Rückkehr zur Atomenergie: Konsument:innen zahlen mehrfach

Die Konsument:innen zahlen die Zeche: Atomstrom ist unter dem Strich der weitaus teuerste Strom, während eine flexible Produktion mit dezentralen Energiequellen wirklich zukunftweisend wäre. Der Konsumentenschutz spricht sich deshalb gegen die Rückkehr zu dieser veralteten Technologie und den Gegenvorschlag zur Initiative «Blackout stoppen» aus.
Die überraschende Abkehr vom Atomausstieg erachtet der Konsumentenschutz als zu überstürzt und vor allem zu wenig überlegt. Kurz nachdem das Stimmvolk im Frühling 2024 mit überwältigendem Mehr Ja zu einer Stromversorgung mit erneuerbaren Energien gesagt hat, will der Bundesrat wieder auf die veraltete, unsichere und sehr teure Technologie setzen. Denn bezieht man alle Kosten ein, ist die Atomenergie keinesfalls mehr so günstig, wie den Konsument:innen oft weisgemacht wird. Das beweisen nur schon die extremen Kostenüberschreitungen beim Bau von neuen Atomkraftwerken in diversen Ländern. Und bei diesen Kosten sind der Rückbau der Anlagen, die hohen Produktionskosten, die Instandhaltung oder Sicherung und Lagerung der Abfälle nicht einmal eingerechnet. Diese Kosten werden die Konsument:innen bezahlen – über die Strom- oder die Steuerrechnung.
Alternative Energie hat an Bedeutung gewonnen
Dass Atomenergie nicht rentabel ist, hat auch mit dem erfreulichen Voranschreiten der alternativen Energiequellen zu tun. Diese decken die Energieversorgung immer öfters vollständig ab. Die «Bandenergie», also der Grundbedarf an Strom, der rund um die Uhr benötigt wird, wird mittlerweile während bestimmten Zeiten von diesen Energiequellen abgedeckt. Das setzt die Strompreise unter Druck. Die unflexible Atomstrom-Produktion kann nicht auf die tiefen Preise reagieren und produziert während immer längeren Phasen zu Dumpingpreisen.
Die Nutzung aller zur Verfügung stehenden Technologien, für die der zuständige Energieminister Albert Rösti plädiert, ist folglich schlecht durchdacht und berechnet. «Die Förderung verschiedener alternativer Energiequellen wie Sonne und Wind bedingen einmalige Investitionen und laufen dann ausgesprochen günstig. Sie verursachen keine Hypotheken für unzählige Generationen nach uns», ist Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder überzeugt. Falls neue Atomkraftwerke gebaut würden, zahlen die Konsument:innen in Zukunft die Zeche für eine längst veraltete Technologie, ist sich Stalder sicher.
Dezentrale Stromversorgung ist widerstandsfähiger
Der Konsumentenschutz ist überzeugt, dass das zukünftige Stromnetz dezentral funktionieren wird. Viele kleinere Solar-, Windanlagen oder Quartierbatterien werden den Storm dort produzieren und speichern, wo er verbraucht wird. Dies ist umweltfreundlicher und macht das Netz widerstandfähiger. Es führt dank geringerem Netzausbau auc zu tieferen Kosten. Die rechtlichen Grundlagen wurden im Stromgesetz bereits festgelegt, indem virtuelle Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (vZEV) oder lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) ermöglicht werden. Diesen Weg gilt es nun konsequent weiterzuverfolgen, statt eine Technologie aus dem letzten Jahrhundert wiederbeleben zu wollen.