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Hochpreisinsel: Parlament einigt sich auf wirkungsvollen Gegenvorschlag zur Fair-Preis-Initiative

Grosser Erfolg im Kampf gegen überhöhte Preise in der Schweiz: Der Nationalrat hat heute beim indirekten Gegenvorschlag zur Fair-Preis-Initiative die beiden letzten verbliebenen Differenzen zum Ständerat ausgeräumt. Damit ist die Vorlage bereit für die Schlussabstimmung am Freitag. Falls das Parlament der Vorlage zustimmt, wird das Initiativkomitee die Fair-Preis-Initiative zurückziehen – sie käme damit nicht vor das Volk. «Der Konsumentenschutz engagiert sich seit Jahren für faire Preise in der Schweiz – nun ist eine wirksame Regelung endlich in greifbarer Nähe», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes.

Der indirekte Gegenvorschlag zur Fair-Preis-Initiative steht: Der Nationalrat hat heute die letzten beiden Differenzen zum Ständerat ausgeräumt. Das Initiativkomitee erachtet die beschlossenen Gesetzesänderungen als ein wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen überhöhte Preise in der Schweiz und wird deshalb die Fair-Preis-Initiative zurückziehen, falls das Parlament am nächsten Freitag in der Schlussabstimmung den Gegenvorschlag annimmt und es kein erfolgreiches Referendum gibt.

Diskriminierung im Online-Handel wird gestoppt

Kernstück des Gegenvorschlags ist ein Verbot von Preisdiskriminierungen im Online-Handel. Wer bei einem ausländischen Online-Shop etwas bestellen will, wird oft auf die Schweizer Website des Anbieters umgeleitet, auf der die Preise dann häufig massiv höher sind. Dieses sogenannte Geoblocking wird nun grundsätzlich verboten, «Einkaufen wie Einheimische» heisst die neue Devise: Konsumenten und Unternehmen aus der Schweiz müssen von ausländischen Online-Shops künftig gleichbehandelt werden wie einheimische Nachfrager. Wer beispielsweise in Deutschland, Frankreich oder Italien online ein Auto mietet, eine Ferienwohnung bucht oder ein Ticket für ein Konzert, eine Sportveranstaltung oder einen Freizeitpark kauft, muss künftig zu den dort gültigen Preisen bedient werden.

«Heute bezahlen Konsumenten und KMU aus der Schweiz für die genau gleichen Produkte und Dienstleistungen oft massiv mehr als im Ausland. Das Geoblocking-Verbot sorgt nun endlich für faire Preise im Online-Handel», sagt Prisca Birrer-Heimo, Präsidentin des Konsumentenschutzes.

Abhängige Unternehmen können sich künftig gegen Missbräuche wehren

Auch KMU profitieren vom Gegenvorschlag des Parlamentes: Wenn Unternehmen aus der Schweiz von einer Ware oder Dienstleistung eines bestimmten Anbieters abhängig sind, weil es keine zumutbare Ausweichmöglichkeit gibt, können sie sich nun an die Wettbewerbskommission wenden, falls der Lieferant seine Marktmacht missbräuchlich ausnutzt. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sich ein Lieferant weigert, ein abhängiges Unternehmen aus der Schweiz im Ausland zu den dort geltenden Preisen und Bedingungen zu beliefern und stattdessen auf den Generalimporteur in der Schweiz verweist, der nur zu höheren Preisen verkauft. Diese Praxis ist derzeit weit verbreitet, führt zu höheren Produktionskosten der Unternehmen und trägt damit zu den überhöhten Endverkaufspreisen in der Schweiz bei.

Bedingter Rückzug der Volksinitiative

Die Initianten der Fair-Preis-Initiative begrüssen den Gegenvorschlag des Parlamentes als wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen die Hochpreisinsel Schweiz. Deshalb hat das Initiativkomitee entschieden, die Fair-Preis-Initiative zurückzuziehen, wenn der Gegenvorschlag in der Schlussabstimmung angenommen wird.

Falls der indirekte Gegenvorschlag in der Schlussabstimmung angenommen wird und kein Referendum zustande kommt, könnten die Gesetzesänderungen rasch in Kraft treten; der Bundesrat bestimmt den genauen Zeitpunkt.