Sturm im Mineralwasserglas
“Wir mussten zweimal lesen, was Konsumentenschützer gegen natürliches Mineralwasser anzetteln wollen”: In ihrem ersten Newsletter zeigt sich der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten ziemlich empört über den Vorschlag der Konsumentenschutz-Organisationen. Wir hatten angeregt, statt Mineralwasser vermehrt Trinkwasser zur trinken.
Dies bekommt der Umwelt und dem Portemonnaie besser, zudem verfügt das Schweizer Trinkwasser durchwegs über eine sehr gute Qualität. Christophe Darbellay, CVP-Nationalrat und Präsident der IG Mineralwasser verlangt, dass die Konsumenten Wahlfreiheit haben sollen. Wir würden die Konsumenten bevormunden. In das selbe Horn stösst Gabriela Manser, Präsidentin des Verbandes, und zeigt sich ebenfalls ganz kämpferisch: Man dürfe die KonsumentInnen auch in dieser Sache nicht bevormunden. Die Empfehlung, den Gästen besser Leitungswasser statt Mineralwasser anzubieten, sei eine Beschneidung der Wahlfreiheit.
Eine Empfehlung soll die Wahlfreiheit beschneiden?
Schade, obwohl Darbellay und Manser je eine ganze Seite mit ihrer Entgegnung und ihren Argumenten füllen, gehen sie nicht auf die uns wichtigen Punkte ein: Trinkwasser ist qualitativ einwandfrei, es kostet 250 bis 300 mal weniger als Mineralwasser, frisst 500 bis 1000 mal weniger Energie und belastet also die Umwelt deutlich weniger. Das Argument, Mineralwasser sei Quellwasser und dem Trinkwasser deshalb oft qualitativ überlegen, lässt der Direktor des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches Zürich, zudem nicht gelten: Mineralwasser stehe im Gegensatz zu Trinkwasser oft lange herum. Für Trinkwasser sei eine maximal zulässige Keimzahl pro Liter vorgeschrieben. Die Mineralwasserlobbyisten hätten eine solche Vorschrift für Mineralwasser erfolgreich verhindert – weil es kaum möglich sei, diese Mindestzahl an Keimen für Mineralwasser einzuhalten.
Es ist nicht so, dass wir uns GEGEN Mineralwasser aussprechen, sondern wir sprechen uns FÜR Hahnenwasser aus. Wir geben lediglich Empfehlungen ab, ohne dass wir einen finanziellen Nutzen davon hätten. Wir schreiben Ihnen, liebe Konsumentin, lieber Konsument, überhaupt nichts vor. Wir sagen lediglich, was man auch bedenken könnte, wenn man vor dem Regal mit den Mineralwassern steht, im Restaurant sitzt oder den Newsletter der IG Mineralwasser liest.
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz