Eco-Score: Coop macht Rückschritt bei der Transparenz

Wie stark belasten Fleisch, Chips, Büchsenbohnen oder frische Ananas die Umwelt? Konsument:innen erhalten auf diese Fragen meist keine Antwort. Coop hat für die Eigenmarken den Eco-Score eingeführt, ein System, welches die Umweltbelastung berechnet. Doch leider macht Coop einen Rückschritt bei dieser Kennzeichnung. Der Eco-Score verschwindet wieder von den Produkten und ist nur noch online ersichtlich.
Wie umweltschädlich ist der Transport per Schiff? Sind die Schweizer Bohnen, die bereits im Frühling im Regal liegen, in geheizten Treibhäusern gewachsen? Und wie stark belasten aus Ghana importierte Ananas die Umwelt? Die Konsument:innen erhalten meist keine Antwort auf diese Fragen. Es gibt zwar verschiedene Kennzeichnungen, um die Umweltbelastung sichtbar zu machen. Migros hat ein eigenes System entwickelt, den M-Check. Dieser zeigt jedoch nur einzelne Aspekte wie Tierwohl, Transport oder Klimaverträglichkeit auf. Coop setzt auf den Eco-Score von beelong.ch. Dieser berechnet die Umweltbelastung von Lebensmitteln anhand verschiedener Kriterien wie CO2-Emmissionen, Transport, Wasser- und Landnutzung oder Saisonalität. Eine farbige Skala von Grün bis Rot gibt an, wie stark das Produkt die Umwelt belastet. Die Konsument:innen erkennen also auf einen Blick, ob das Produkt umweltfreundlich ist oder eine grosse Belastung für die Umwelt darstellt.
Zu komplex?
Coop berechnet den Score lediglich für die Eigenmarken. Auf den Produkten aufgedruckt ist er nur auf relativ wenig Produkten. In Zukunft verschwinden aber auch diese. Denn Coop hat entschieden, den Score wieder von den Verpackungen zu entfernen und ihn nur noch online zu veröffentlichen. Coop begründet dies gegenüber dem Konsumentenschutz so, dass der Eco-Score ein komplexes Thema sei und auf der Verpackung nur schwer vermittelt werden könne. Allerdings ist es ja gerade der Sinn und Zweck von solchen Scores und Labels, komplexe Sachverhalte herunterzubrechen. Alles Labels oder Scores setzen auf dieses Prinzip.
Auch das zweite Argument von Coop, dass die Verpackungen nicht rasch genug neuen Grundlagen des Scores angepasst werden können, ist kaum nachvollziehbar. Verpackungen müssen immer wieder angepasst werden, die Anpassung des Eco-Scores ist dabei wohl eher die Ausnahme.
Online abrufbar
Konsument:innen können den Score, den Coop für die Eigenmarken berechnet, online über Coop-Webseite oder über die App abrufen. Coop biete damit den Konsument:innen eine klare Orientierungshilfe und ermögliche eine fundierte Kaufentscheidung, sagt die Detailhändlerin. Der Konsumentenschutz ist hingegen der Ansicht, dass nur eine Information auf der Verpackung für die Konsument:innen wirklich sichtbar ist. Die wenigsten Konsument:innen wissen überhaupt, dass diese Information online vorhanden ist.
Von daher ist klar: Coop macht einen klaren Rückschritt bei der Transparenz und der Nachhaltigkeit. Gäbe es dafür einen Score, müsste dieser Richtung orange angepasst werden.
Eco-Score und Nutri-Score?
Der Eco-Score wurde kritisiert, weil er sich optisch sehr stark an den Nutri-Score anlehnte. Dieser fasst die Nährwerte eines Lebensmittels zusammen. Konsument:innen, die nicht genau hinschauten, zeigten sich irritiert, weil beispielsweise Bisquits im Coop einen grünen Score anzeigte. Das mag für die Umweltbelastung stimmen, nicht aber für die Nährwerte und die Ausgewogenheit. Inzwischen hat beelong.ch das Design des Eco-Scores (siehe Foto) angepasst, so dass die Verwechslungsgefahr nicht mehr so gross ist. Ein Grund mehr, den Eco-Score beizubehalten!