Abgasskandal: Software, die „Abgaswerte optimiert“

Rund 130’000 direktbetroffene Fahrzeughalterinnen und Fahrzeughalter haben letzten Samstag von der AMAG endlich ein offizielles Schreiben erhalten, worin die AMAG jedoch lediglich bestätigt, dass sie beim Kauf Ihres Wagens in Bezug auf den Abgasausstoss getäuscht worden sind.
Die AMAG reduziert den Mega-Skandal in ihrem Schreiben auf den Satz: “…, dass der in Ihrem Fahrzeug eingebaute Dieselmotor von einer Software betroffen ist, die Stickoxidwerte im Prüfstandlauf optimiert.” Eine derartige textliche Verharmlosung der Sachlage ist mehr als gewagt.
In den letzten Tagen erreichten die Geschäftsstelle der SKS deshalb Dutzende erboste Zuschriften. Man kann nur ahnen, wie viel Empörung der AMAG selber entgegengeschlagen sein muss. Die AMAG spielt ein gefährliches Spiel – eine offene und ehrliche Sprache würde ihr bei ihrer Kommunikation mit Ihrer Kundschaft besser anstehen.
Die offizielle Schweizer Handelspartnerin des Volkswagenkonzerns ist in einer äusserst schwierigen Lage. Wenn man der AMAG glaubt, dass sie erst aus den Medien von der betrügerischen Software erfahren haben, kann man davon ausgehen, dass der VW-Konzern nicht nur die Konsumenten, sondern auch seinen wichtigsten Schweizer Handelspartner betrogen – und damit tief in die Bredouille gebracht hat.
Die AMAG hält in der Schweiz für VW den Kopf hin. Der Autohändler muss dabei nicht nur seine eigenen Kunden gegenüber für den Betrug gradstehen, er hat zudem die logistische Herkulesaufgabe zu meistern, alle 130’000 betroffenen Halterinnen und Halter in der Schweiz zu informieren und bei Laune zu halten, sowie gleichzeitig den Rückruf von 130’000 Wagen zu koordinieren – möglichst schnell und möglichst reibungslos. Dass die ersten Wagen erst im kommenden Frühling in die Werkstätten gerufen werden, erstaunt unter diesem Gesichtspunkt nicht.
Für die betroffenen Autobesitzer bedeutet dies hingegen, dass sie weiterhin monatelang ein teures Auto fahren müssen, das nicht den Wert hat, den sie dafür bezahlt hatten. Einen Wert, den das Auto vermutlich nie wieder erreichen wird.
Die AMAG ist Volkswagen beim Rückruf- und Nachbesserungsprozess auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie täte besser daran, gegenüber dem VW-Konzern mit vollem Einsatz für die Rechte ihrer Schweizer Kundschaft zu kämpfen. Das ist der einzige Weg, wie die AMAG das Vertrauen ihrer Kundschaft wirklich wiedergewinnen kann.
Die SKS steigt zusammen mit der FRC, der Konsumentenorganisation aus der Romandie, in den nächsten Wochen in die Verhandlungen mit der AMAG ein.
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