Extra-Panini für die Schweiz
Wenn Sie unter Panini Brötchen verstehen, dann zeigt das, dass Sie Italienisch sprechen, aber vermutlich keine Kinder oder Enkelkinder unter 15 Jahren haben: In den nächsten Woche ist unter Panini eindeutig der Hunger nach den qualitativ zwar sehr mittelmässigen, aber begehrten Fussballer-Bildchen zu verstehen.
Die italienische Firma Panini, welche die Bildchen seit Jahren äusserst erfolgreich vertreibt, versteht ihr Geschäft: Die Lancierung der Bildchen wird dieses Jahr in der Schweiz zum ersten Mal zelebriert, als ginge es um einen neuen Harry Potter-Roman. Verschiedene Kioske in der Schweiz machen nach Mitternacht auf, damit die Sammlerinnen und Sammler sich mit einer ersten Ladung Bildchen eindecken können. In 56 Tagen beginnt die Fussballmeisterschaft, da kann man mit dem Sammeln nicht mehr zuwarten. 658 verschiedene Bildchen müssen möglichst rasch gesammelt werden, damit das Album rechtzeitig voll wird.
Eine Herausforderung, die Kinder und Jugendliche lieben: Kaufen, kleben, vergleichen, tauschen, im Internet und auf Börsen die fehlenden Fussballer aufstöbern, das verkürzt die Zeit bis zum WM-Start. Für Eltern ist dies eine ziemlich teure Angelegenheit: Im besten Fall kostet das volle Album 135 Franken, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es doppelt so teuer wird (ausser man hat ein Organisations- und Tauschgenie zu Hause). Bis morgen bleibt Zeit, mit den Sprösslingen abzumachen, ob und unter welchen Bedingungen ein solches Sammelalbum angeschafft und gefüllt wird.
Was aber wirklich ärgerlich ist: Panini hat gemerkt, dass die Schweizerinnen und Schweizer besonders engagiert sammeln. Deshalb haben sie für die Schweiz eine Sonderausgabe produziert, welche 20 Bildchen mehr als die internationale Ausgabe umfasst. Mit diesen “einzigartigen” Bildchen verhindert Panini, dass man in der Schweiz die etwas billigeren internationalen Bildchen beschafft. Kurz und gut: Weil in der Schweiz besonders fleissig gesammelt wird, verlangt man hier grad noch etwas mehr für die ohnehin teuren Bildchen.
Unfair, finde ich. Und eine rote Karte wert.
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz