Klebrige Postkampagne
“Werbung informiert. Werbung unterhält. Werbung…” Mehr Argumente für die Werbung kommen der Post offenbar nicht mehr in den Sinn: “Was ist Werbung eigentlich für Sie?” fragt die Post dann rhetorisch. Papierverschwendung, würde ich dann beispielsweise anfügen, aber das will die Post vermutlich nicht hören: In Bern wurde dieser Tage ein Schreiben der Post in diejenigen Briefkästen gelegt, welche “mit Ihrem Stoppkleber eine eher kritische Haltung signalisieren”.
Ganz unverhohlen weibelt die Post dafür, dass man den Kleber wieder entfernt. Zur Belohnung winken Gewinne – mit etwas Glück Fr. 2000.- in bar oder eines der zehn Goldvreneli. Und natürlich kann man dann wieder “von interessanten Angeboten profitieren und dadurch Geld sparen”. Und weiter hält sich die Post dafür, die rhetorische Frage zu stellen, ob man auch wisse, dass man “Warenproben sowie ansprechende Kataloge” erhalten würde.
Doch, liebe Post, das weiss ich, dass ich das erhalte. Genau darum kleben auch so viele einen Stopp-Werbung-Kleber auf den Briefkasten. Da nützt auch die “Inspiration” nichts, welche die Post dem Werbeschreiben beilegt: Pulver für eine Tasse Instantkaffee, samt der Information, dass man den Kaffee jetzt auch im anderen Grossverteiler kaufen kann und dem obligaten Wettbewerb (Hauptgewinn “schlank und schön in Österreich” – Ferien für zwei in den besten Hotels für Gesundheit und Wellness). Der zweite Beweis, wie interessant und informativ Werbung sein kann, ist ein Beutel zum Einsenden von leeren Tintendruckerpatronen. Ohne Wettbewerb, dafür kann man damit “Jetzt bis zu 50 % Geld sparen”.
Wie dümmlich das Ganze daherkommt, zeigen schliesslich die Kleber, die noch beiliegen: Drei silberfarbene Kleber mit einem gelben Smiley und dem Aufdruck “Werbung? O.K.!” und der Information “Sagen Sie O.K. zur Werbung! Mit diesem Kleber haben Sie Ihre Werbung auf sicher im Kasten”. Wer mitmacht, muss der Post mitteilen, ob man den Kleber mit dem Postkleber überklebt oder den “Bitte keine Werbung”-Kleber selbst entfernt. Da lässt die Post schon nach: In einer früheren Aktion konnte man sich den Kleber von der Post entfernen lassen, “durch geschulte Fachkräfte kostenlos und schonend”.
Liebe Post. Wer so dümmlich und anbiedernd daherkommt, der zeigt nicht nur ganz offensichtlich, dass es ihm nicht um die Kundinnen und Kunden geht, sondern darum, “ansprechende Kataloge” zu verteilen und damit Geld zu verdienen. Vielleicht um bessere Werbekampagnen zu führen?
Übrigens verteilt die Post die Werbung nicht unadressiert, sondern über das Infoblatt “ShoppingAktuell”. Dieses ist adressiert, so dass Kaffee und Beutel quasi legal in die Stopp-Werbung-Briefkästen flattert. Für ein solches Vorgehen hat der Staatsbetrieb ein “Stopp” oder ein “KO” verdient. Oder was denken Sie?
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz