Tomatensalat mit Mozzarella
Jawohl, gestern Abend habe ich Gäste damit verwöhnt.
Wenn Sie nun denken, das sei eine fahrlässige Tat, kann ich Sie beruhigen: Der Käse stammt von Büffelmilch aus der Napfregion und fällt damit nicht in die Kategorie Gammelware inklusiv Mäusekot und/oder Würmer. Laut Medienmitteilung war im Käseland Schweiz sorgloses Einkaufen nie gefährdet, da bei Grossverteilern ausschliesslich tadellose Ware verkauft wurde. Noch unklar ist zudem, ob sich der Fall bereits vor ein bis zwei Jahren ereignet hat und erst jetzt an die Öffentlichkeit gelangte.
Wie dem auch sei:
Ich wähnte mich ein weiteres Mal im Mittelalter, als ich am Freitag vom aufgeflogenen Käse-Betrug hörte. Dass vor einigen hundert Jahren solches Wirken an der Tagesordnung war, erscheint uns in der heutigen Zeit logisch. Qualitätsmanagement bei der Herstellung von Lebensmitteln war bis vor wenigen Jahrzehnten ein unbekanntes Phänomen. Unterdessen sollte jeder Schritt einer Produktionskette minutiös nachvollzogen werden können, beim Beispiel „Käseherstellung“ vom Melken bis zum Kühlregal im Supermarkt. Das bedingt aufwändige Verfahren und Dokumentationen, die sicherstellen, dass qualitativ gute Nahrungsmittel zum Kunden gelangen.
Prüfsysteme können grosse Löcher aufweisen -wie der weltbekannte Käse aus dem Emmental-, dies wurde ein weiteres Mal aufgedeckt. In unserer vermeintlich hochentwickelten 1.-Welt-Gesellschaft gelangte diese „merda“ (verwendete Bezeichnung der Käsemafia) über viele Monate in offizielle Verkaufskanäle. Spielten hier satte Bestechungsgelder eine Rolle, damit einige Kontrollschritte umgangen wurden? Verkauften die Grossverteiler das Gammelprodukt zu günstigsten Preisen, um aus dem „Geiz-ist-geil“-Trend Profit zu schlagen?
Alles nur Spekulationen, doch ich werde den schalen Gedanken nicht los, dass auch hier ausschliesslich der schnöde Mammon das Wirken beschleunigte.
Qualitativ hochwertige Lebensmittel sollen dem Produzenten einen gerechten Preis für die Arbeit und für den Mehrwert des Produkts einbringen. Discounter, die immer billigere Esswaren verkaufen, spornen kaltblütige Geschäftsleute an, mittelalterliche Tricks und Betrügereien wieder aufleben zu lassen, um damit das grosse Geld zu verdienen.
Es scheint, dass bei diesem skrupellosen Treiben keine Grenzen eingehalten werden und sich der Wert von Esswaren ausschliesslich auf immense Geldgewinne reduziert. Mir verschlägt nicht bloss der Gedanke an den Gammelkäse den Appetit, sondern hauptsächlich dieser weitere Beweis würdelosen Umgangs mit Lebensmitteln.
Käsekrise hin oder her: Genüsslich kaufe ich weiterhin mit der Gewissheit in unserer Dorfkäserei ein, dass viel Berufsstolz die Verarbeitung der Milch zu Spezialitäten geprägt hat. Freudig tische ich meinen Gästen einen feinen Tomaten-Mozzarella-Salat auf!
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz