Projekt myRide: Wichtige Fragen noch unbeantwortet

Die Alliance SwissPass (ASP) führt das Projekt myRIDE weiter. Der Konsumentenschutz fordert, dass Fragen zum öV-Zugang, Privatsphäre und Preisdiskriminierung zwingend geklärt werden müssen, bevor das System eingeführt wird. Konsument:innenfreundliche Lösungen müssen dringend erarbeitet werden.
Die Betreiber:innen des öffentlichen Verkehrs wollen ein digitales Tarifsystem einführen, das sie in einem mehrmonatigen «Feldtest» geprüft haben, gibt die ASP heute in einer Medienmitteilung bekannt. Der Konsumentenschutz hat klare Anforderungen an das System: Neben der Kostentransparenz und einem einfachen Tarifsystem gehören dazu auch Fragen rund um Datensparsamkeit und Anonymität, Zahlungsmittel und Vertriebskanalneutralität.
Zugang für alle
Das grundlegende Problem des Projekt myRIDE ist offensichtlich: Der digitale Tarif kann nur per Handy und Trackingfunktion genutzt werden. Bisher wurde von der öV-Branche noch keine Lösung präsentiert, wie Menschen ohne Handy oder digitale Zahlungsmittel den neuen Tarif nutzen sollen. Personen ohne Zugang zu einem Smartphone, z.B. Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen, können den digitalen Tarif demzufolge nicht nutzen. Für Marius Wiher, Konsumentenschutz-Projektleiter, ist dies keine Option: «Für alle Menschen in der Schweiz muss der Zugang zum öffentlichen Verkehr gewährleistet sein.»
Anonymes Reisen muss möglich bleiben
Die öV-App wird in Zukunft unzählige sensible persönliche Daten von Reisenden generieren. Dazu gehören detaillierte Bewegungsprofile, aber auch Adress- und Zahlungsdaten etc. Dies ist datenschutzrechtlich höchst problematisch. Auch hier hat die ASP noch nicht dargelegt, wie dies geregelt werden soll. Der Konsumentenschutz fordert, dass weder die öV-Betriebe noch Dritte Zugriff auf die Daten der Reisenden haben dürfen und anonymes Zugfahren auch in Zukunft gewährleistet bleiben muss.
Immerhin: Barzahlen bleibt
Die Forderungen des Konsumentenschutzes sind nicht aus der Luft gegriffen. Auch die Politik ist bezüglich Diskriminierung von Zahlungsmitteln aktiv geworden. National- und Ständerat sowie der Bundesrat haben die Motion 23.4276 “Barzahlung in subventionierten Transportmitteln beibehalten” angenommen. Die Motion verlangt, dass alle subventionierte Transportunternehmen auch Bargeld als Zahlung akzeptieren oder eine einfache Alternative anbieten, welche ohne Handy funktioniert. «Es soll den Konsument:innen überlassen sein, wie sie ihre Billette zahlen möchten», begrüsst Wiher, dass die Politik eine wichtige Forderung des Konsumentenschutzes stützt.