. Mehr als jeder Vierte ist bereits heute auf Prämienverbilligungen angewiesen, die Zitrone ist ausgepresst.