Medikamentenpreise – heilende Wirkung in 9 Monaten?

Heute verkündet das Bundesamt für Gesundheit BAG, dass bei den überprüften 800 Medikamenten bei etwas mehr als 60% der Preis gesenkt wird. Um 200 Millionen Franken entlastet dieser erneute Preissenkungsschritt die Prämienzahlenden. So weit, so gut. Doch: Lesen Sie die Packungsbeilage! Und diese offenbart, was in der Medienmitteilung von heute nicht geschrieben steht. Diese Preissenkungs-Verfügungen können von der Pharma-Industrie angefochten werden. Pikant ist, dass nur die Pharma das alleinige Rekursrecht hat! Das ist ein Ungleichgewicht, das wir seit Längerem bemängeln und dagegen ankämpfen.
Blicken wir zurück: Die Pharma hat es verstanden, mit der ersten Preissenkungsrunde eine Verordnungsänderung zu bewirken und zusätzlich die Rekurse gegen die tieferen Preise monatelang aufrecht zu halten. Erst nach unserem öffentlichen Druck hat die Pharma gehandelt und die Rekurse nach gut 3/4-Jahren zurückgezogen. Aber: Die so zurückbehaltenen hohen Millionenbeträge müssen nach Rückzug der Rekurse nicht zurückerstattet werden! Die ökonomisch handelnden Pharma-Unternehmen werden auch zukünftig diese Hintertüre benutzen – wir rechnen mit weiteren Rekursen zur heutigen Verfügung. Damit beginnt das Kräftemessen zwischen der Verwaltung und der mächtigen Pharma von Neuem: Was die Pharma nebst monatelangen hohen Medikamentenpreisen sonst noch aushandeln wird in dieser Preiskorrekturrunde? Wir sind auf Lauerstellung und haben vorerst das BAG um nähere Informationen angefragt.