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Trinkwasser-Initiative: Bio Suisse verkennt ihre Chance

Heute verabschiedete die Delegiertenversammlung von Bio Suisse die Nein-Empfehlung gegen die Trinkwasser-Initiative. Eine Annahme der Initiative würde die Preise für Bio-Produkte tatsächlich unter Druck setzen und damit erschwinglich für eine breitere Kundschaft machen. Allerdings stellte eine Annahme die Labelorganisation tatsächlich vor grosse Herausforderungen. Dass sie diese nicht als Chance verstehen will, den Mehrwert ihres Labels zu Gunsten des Schutzes von Boden und Klima entscheidend auszubauen, ist aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten bedauerlich.

Mit einer Annahme der Trinkwasser-Initiative würde es für Bio Suisse viel schwieriger, den Konsumentinnen und Konsumenten den Mehrwert von Knospe-Produkten zu vermitteln, weil mit der Annahme der Initiative die Differenz zwischen «konventionell» und Bio sehr viel kleiner würde. Für Bio Suisse sind das schwerwiegende Konsequenzen.

Herausforderung als Chance

Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten hätte die Initiative aber sehr positive Folgen: Die Preise für Bio würden tiefer, die Inlandprodukte nach einem Bio-ähnlichen Standard hergestellt und erst noch die Umwelt inklusive Trinkwasser geschont. Der Biolandbau in der Schweiz würde sicher einen sehr starken Schub nach vorne erhalten, nachdem er jahrzehntelang in Kleinstschritten vorwärts gegangen ist. Um das heutige Mehrwert-Niveau zu erhalten, müsste Bio Suisse ihre Richtlinien und Anforderungen weiterentwickeln. Insbesondere bezüglich Boden- und Klimaschutz besteht für das Label noch einiges an Entwicklungspotential.

Bei einer Annahme der Initiative müssten die Rahmenbedingungen neu gesteckt werden: Die Ausrichtung der Direktzahlungen müsste neu ausdiskutiert, die Margen entlang der Wertschöpfungskette neu ausgehandelt werden. Die Initiative würde die Landwirtschaft – und nicht nur den Biolandbau – sowie die ganze Wertschöpfungskette vor grosse Herausforderungen stellen, aber auch die Chance bieten, die Weichen richtig zu stellen und auf eine nachhaltige Landwirtschaft mit langfristiger Perspektive zu setzen.