Hilfe gegen Magenkrämpfe?
Herr Flückiger fühlt sich reingelegt. Nicht von der Apothekerin, nein, die könne ja nichts dafür, versichert er. Aber das sei doch eine Frechheit! Aber von vorne: Herr Flückiger kauft regelmässig das Medikament Buscopan. Das kenne er seit Jahren und schlucke es, wenn es kneife und zwicke im Bauch. Als er kürzlich in der Apotheke wieder nach einer Packung fragt, ist er hoch erfreut: Der Preis ist gesunken, stellt er fest. Das schon, meint die Apothekerin, bloss seien jetzt auch deutlich weniger Pillen drin. Tatsächlich, Herr Flückiger rechnet nach und ist entrüstet: Eine Pille kostet plötzlich statt 28 nun 62,5 Rappen, die Packung enthält nicht mehr 50, sondern nur noch 20 Pillen!
Die Herstellerfirma Boehringer Ingelheim hat zu einem Trick gegriffen: Sie hat das Medikament von der Spezialitätenliste genommen, das heisst, das Medikament kann nicht mehr über die Grundversicherung abgerechnet werden. Im Gegenzug kann Boehringer Ingelheim den Preis nun frei nach Gutdünken festsetzen, da sie keiner Behörde mehr über den Preis Rechenschaft ablegen muss. Und vor allem ist der Hersteller jetzt auch frei, Werbung für das Medikament zu betreiben. Das macht die Firma auch: Sie führt seit Wochen eine millionenteure Kampagne für das alte Medikament. Für ein etwas frischeres Image, ein neues Design der Schachtel verlangt sie nun fast das Doppelte. Bloss an der Zusammensetzung und Wirkung des Medikamentes hat nichts geändert.
Er könne fast nicht glauben, sagt Herr Flückiger, dass die Firma etwas davon verstehe, Magenschmerzen zum Verschwinden zu bringen. Ihm jedenfalls ziehe es den Magen zusammen, wenn er sehe, wie die Firma geschäfte. Wer weiss, vielleicht gehört das genau auch zur durchtriebenen Verkaufsstrategie von Boehringer Ingelheim?
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz
