Mikroplastik – das können Sie dagegen tun!

Kläranalagen können Mikroplastik aus Kosmetika oder Kleidungsfasern, das beim Duschen oder Waschen ins Abwasser gelangt, nicht ausreichend herausfiltern. In der Umwelt reichert es sich etwa in Böden oder Lebewesen an und landet so auch auf unseren Tellern. Obwohl verschiedene Länder jüngst Massnahmen ergriffen haben, sieht die Schweiz bisher keinen Handlungsbedarf. Mit diesen Tipps kämpfen Sie gegen Mikroplastik an.
Mikroplastik bezeichnet Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind. Man unterscheidet zwischen industriell erzeugten Partikeln, sogenanntem primären Mikroplastik, und sekundärem Mikroplastik, der durch Zerfall von Kunststoffprodukten und Plastikmüll entsteht. Mikroplastik wird in zahlreichen Produkten verwendet, vor allem in Kosmetika und Pflegeprodukten. Dazu gehören Zahnpasta, Duschgel, Lippenstift, Peeling, Bodylotion, Deo, Wimperntusche und viele weitere. Es wird unter Anderem wegen seines mechanischen Reinigungseffekts, als Bindemittel, Füllmittel oder Filmbildner verwendet.
Wie erkenne ich Mikroplastik in Kosmetika und Pflegeprodukten?
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die am häufigsten verwendeten Kunststoffe in Kosmetikartikeln und Pflegeprodukten. Hilfsmittel wie Apps können Ihnen dabei helfen, in Produkten enthaltenes Mikroplastik einfacher zu erkennen (s.u.).
Kunststoffe | ||
---|---|---|
Acrylates Copolymer (AC) | Polyacrylate (PA) | Polypropylen (PP) |
Acrylates Crosspolymer (ACS) | Polyamid | Polyproylene glycol (PPG) |
Allyl stearate/vinyl acetate copolymers | Polyester | Polyquaternium (PQ) Polyquaternium-7 |
Butylene copolymer | Polyethylen (PE) | Polystyren (PS) |
Dimethiconol | Polyethylen glycol (PEG) | Polyurethan (-2, -14, -35) (PUR) |
Ethylen-vinylacetat-copolymer (EVA) | Polyethylenterephthalat (PET) | Siloxane |
Methicone | Polyimid (Polyimid-1) (PI) | Silsesquioxane |
Nylon-6 | Polymethylmethacrylat (PMMA) | Trimethylsiloxysilicate |
Nylon-12 | Polypentaerythrityl terephthalate | |
Was kann ich gegen das Problem tun?
- Produkte, welche Mikroplastik enthalten, meiden (Kosmetika, Pflegeprodukte, Reinigungsmittel). Diese können ganz einfach durch natürliche Mittel ersetzt werden, die biologisch abbaubar sind (z.B. gemahlene Nussschalen, Mandelkleie, Trauben- oder Aprikosenkerne, Pulver aus Samen oder Blätter, mineralische Stoffe wie Tonerde, Salzkristalle, Kalk, Kreide, Silikate).
Hilfsmittel: Die Apps «Codecheck» und «Beat the microbead» erkennen über den Barcode Produkte, die Mikroplastik enthalten. Die kurze Checkliste von Greenpeace zeigt die gängigsten in Kosmetika und Pflegeprodukten verwendeten Kunststoffe, der BUND (Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland) stellt in seinem Einkaufsratgeber eine ausführliche Liste zur Verfügung. - Textilien aus synthetischen Fasern meiden. Stattdessen sollte man vermehrt auf reine Baumwolle oder andere Naturfasern umstellen, so gelangen über die Waschmaschine keine Kunstfasern ins Abwasser.
- Weniger Plastik verwenden. So verringert sich die Gefahr von sekundärem Mikroplastik.
Hilfsmittel: Blogs und Links zu plastikfreiem Leben von Utopia, Utopia Verpackungsfrei, Verbraucherzentrale NRW, Besser leben ohne Plastik, Wasteland Rebel. - Plastik und andere Fremdkörper gehören nicht in den Bioabfall: Somit gelangt kein Plastik über den Biodünger in die Böden.
Ist Mikroplastik gefährlich?
Primäres Mikroplastik gelangt zum einen über in Kosmetika und in anderen Produkten enthaltenen Plastik-Partikel, zum anderen beim Waschen von Kunstfasertextilien über das Abwasser in die Umwelt. Bei einmal Duschen gelangen etwa 100’000 Partikel ins Abwasser, bei einem Waschmaschinengang landen rund 1’900 Faserteilchen im Abfluss. Da die Kläranlagen die Partikel nicht ausreichend herausfiltern können, gelangen sie in Gewässer und Umwelt. Sekundäres Mikroplastik entsteht durch die Versprödung durch UV-Strahlung und mechanische Verkleinerung.
Mittlerweile findet sich Plastik in Böden, Süssgewässern, allen Tiefen des Meeres und allen möglichen Lebewesen. Würmer, Fische und andere Wasser- und Bodenbewohner nehmen den Plastik auf, dies führt zu physiologischen Störungen (Vergiftungen, Unfruchtbarkeit, Genveränderungen) und erhöhten Sterberaten. Die schadstoffbeladenen Partikel reichern sich in der Nahrungskette an und landen schliesslich auch auf unseren Tellern. Beispielsweise in Fischen, Muscheln, Trinkwasser, Milch, Honig oder Salz konnte Mikroplastik nachgewiesen werden. Die möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit wurden noch kaum erforscht, Wissenschaftler warnen jedoch vor gravierenden Gesundheitsschäden.
Was tun Politik und Wirtschaft gegen das Mikroplastikproblem?
Verschiedene Länder haben jüngst Massnahmen ergriffen. So haben beispielsweise die USA, Grossbritannien, Kanada und Neuseeland den Verkauf kosmetischer Produkte mit Mikropartikeln verboten. Auch die EU ergreift mit der im Januar 2018 erschienen «Europäischen Plastikstrategie» Massnahmen zur Reduktion von Mikroplastik. Im Mai 2018 schlug die EU-Kommission zudem ein Verbot der 10 häufigsten Einweg-Plastikartikel vor.
Die Schweiz hingegen sieht bisher keinen Handlungsbedarf. Der Bundesrat stuft die Gefahr von Mikroplastik als vergleichsweise gering ein und lehnt daher ein Verbot ab. Auch beim EU-Plastikverbot will die Schweiz nicht nachziehen.
Die Schweiz setzt unverständlicherweise auf freiwillige Vereinbarungen seitens der Wirtschaft. Verschiedene Hersteller haben den Verzicht oder Reduktion der Mikroplastikverwendung angekündigt. Da es jedoch international keine einheitliche offizielle Definition gibt, legen die Hersteller fest, was sie darunter verstehen. So werden beispielsweise meist nur feste, aber flüssige, wachs- und gelartige Kunststoffe nicht einbezogen und die Unternehmen weichen auf entsprechende Kunststoffe aus.
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