Währungsgewinne: Detailhandel stolpert über eigene Studie
Schweizer und Schweizerinnen zahlen für identische Produkte teilweise massiv mehr als im benachbarten Ausland. Die Detailhändler rechtfertigen dies immer wieder mit den hohen Löhnen in der Schweiz. Das Argument klingt einleuchtend – ist aber falsch.
Ausgerechnet eine Studie, die im Auftrag von Migros, Coop, Denner, Valora, Manor und Charles Vögele erstellt wurde, liefert den Beweis: Es ist zwar richtig, dass die Angestellten im Schweizer Detailhandel mehr verdienen als in Deutschland, Frankreich, Österreich oder Italien, aber: Die sogenannten Lohnnebenkosten (zum Beispiel AHV- oder Unfallversicherungsbeiträge) sind in der Schweiz vergleichsweise niedrig. Zudem sind die Schweizer Angestellten produktiver: Sie leisten mehr pro Stunde und sie sind weniger oft krankheitshalber abwesend. Werden all diese Faktoren berücksichtigt, kommt der Verfasser der Studie zum Schluss (Seite 40): „Sofern bei den Arbeitskosten neben den nominalen Kosten auch die erbrachte Leistung berücksichtigt wird, also ein Vergleich der Lohnstückkosten vorgenommen wird, hat der Schweizer Detailhandel einen Kostenvorteil von 5 Prozent.“ Auf gut Deutsch heisst das: Das Auffüllen eines Supermarktregals kostet Migros, Coop oder Denner im Durchschnitt sogar weniger als den Grossverteilern in den umliegenden vier Ländern.
Halten wir fest: Gewisse Markenartikel kosten in der Schweiz mehr als doppelt so viel wie zum Beispiel in Deutschland. Obwohl es immer wieder behauptet wird: Die Schweizer Löhne sind kein Grund dafür. Fazit: Ob Hersteller, Importeur oder Schweizer Detailhändler – irgendeiner sahnt da kräftig ab.
Mir ist das nicht egal. Ich finde es wichtig, dass der grosse Einsatzwillen der Schweizer Arbeitnehmer honoriert wird und ihr hart erarbeiteter Lohn nicht für überteuerte Produkte draufgeht. Deshalb setze ich mich für tiefere Preise in der Schweiz ein.
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz