PFAS: Problem anpacken statt auf die Konsument:innen schieben

Auch der Kanton Appenzell Ausserrhoden hat ein grosses Problem mit PFAS: Da die gesundheitsgefährdenden «Ewigkeitschemikalien» in verschiedenen Milchproben festgestellt wurden, soll die Belastung von Boden und Tränkewasser nun breit geprüft werden. Der Konsumentenschutz verlangt wirkungsvolle und einheitliche Massnahmen: Etwa ein Verbot der PFAS, ein flächendeckendes Monitoring von Wasser und Boden, verbindliche Höchstwerte sowie eine Deklarationspflicht. Auf keinen Fall sollen die Konsument:innen diese Chemikaliensuppe auslöffeln und belastetes Fleisch konsumieren müssen, wie dies ein Vorstoss im Parlament verlangt.
PFAS sind weitverbreitete, schwer abbaubare Chemikalien, die sich in der Umwelt anreichern und auch in die Lebensmittelkette gelangen. Für die PFAS-Belastung von Fleisch, Eiern und Fisch gibt es in der Schweiz seit letztem Jahr Höchstwerte, für Milch und Milchprodukte hingegen nur Richtwerte.
Die PFAS-Werte sind auch in Milchproben des Kantons Appenzell Ausserrhoden erhöht, wie die Kantonsregierung heute mitgeteilt hat. Kantone wie Appenzell Ausserrhoden, welche die PFAS-Problematik ernst nehmen und die Boden- und Wasseruntersuchungen durchführen, stossen auf beunruhigende Ergebnisse. Das musste auch schon der Kanton St. Gallen erfahren. Der Konsumentenschutz fordert, dass der Bund die Kantone mit Koordination, verbindlichen Vorgaben und gesetzlichen Grundlagen unterstützt. Auch die Politik ist gefordert.
Bewusste Gesundheitsgefährdung
Diese Woche wurde zudem bekannt, dass eine bundesweite, langjährige Studie zur Belastung der Schweizer Bevölkerung durch PFAS und Pestizide aus Kostengründen fallengelassen wird. Behörden und Politik scheinen immer noch nicht zu begreifen, was diese langlebigen Chemikalien für unsere Gesundheit und die Umwelt bedeuten. «Statt das Übel an der Wurzel zu packen und die PFAS zu verbieten, will man die Konsument:innen die Chemikaliensuppe auslöffeln lassen», kritisiert Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder. In der anstehenden Herbstsession sieht eine Motion vor, dass Fleisch, welches die PFAS-Höchstwerte überschreitet, mit einwandfreiem Fleisch vermischt wird. Ein wirtschaftlicher Nonsens für die Produzent:innen, die so weniger verdienen würden, und für die Verarbeitungsindustrie, die mehr Aufwand für ein minderwertiges Produkt betreiben müsste. Vor allem aber nähmen Palramentarier:innen bewusst eine Gesundheitsgefährdung in Kauf! Denn auch kleinere Dosen PFAS reichern sich im Körper an und werden selbst nach Jahren nicht abgebaut.
Parlament hat es in der Hand
Das Parlament hat es in der anstehenden Herbstsession in der Hand, die Weichen so zu stellen, dass sich das Problem der «Ewigkeitschemikalien» nicht noch weiter verschärft und der Gesundheitsschutz und das Vorsorgeprinzip vor wirtschaftlichen Interessen gestellt werden. Eine ganze Reihe Motionen werden am kommenden Dienstag im Nationalrat in einer Sondersession zu den PFAS behandelt.
Der Konsumentenschutz fordert:
- Eine schweizweite verpflichtende Bestandesaufnahme der Belastung von Wasser und Boden sowie ein langfristiges Monitoring der Belastungen von Mensch und Umwelt.
- Genügend Mittel, um breit und vernetzt zu den Auswirkungen auf die Gesundheit und Umwelt zu forschen sowie PFAS-Alternativen zu prüfen.
- Deklaration der PFAS in Konsumgütern, damit die Konsument:innen eine Wahlmöglichkeit haben und der Ersatz der PFAS durch weniger schädliche Stoffe gefördert wird.
- Festlegung von verbindlichen Höchstwerte, nicht nur bei Fleisch, Fisch und Eiern.
- Eine Entschädigung der betroffenen Betriebe, deren Produkte die Höchstwerte überschreiten.
«Die Parlamentarier:innen haben jetzt die Möglichkeit, wichtige Pflöcke einzuschlagen und Mensch und Umwelt vor den langfristigen und unberechenbaren Folgen zu schützen», fordert Stalder die Politik auf, das Problem zu lösen statt es mit Vermischen und Vertuschen auf die Konsument:innen abzuwälzen und Kantone und Betriebe damit allein zu lassen.