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Krankenkassenprämien 2021: Reformen bitter nötig!

Die Krankenkassenprämien steigen nächstes Jahr um durchschnittlich 0.5%. Auch wenn der Anstieg dieses Jahr moderat ausfällt: Die bereits enorme Belastung der KonsumentInnen und Familien steigt weiter. Der Konsumentenschutz fordert, dass das Parlament, der Bundesrat und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Verantwortung übernehmen, für die Bevölkerung einstehen und die längst fälligen Kostendämpfungsmassnahmen beschliessen, anstatt sich einmal mehr der Lobby derer zu beugen, welche von steigenden Prämien profitieren. Die Lösungen für ein qualitativ hochstehendes Gesundheitswesen zu vernünftigen Kosten liegen auf dem Tisch. 

Heute wurden die Prämien der obligatorischen Grundversicherung (OKP) für das nächste Jahr bekanntgegeben, im Durchschnitt werden sie um 0.5% steigen. Damit nimmt die Belastung durch Gesundheitskosten weiter zu. Je nach Konstellation müssen Haushalte bis zu einem Viertel ihres verfügbaren Einkommens für die Krankenkassenprämien aufwenden, gleichzeitig sparen viele Kantone bei der Prämienverbilligung. Eine zusätzliche Belastung für die Schweizer Konsumenten ist die Kostenbeteiligung (u.a. Franchise und Selbstbehalt), die in der Schweiz so hoch ist wie in keinem anderen Land der OECD.

Kosten nach wie vor zu hoch

Die Gründe für die unnötig hohen Gesundheitskosten sind vielfältig: 20-30% unnötige Behandlungen, im Vergleich zu europäischen Ländern massiv überteuerte Generika, ein völlig veralteter Tarif für ambulante Leistungen, keine funktionierende systematische Rechnungskontrolle und ein BAG, dass sich allzu oft den Interessen derer beugt, welche sich über Krankenkassenprämien finanzieren: Krankenkassen, Ärzte, Spitäler, Pharmaunternehmen, Apotheken und weitere Akteure des Gesundheitswesens.

Reserveabbau: Freiwilligkeit reicht nicht

Dass die Reserven der Krankenversicherer zu hoch sind, ist nichts Neues. Wenn der Bundesrat nun den Versicherern den Reserveabbau erleichtern will, ist an sich lobenswert. Doch das wird nicht reichen, das hat die Vergangenheit bereits gezeigt. Der Konsumentenschutz fordert den Bundesrat auf, die Versicherer umgehend gesetzlich in die Pflicht zu nehmen, ihre Reserven moderat zu halten und Überschüsse an die Versicherten zurückfliessen zu lassen.

Politik hat es in der Hand

Der Bundesrat und das Parlament haben es in der Hand, für die Bevölkerung einzustehen, die nötigen Reformen voranzutreiben und das BAG mit den nötigen Rechten, Pflichten und Mitteln auszustatten, die für eine wirksame Aufsicht über einen Milliardenmarkt nötig sind. Stattdessen folgen sie immer noch allzu oft den Wünschen der Prämien-Profiteure, nicht zuletzt, weil viele davon persönlich im Parlament und den entsprechenden Kommissionen sitzen.

Die aktuelle Pandemie-Situation zeigt, wie wichtig ein funktionierendes, starkes und qualitativ einwandfreies Gesundheitssystem wäre. Dass dies seinen Preis hat, ist klar. Hohe Kosten alleine führen aber nicht zu besserer Qualität, auch wenn die Akteure des Gesundheitswesens nicht müde werden, dies so darzustellen. Das System kann nicht verbessert werden, indem ungerechtfertigte und intransparente Geldflüsse, veraltete Tarife, unnötige Behandlungen und kurzsichtige Klientelpolitik aufrechterhalten werden. Stattdessen braucht es gezielte Massnahmen, verpflichtende Qualitätsprogramme und eine strikte und stark aufgestellte Aufsicht.

Prämien-Beratung des Konsumentenschutzes

Der Konsumentenschutz bietet Versicherten, die durch einen Kassenwechsel Prämien sparen möchten, telefonische Beratung an. Mehr Infos: https://www.konsumentenschutz.ch/beratung/

 

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