Was ist Dropshipping und wann ist es problematisch?

Was ist Dropshipping und was machen Dropshipper:innen?

Dropshipping ist eine Vertriebsmethode von Online-Shops, bei der in der Regel jeweils eine Person als Käufer:in, als Betreiber:in des Online-Shops (Dropshipper:in) und als Lieferantin/Herstellerin beteiligt sind. Die Käufer:in bestellt ein Produkt über den Online-Shop. Dieser leitet die Bestellung automatisiert an die Lieferantinnen (meist in China) weiter, welche die Ware direkt an die Käufer:innen versenden.

Die Betreiber:innen des Online-Shops sparen sich dadurch Kosten, weil sie kein Warenlager benötigen. Dementsprechend tragen Dropshipper:innen auch kein Risiko, dass von ihnen eingekaufte Warenposten nicht verkauft werden kann. Durch die Differenz zwischen dem Einkaufs- und Verkaufspreis erwirtschaften sie dennoch einen Gewinn. Für die Konsument:innen hingegen kann diese Konstellation diverse Nachteile bringen.

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Wann ist Dropshipping unbedenklich?

Nicht nur kleine Online-Shops nutzen Dropshipping als Vertriebsmethode. Auch grosse Händlerinnen wie Amazon, Digitec Galaxus oder Interdiscount nutzen Dropshipping. Für die grossen Händlerinnen bietet Dropshipping die Möglichkeit, ihr Sortiment mit geringem Aufwand weiter auszubauen.

Solange für Konsument:innen klar ist, dass Waren von  anderen Lieferantinnen gesendet werden, kann Dropshipping unbedenklich sein. Auch bei per Dropshipping angebotenen Produkten müssen die Händler:innen sicherstellen, dass keine täuschenden Produktangaben verwendet werden. Zudem sollten die Händler:innen die Identität der Lieferantinnen vor Abschluss der Bestellung offenlegen.

Auch kleine Dropshipper:innen können ihre Online-Shops so gestalten, dass von ihnen keine Täuschungsgefahr ausgeht. Leider gehört es gemäss den Erfahrungen des Konsumentenschutzes oft zum Geschäftsmodell, Konsument:innen mit täuschenden Angaben zu einem Kauf zu bewegen.

Warum ist Dropshipping für Konsument:innen problematisch?

Irreführende Produktangaben und Bewertungen

Produktbeschreibungen haben immer auch einen Werbezweck und sollen ein Produkt im besten Licht darstellen. Das ist legitim und für Sie als Konsument:in nichts Neues. Bei Dropshipping-Shops kommt es aber immer wieder vor, dass Produktbeschreibungen über legitime Werbung hinausgehen. Das ist unter anderem der Fall, wenn Produkte zu Unrecht als “Schweizer Design”, “italienisches Leder” oder mit falschen Materialbezeichnungen (z.B. Kaschmir statt Polyester) beworben werden. Bei Produkten mit einem Bezug zur Gesundheit werden zudem immer wieder therapeutische Wirkungen versprochen, die bei Konsument:innen ebenfalls irreführende Vorstellungen auslösen sollen.

Zudem hat der Konsumentenschutz bei vielen Dropshipping-Shops festgestellt, dass für praktisch alle Produkte und auch bei sehr neuen Online-Shops bereits kurz nach der Onlineschaltung eine grosse Anzahl von positiven Bewertungen vorhanden sind. Es ist also anzunehmen, dass die meisten dieser Bewertungen gefälscht sind und nicht von echten Kund:innen stammen. Damit zielen diese unseriösen Dropshipping-Shops darauf ab, Konsument:innen über die Qualität der angebotenen Produkte zu täuschen.

In solchen Fällen liegen nach Einschätzung des Konsumentenschutzes klare Verstösse gegen Art. 3 Abs. 1 lit. b UWG (Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) vor.

Verstösse gegen die Preisbekanntgabeverordnung – Fake-Rabatte

Viele dem Konsumentenschutz bekannte Dropshipping-Shops locken Konsument:innen mit vermeintlichen Aktionspreisen und angeblich limitierten Sonderangeboten. Oft sind die Rabatte aber gar nicht zeitlich limitiert und liegen sowieso über das gesamte Sortiment hinweg bei 50 % und darüber. Die Preisbekanntgabeverordnung (PBV) hält in Art. 16 PBV fest, wann eine Preisbekanntgabe mit einem Vergleichspreis (also als Rabatt zum «normalen» Preis) erlaubt ist. Der Vergleichspreis wird auf Online-Shops oft durchgestrichen dargestellt, so auch bei Dropshipper:innen. Um einen solchen Selbstvergleichspreis nutzen zu dürfen, muss der Online-Shop den «normalen» Vergleichspreis für diesen Artikel zuvor (oder nach einer Einführungsphase) gefordert haben. Fantasie-Vergleichspreise, die gar nie verlangt wurden, sind also nicht erlaubt. Die Durchsetzung der PBV unterliegt den kantonalen Gewerbepolizeien, welche bei Verstössen eine Busse sprechen können.

Mangelhafte Produktqualität

Viele Konsument:innen gehen davon aus, dass bei in der Schweiz angebotenen Produkten eine Qualitätskontrolle stattfindet. Tatsächlich vertreiben viele Dropshipping-Shops aber Billigstware aus China, die sie selbst nie zu Gesicht bekommen haben. Die Ware wird von Lieferantinnen auf Plattformen wie AliExpress, Wish, Shein oder DHgate direkt an die Endkund:innen geliefert ohne Zwischenstopp beim «Schweizer» Online-Shop. Diese Billigstware erfüllt dann häufig auch nicht die Qualitätsansprüche der Kund:innen. Gerade bei Elektrogeräten kann die schlechte Qualität schwerwiegende Folgen haben. Elektrogeräte mit mangelhaften Akkus, Netzteilen oder Kabeln können einen Brand oder im schlimmsten Fall sogar eine Explosion verursachen. Bei Spielzeug wurden derweil wiederholt gefährliche Schadstoffe und Erstickungsrisiken festgestellt, während bei Kleidung Chemikalien eingesetzt wurden, die zu Hautirritationen führen oder gar karzinogen wirken können. Rein rechtlich jedoch ist es nicht per se verboten, Billigware zu überteuerten Preisen anzubieten.

Fehlender Support, Impressum & Retouren

Nebst der schlechten Qualität kommt es auch bei der Lieferung oft zu Problemen. Regelmässig wird Ware später als angegeben geliefert oder kommt gar nicht bei den Kund:innen an. Bei Rückfragen oder Lieferproblemen wird es dann schwierig, mit den Verkäufer:innen in Kontakt zu treten. Entweder ist niemand erreichbar oder Konsument:innen werden mit Standardantworten abgewimmelt. Viele Dropshipping-Shops haben anstelle eines vollständigen Impressums lediglich irgend ein Kontaktformular auf ihrer Website. Dies ist ein eindeutiger Verstoss gegen Art. 3 Abs. 1 lit. s Ziff. 1 UWG. Der Konsumentenschutz erfährt von Konsument:innen auch immer wieder, dass Dropshipper:innen ihre Anfragen einfach ignorieren.

Vom Retournieren falscher oder mangelhafter Ware nach China rät der Konsumentenschutz konsequent ab. Zum einen kostet die Rücksendung nach China ca. 50 Franken und zum anderen wird das Paket in China erfahrungsgemäss nie abgeholt. Selbst wenn das Paket abgeholt würde: Bliebe es unsicher, ob eine Rückvergütung tatsächlich erfolgen würde.

Leider sind die rechtlichen Möglichkeiten, um gegen Dropshipping-Shops ohne Impressum vorzugehen, sehr beschränkt. Denn da deren Sitz oft unbekannt oder im Ausland ist, sind auch die Verantwortlichen schwer fassbar.

Dabei ist bereits ein unvollständiges Impressum nach Art. 3 Abs. 1 lit. s UWG unlauter und kann damit zur Anzeige gebracht werden.

Werbung über Social Media

Häufig verfügen die Dropshipping-Shops über eine starke Präsenz auf Social Media (insbesondere auf Facebook, Instagram und Tik Tok), wo sie im grossen Stil Werbung schalten. Dort locken sie vor allem mit unseriösen Rabatten und angeblichen Sonderaktionen (siehe Fake-Rabatte oben) Konsument:innen auf ihre Online-Shops.

Manche Dropshipper:innen bemühen sich zudem um eine möglichst gute Suchmaschinenoptimierung, damit ihre Online-Shops in den Resultaten der Suchmaschine möglichst weit oben und dadurch vertrauenswürdiger erscheinen.

Vorsicht vor vermeintlichen Schweizer Online-Shops

Dropshipper:innen sind oft international tätig und betreiben mehrere Online-Shops gleichzeitig. Auch wenn sie Waren mit einem Bezug zur Schweiz anpreisen, heisst das noch nicht, dass es sich auch um ein Schweizer Unternehmen handelt. Dropshipper:innen, die ihre Produkte oder sich selbst so bewerben, verstossen damit gegen Art. 3 Abs. 1 lit. b UWG – Melden Sie solche Online-Shops umgehend dem SECO. Der Konsumentenschutz weiss von vielen Schweizer Boutiquen, die nie existierten und mit manipulierten oder KI-generierten Bildern geworben haben.

Regelmässig benutzen Dropshipper:innen eine .ch-Domain. Das verstärkt bei Besucher:innen zu Unrecht den Eindruck, dass es sich um eine Schweizer Firma handelt. Tatsächlich ist das Kaufen und Verwenden von .ch-Domains Personen und Unternehmen auf der ganzen Welt erlaubt. Einen tatsächlichen Bezug zur Schweiz müssen sie dafür nicht haben. Das Verwenden einer .ch-Domain für Dropshipping  ist an sich nicht verboten.

Beispiele aus unseren Meldungen

BGF Investment GmbH

Die Schweizer Firma BGF Investment GmbH (in Liquidation) betrieb bis November 2024 Online-Shops wie pfotenland.ch und babyparadies-schweiz.ch, auf denen Billigstware aus China für Tiere und Babys verkauft wurden. Das Unternehmen warb in Werbeanzeigen nicht nur mit vermeintlichen Aktionen und hervorragenden Kund:innenbewertungen, sondern auch mit Produkten von «höchster Qualität». Auch die Existenz von Rückgaberichtlinien und Seiten, die auf das Widerrufsrecht hinwiesen, erweckte den Anschein, dass Sie bestellte Ware retournieren könnten. Laut den häufig gestellten Fragen (archiviert im Internet Archive) aber, war dies aber nie wirklich möglich.

OG Commerce GmbH

Der Online-Shop swisstailored.ch verkaufte vermeintliche «italienische Luxus-Herrenschuhe» für CHF 78.99 (statt CHF 156.99). Auf AliExpress werden Schuhe mit identischen Fotos für CHF 10.00 verkauft. Hinter dem Shop steckte die OG Commerce GmbH mit Sitz in Zug, den sie im April 2025 nach Schwyz verlegt hatte. Sie betreibt weitere Dropshipping-Shops, die einen Bezug zu Schweizer Städten herstellen, der faktisch nicht besteht (siehe Liste unten). Alle Shops behaupteten, sie seien «Die Nr. 1 in der Schweiz». Die Trustpilot Bewertungen zeichnen jedoch ein anderes Bild. Anders als bei anderen Droppshipping-Seiten konnten Konsument:innen bei «Swisstailored» zwar Retouren an eine Schweizer Adresse senden, in den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ist das Rückgaberecht für reduzierte Artikel jedoch explizit ausgeschlossen. Die Crux: Jeder Artikel im Shop war «reduziert», womit de facto kein Rückgaberecht bestand.

Risiken für Dropshipper:innen

Weil weder ein Warenlager noch ein Vertriebsnetz benötigt wird, ist es relativ einfach, selbst zu Dropshipper:innen zu werden. Dies kann jedoch nach hinten losgehen, auch finanziell. Denn obwohl keine Lagerkosten anfallen, werden diverse Fixkosten fällig, beispielsweise die monatlichen Gebühren bei Shopify. Zusätzlich gibt es für Dropshipper:innen Risiken, die ihnen oft nicht bewusst sind.

Haftung beim Dropshipping

Schweizer Dropshipper:innen sollten sich bewusst sein, dass sie nach Art. 2 Abs. 1 lit. c Produkthaftpflichtgesetz (PrHG) genauso als Hersteller:innen gelten, wie die Unternehmen oder Personen, welche die Produkte effektiv produziert haben. Damit haften Dropshipper:innen auch solidarisch mit Hersteller:innen (Art. 7 PrHG) für Schäden an Personen und Sachen, die ein fehlerhaftes Produkt (Art. 1 PrHG) verursacht. Die Käufer:innen können die gesamte Forderung gegen die Dropshipper:innen geltend machen. Diese Produkthaftung kann nicht wegbedungen (z. B. über die AGB oder mit einem Kästchen beim Check-Out ausgeschlossen) werden (Art. 8 PrHG) und gilt für 10 Jahre ab Verkauf (Art. 9 PrHG). Verursacht also beispielsweise ein über einen Dropshipping-Shop verkaufter Mixer einen Küchenbrand, kann das für die Dropshipper:innen massive finanzielle Folgen haben.

Unlauterer Wettbewerb

Das Verwenden von unwahren Werbeversprechen wie «italienische Herrenschuhe» oder «Schweizer Design» für Dropshipping-Ware sind ein klarer Verstoss gegen das UWG. Dieses verbietet in Art. 3 Abs. 1 lit. b UWG, irreführende Angaben über die Firma, die Waren oder deren Preise zu machen. Auch das Betreiben von Online-Shops ohne vollständiges Impressum ist nach Art. 3 Abs. 1 lit. s UWG unlauter.

Wer gegen Art. 3 UWG verstösst, kann zu einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft werden. (Art. 23 Abs. 1 UWG)

Finanzielle Risiken

Auch wenn die Kosten für das Erstellen eines Dropshipping-Shops überschaubar sind, ist damit noch nichts verkauft. Dropshipper:innen können entweder Online-Marktplätze mit bestehendem Publikum (z.B. Amazon) verwenden und sehr niedrige Margen bei hohem Wettbewerb akzeptieren, oder sie betreiben eigene Online-Shops, die anfangs unbekannt sind. Viele Dropshipper:innen wählen Letzteres. Um dann potenzielle Kund:innen auf den eigenen Online-Shop zu führen, müssen sie kostenpflichtige Werbung auf Social Media oder Suchmaschinen schalten. Um ausreichend viele Personen zu erreichen, muss viel Werbung geschaltet werden, wobei rasch ordentliche Summen zusammenkommen.

Dennoch gibt es auch immer wieder Erfolgsgeschichten von Personen, die mit Dropshipping ganz einfach reich wurden. Die meisten Dropshipper:innen scheitern aber beim Versuch und manche von ihnen setzen dabei tausende Franken für Kursgebühren in den Sand. Wie überall, wo damit geworben wird, dass schnell und einfach viel Geld verdient werden kann, ist es auch beim Thema Droppshipping ratsam, Vorsicht walten zu lassen.

Exkurs: Dropshipping-Kurse – das Verspechen vom schnellen Geld

In den sozialen Medien (insbesondere Tik Tok) kursieren etliche Werbevideos von angeblichen «Coaches», die mit ihren Dropshipping-Shops angeblich bereits Millionen verdient haben. Die teuren Online-Kurse sollen den Einstieg ins Dropshipping-Business kinderleicht machen und wohlgehütete Erfolgsgeheimisse und -systeme preisgeben, die garantiert zum Erfolg führen.

Bei derartigen Videos ist grosse Vorsicht angebracht: Symbole des Erfolges wie die gezeigten Luxusautos könnten auch gemietet und die Kontoauszüge manipuliert sein. Bei den Verkaufs- und Werbemethoden gibt es grosse Parallelen zu den illegalen Schneeballsystemen. Wer sich hinreissen lässt und einen Kurs kauft, erhält meist eine schlecht kuratierte Zusammenstellung frei verfügbarer, grundlegender Informationen, wenn überhaupt.

Erfahren Sie mehr zum Thema in der SRF-Reportage:

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