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Medikamentenpreise: In der Schweiz noch immer zu hoch

Medikamentenpreisvergleich von Pharmaindustrie und Krankenversicherern

Pharmaindustrie und Krankenversicherer kommen in ihrem neuen Preisvergleich zum Schluss, dass nur noch geringe Medikamentenpreisunterschiede zum Ausland bestehen. Die tatsächlichen Unterschiede sind aber deutlich höher. Um die Gesundheitsausgaben zu entlasten, fordert die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) Massnahmen für tiefere Medikamentenpreise.

Mit dem heute veröffentlichten Auslandpreisvergleich versuchen Pharmaindustrie und Krankenversicherer, die aktuelle Situation im Bereich der Medikamentenpreise schönzureden. Interpharma, Intergenerika, vips und santésuisse sprechen von einem Preisunterschied zum Ausland von gerade mal 12% bei patentgeschützten Medikamenten und  49% bei Generika.

Die errechneten Unterschiede bilden aber nicht die Realität ab, mit welcher Konsumenten und Prämienzahler konfrontiert sind. Vielmehr werden verschiedene Tricks angewendet, um diese vermeintlich erfreulichen Resultate zu erhalten: Anstelle von Publikumspreisen (PP), welche Konsumenten und Krankenversicherer tatsächlich bezahlen, werden nur die deutlich tieferen Fabrikabgabepreise (FAP) verglichen. Die Margen der Zwischenhändler und Leistungserbringer, welche in der Schweiz deutlich höher sind als im Ausland, werden ausgeblendet. Zudem werden Rabatte, welche in anderen Ländern teilweise sehr hoch ausfallen, nicht in den Preisvergleich einbezogen. Auch dies führt zu vermeintlich kleinen Preisunterschieden. Ausserdem fehlen beim Auslandspreisvergleich Länder mit tiefen Preisen wie z.B. Italien und Spanien.

Handlungsbedarf besteht auch bei den Generika: Durch vermehrte Verwendung könnten weitere Einsparungen erreicht werden, aber sie sind in der Schweiz immer noch deutlich teurer als im Ausland.

Das immer wiederkehrende Argument, tiefere Preise würden den Pharmastandort Schweiz und zahlreiche Arbeitsplätze gefährden, ist pure Angstmacherei. Die Pharmabranche weist einmal mehr Milliardengewinne aus. Ausserdem werden zwei Drittel der in der Schweiz konsumierten Medikamente importiert. Eine Deklarationspflicht für das Herstellungsland von Medikamenten würde hier zumindest eine gewisse Transparenz herstellen.

Gesundheitsminister Berset und das Parlament sollten sich nicht von solchen rechnerischen Tricks und Scheinerfolgen blenden lassen, sondern reale und sinnvolle Massnahmen ergreifen, um die Medikamentenpreise und damit die Gesundheitskosten nachhaltig zu senken:

  • Die bereits geplanten Preissenkungen für die nächsten Jahre müssen durchgesetzt werden.
  • Weitere Länder wie Italien und Spanien sollten im Auslandpreisvergleich (APV) berücksichtigt werden.
  • Die Margen der Zwischenhändler und Leistungserbringer müssen gesenkt werden.
  • Generika müssen gefördert werden (z.B. durch die Einführung eines Festbetragssystems).