Schweizer Löhne sind nicht der Grund für Hochpreisinsel Schweiz

Identische Produkte kosten in der Hochpreisinsel Schweiz oft deutlich mehr als im Ausland. Aber nicht wegen der hohen Löhne sind sie so viel teurer. Multinationale Konzerne schalten für ihre Produkte den Preiswettbewerb aus. So können sie durch einen saftigen “Schweizzuschlag” die Kaufkraft der Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz abschöpfen.
Ein Produkt, beispielsweise Jeanshosen, werden im Ausland zu ausländischen Lohnkosten hergestellt. Oft genug leider zu Niedrigstlöhnen, etwa in Asien. Die Jeans werden sodann nach Europa geliefert. Auch in die Schweiz kommt ein Posten. Während man die Hosen in den anderen Ländern zu vergleichbaren Preisen verkauft, sind sie in der Schweiz massiv teurer. Der Hersteller vertreibt sie dabei in einer Schweizer Niederlassung gleich selber, oder er liefert sie zu hohen Preisen an einen Schweizer Detailhändler. Die Einkaufspreise der Importprodukte sind oft höher als die Verkaufspreise ennet der Grenze.
Der Preiswettbewerb wird abgewürgt
Solche Preisaufschläge sind nur möglich, weil der Wettbewerb nicht spielt. Mächtige multinationale Konzerne und Grosshändler kontrollieren die Lieferkanäle. Parallelimporte torpedieren sie systematisch: Ein Zwischenhändler, der die Jeans zu Euro-Preisen parallel in die Schweiz liefert, muss mit einer Strafe rechnen. Der Hersteller kann ihn zum Beispiel mit einem Lieferboykott belegen. Nur selten wagen deshalb die Händler, an den “offiziellen” Kanälen vorbei die Schweiz zu beliefern. Schweizer Händler sind damit bei den Preisverhandlungen am kürzeren Hebel und erhalten die Preise diktiert. Die freie Marktwirtschaft ist ausgeschaltet, die Hochpreisinsel installiert (vgl. auch Rudolf Strahm: “Die Profiteure der Hochpreisinsel Schweiz”).
Politik und Wissenschaft wissen das…
Der Bundesrat bestätigt 2015 in einem Bericht, dass die Preisdifferenz nicht ein Ergebnis der hohen Schweizer Löhne sei: “Die höheren Preise dürften (…) weniger Ausdruck eines hohen Lohnniveaus, sondern insbesondere auch das Resultat einer hohen Kaufkraft der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten sein, welche die Produzenten und Händler abzuschöpfen wissen.“
Eine Studie der BAK Basel kommt zum Schluss, dass das Auffüllen eines Supermarktregals hierzulande weniger kostet als in den umliegenden vier Ländern: Zwar steht bei den Angestellten im Schweizer Detailhandel eine höhere Zahl im Lohnausweis. Diese Zahl ist aber nicht vergleichbar mit derjenigen, die auf dem Lohnausweis der Angestellten in Deutschland steht. Denn die Lohnnebenkosten (zum Beispiel AHV- oder Unfallversicherungsbeiträge) sind in der Schweiz vergleichsweise niedrig. Zudem leisten die Schweizer Angestellten mehr pro Stunde und sie sind weniger oft krankheitshalber abwesend.
Fair-Preis-Initiative
Der Konsumentenschutz macht seit vielen Jahren auf diesen Missstand aufmerksam. Mehrere Vorstösse wurden vom Parlament abgeschmettert oder auf die lange Bank geschoben. Deshalb hat der Konsumentenschutz gemeinsam mit KMU- und Arbeitgeberverbänden die Fair-Preis-Initiative lanciert. Die Fair-Preis-Initiative sorgt dafür, dass der Preiswettbewerb wieder spielt: