Mikroplastik – das können Sie dagegen tun!
Mikroplastik bezeichnet Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind. Es kommt in zahlreichen Produkten vor, vor allem in Kosmetik- und Pflegeprodukten. In der Umwelt reichert es sich in Böden oder Lebewesen an und gelangt so über unsere Nahrung in unsere Körper. Die Schweiz reagiert bisher kaum auf diese Problematik. Erfahren Sie hier, wie Sie sich schützen können.
Mikroplastik wird in primäres und sekundäres Mikroplastik unterteilt. Primäres Mikroplastik wird absichtlich in Produkten eingesetzt, wie beispielsweise in Reinigungsmitteln oder Kosmetika, wie Zahnpasta, Duschgel, Lippenstift, Peeling, Bodylotion, Deo, Wimperntusche und viele weitere. Es findet Verwendung unter anderem wegen seines mechanischen Reinigungseffekts als Bindemittel, Füllmittel oder Filmbildner. Sekundäres Mikroplastik dagegen entsteht ungewollt als Abfallprodukt durch die Zersetzung grösserer Kunststoffprodukte.
Wie erkenne ich Mikroplastik in Kosmetika und Pflegeprodukten?
Eine Untersuchung von Greenpeace (2021) zeigt, dass insbesondere Augen Make-up, Lipgloss und Lippenstift erhöhte Mengen an Mikroplastik enthalten. Zudem wurde bei den Marken Maybelline, Deborah, Sephora, Wycon und Lancôme in über 77 % der Kosmetikprodukte Plastikteile gefunden.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die am häufigsten verwendeten Kunststoffe in Kosmetikartikeln und Pflegeprodukten. Hilfsmittel, wie beispielsweise Apps, können Ihnen dabei helfen, in Produkten enthaltenes Mikroplastik einfacher zu erkennen.
| Kunststoffe | ||
|---|---|---|
| Acrylates Copolymer (AC) | Polyacrylate (PA) | Polypropylen (PP) |
| Acrylates Crosspolymer (ACS) | Polyamid | Polyproylene glycol (PPG) |
| Allyl stearate/vinyl acetate copolymers | Polyester | Polyquaternium (PQ) Polyquaternium-7 |
| Butylene copolymer | Polyethylen (PE) | Polystyren (PS) |
| Dimethiconol | Polyethylen glycol (PEG) | Polyurethan (-2, -14, -35) (PUR) |
| Ethylen-vinylacetat-copolymer (EVA) | Polyethylenterephthalat (PET) | Siloxane |
| Methicone | Polyimid (Polyimid-1) (PI) | Silsesquioxane |
| Nylon-6 | Polymethylmethacrylat (PMMA) | Trimethylsiloxysilicate |
| Nylon-12 | Polypentaerythrityl terephthalate | |
Was kann ich gegen das Problem tun?
- Produkte, welche Mikroplastik enthalten, meiden. Diese können ganz einfach durch natürliche Mittel ersetzt werden, die biologisch abbaubar sind (z.B. gemahlene Nussschalen, Mandelkleie, Trauben- oder Aprikosenkerne, Pulver aus Samen oder Blättern, mineralische Stoffe wie Tonerde, Salzkristalle, Kalk, Kreide, Silikate).
Hilfsmittel: Die Apps «Codecheck» und «Beat the microbead» erkennen über den Barcode Produkte, die Mikroplastik enthalten. Die kurze Checkliste von Greenpeace zeigt die gängigsten in Kosmetika und Pflegeprodukten verwendeten Kunststoffe. Der BUND (Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland) stellt in seinem Einkaufsratgeber eine ausführliche Liste zur Verfügung. - Textilien aus synthetischen Fasern meiden. Stattdessen sollten Sie vermehrt auf reine Baumwolle oder andere Naturfasern setzen, so gelangen über die Waschmaschine keine Kunstfasern ins Abwasser. Ausserdem können Sie in Ihre Waschmaschine einen Faserrückhaltefilter einbauen.
- Weniger Plastik verwenden. So verringert sich die Gefahr von sekundärem Mikroplastik.
Hilfsmittel: Blogs und Links zu plastikfreiem Leben von Utopia, Utopia Verpackungsfrei, Verbraucherzentrale NRW, Besser leben ohne Plastik, Wasteland Rebel. - Plastikabfall richtig entsorgen: Entsorgen Sie Plastik und andere Fremdkörper in den entsprechenden Abfall. Dadurch verhindern Sie, dass Mikroplastik in unserer Umwelt landet.
Ist Mikroplastik gefährlich?
Primäres Mikroplastik gelangt beispielsweise über Kosmetika oder beim Waschen von Kunstfasertextilien in die Umwelt. Bei jeder Dusche werden etwa 100’000 Partikel Mikroplastik ins Abwasser gespült, während bei einem Waschmaschinengang rund 1’900 Faserteilchen im Abfluss landen. Da Kläranlagen diese Partikel nicht vollständig herausfiltern können, gelangen sie in Gewässer und Umwelt. Sekundäres Mikroplastik dagegen entsteht primär durch die Versprödung von Kunststoffprodukten durch UV-Strahlung und mechanische Verkleinerung wie beispielsweise Reifen- oder Bremsenabrieb. Die Hauptquelle ist weggeworfener Plastikabfall, der in der Umwelt landet.
Mittlerweile findet sich Plastik in Böden, Süssgewässern, allen Tiefen des Meeres und allen möglichen Lebewesen. Aufgrund seiner geringen Grösse gelangt Mikroplastik besonders leicht in die Gewässer. Rund 15 Tonnen der kleinen Partikel landen jährlich in Schweizer Flüssen und Seen. Würmer, Fische und andere Wasser- und Bodenbewohner nehmen das Plastik auf, was in den Tieren zu physiologischen Störungen (Vergiftungen, Unfruchtbarkeit, Genveränderungen) und erhöhten Sterberaten führt. Die mit Schadstoffen belasteten Partikel reichern sich dabei in der Nahrungskette an und landen schliesslich auch auf unseren Tellern. Beispielsweise in Fischen, Muscheln, Trinkwasser, Milch, Honig oder Salz konnte bereits Mikroplastik nachgewiesen werden. Die möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind noch kaum erforscht, Wissenschaftler:innen warnen jedoch vor gravierenden Gesundheitsschäden.
Was tun Politik und Wirtschaft gegen das Mikroplastikproblem?
Verschiedene Länder haben bereits Massnahmen ergriffen. So verbieten beispielsweise die USA, Grossbritannien, Kanada und Neuseeland den Verkauf kosmetischer Produkte mit Mikropartikeln. Auch die EU ergriff mit der im Januar 2018 erschienenen «Europäischen Plastikstrategie» Massnahmen zur Reduktion von Mikroplastik. Im Mai 2018 schlug die EU-Kommission zudem ein Verbot der 10 häufigsten Einweg-Plastikartikel vor.
Zwischen 2022 und August 2025 fanden Verhandlungen über eine globale internationale Plastikkonvention statt. Ziel war es, den gesamten Lebenszyklus von Plastik zu regulieren. Das Abkommen endete jedoch ohne Einigung zwischen den rund 180 beteiligten Ländern. Insbesondere die grossen Ölproduzenten Saudi-Arabien, Russland und Iran blockierten einen wirksamen Vertrag. Auch in der Schweiz gab es zurückhaltende Stimmen, insbesondere aus Wirtschaftsverbänden und der Industrie.
Die Schweiz setzt daher weiter auf freiwillige Vereinbarungen seitens der Wirtschaft. Verschiedene Hersteller:innen haben den Verzicht oder die Reduktion der Mikroplastikverwendung angekündigt. Da es jedoch international keine einheitliche offizielle Definition gibt, legen die Hersteller:innen fest, was sie darunter verstehen. So werden beispielsweise meist nur feste, aber flüssige, wachs- und gelartige Kunststoffe nicht einbezogen und die Unternehmen weichen auf entsprechende Kunststoffe aus.
Mehr über schädliche Chemikalien wie beispielsweise PFAS, Flammschutzmittel oder UV-Stabilisatoren erfahren Sie in unseren Online-Ratgebern.
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