Was sagt der Eco-Score aus?

Was schadet der Umwelt weniger: das Schweizer Natura Beef Siedfleisch oder die Pouletschenkel der Standard-Linie, ebenfalls aus der Schweiz? Genau solche Fragen beantwortet der Eco-Score. Er zeigt den Konsument:innen auf, wie stark ein Produkt die Umwelt belastet. Eine hilfreiche Orientierung für all jene, die ihre Ernährung umweltschonend gestalten wollen. Aber wieso sieht man ihn so selten und wieso kommt er einem dennoch bekannt vor?
Die Produktion von Lebensmitteln verschlingt grosse Mengen an Ressourcen, Energie und Land. Wer sich bewusst und umweltschonend ernähren will, kann sich an die beiden wichtigsten Regeln halten: Wenig oder kein Fleisch essen und Foodwaste vermeiden.
Wer aber weitergehen und seinen Konsum noch stärker auf eine umweltschonende Ernährung ausrichten will, sieht sich rasch mit komplexen Fragen konfrontiert. Wie viele Ressourcen verschlingt die Avocado, welche in Spanien produziert wurde? Wie sieht die Umweltbilanz bei einer Avocado aus, die aus Chile oder Peru importiert wird? Sind die Bohnen aus dem Schweizer Gewächshaus besser als solche, die aus südlicheren Gefilden importiert wurden?
Der Eco-Score schafft Transparenz. Er zeigt auf einer farbigen Skala von A bis E an, wie umweltbelastend ein Produkt ist. Bei der Berechnung zieht er zahlreiche Kriterien wie CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch, Transport, Saisonalität oder Verpackung mit ein.
Kaum sichtbar
Leider hat der Score ein paar Nachteile. Der grösste davon: Er ist nicht sichtbar. Coop berechnet den Eco-Score auf seinen Eigenprodukten, weist die Resultate aber bis auf wenige Ausnahmen nur im Online-Shop aus. Auf den Produkten der Regionalmarke Alpinavera ist der Eco-Score ebenfalls zu finden. Zahlreiche weitere Marken arbeiten mit dem Eco-Score, drucken ihn in der Regel aber nicht auf. Die Migros hingegen setzt mit dem M-Check auf eine eigene Kennzeichnung und bewertet bei einigen Produkten die «Umweltverträglichkeit».
Immerhin: Coop will bis Ende 2026 alle Lebensmittel der Eigenmarken anhand einer Skala von A+ für die geringsten bis zu einem E- für die grössten Umweltauswirkungen bewerten. Bereits sind über 2000 Produkte bewertet. Der Haken daran: In den Läden findet man den Eco-Score kaum. Nur ein Bruchteil der Produkte trägt vorne auf der Verpackung die farbige Bewertung. Das hilft den Konsument:innen wenig. Die wenigen Produkte, die im Laden gekennzeichnet sind, tragen fast durchwegs eine grüne oder gelbe Bewertung. Bei Fisch und Fleisch ist der Eco-Score auf der Verpackung die grosse Ausnahme.
Im Online-Shop sind deutlich mehr Produkte ausgezeichnet. Aber weil auch hier nur ein kleiner Teil der Produkte bewertet sind, ist ein Vergleich, welcher Kaffee am wenigsten Energie und Ressourcen verschlungen hat, weiterhin kaum möglich. Schade, denn so ist der Eco-Score noch zu wenig sichtbar und (noch?) kein Kriterium für den Kauf eines Produktes.
Verwechslung mit dem Nutri-Score
Ein weiterer Kritikpunkt verschwindet hingegen langsam: Der Eco-Score hat sich optisch sehr stark an den Nutri-Score angelehnt (siehe Bild), der mittels Farbcode über die Nährwerte eines Produkts informiert. Während die Migros in den letzten Jahren auf den Nutri-Score setzte, führte Coop den Eco-Score ein. Die optische Ähnlichkeit schafft Verwirrung: Wieso sind Chips plötzlich gesund? Erst beim zweiten Blick erkennen Käufer:innen, dass es ein Eco-Score-Label ist und es sich keinesfalls um ein ausgewogenes Produkt handelt.
Inzwischen wurde das Design des Eco-Score geändert. Es hebt sich nun besser ab vom Nutri-Score (siehe oben). Doch leider hat die Migros inzwischen beschlossen, den Nutri-Score wieder aufzugeben, und der Eco-Score ist im Markt nicht wirklich etabliert. Das zeigt deutlich, dass sich die Transparenz in Bezug auf Nährwertangaben und Informationen zur Umweltbelastung noch immer im roten Bereich bewegt und kein grünes A verdient.
Bleibt noch die eingangs gestellte Frage zu beantworten, ob die “gewöhnlichen” Pouletschenkel oder das Label Rind-Siedfleisch die Umwelt stärker belasten. Der Eco-Score der Qualité & Prix-Pouletschenkel ist ein gelbes C+, während das Natura Beef Siedfleisch ein dunkelrotes E+ erhalten hat.
Hätten Sie es gewusst?
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