Fragen zu Konsum oder Recht? Hier finden Sie über 400 Antworten

13’000 Kilometer, 80’000 Arbeitsplätze und viele Fragen

“Aktuell” und “Erntefrisch”: Erdbeeren und Spargeln locken längst in den Auslagen der Geschäfte und wir, vermummt in unseren Wintermänteln, beäugen die Boten des Frühlings noch skeptisch. Erdbeeren zu dieser Jahreszeit? Die schmecken nach nichts. Spargeln aus Übersee? Eine ganz miese Ökobilanz. Oder doch nicht?

Unter dem Titel “Ökologisch & fair” ist in der letzten Coop-Zeitung nachzulesen, weshalb man weisse Spargeln aus Peru ohne schlechtes Gewissen kaufen kann. Im Gegenteil, eigentlich ist es eine gute Tat: 13’000 Kilometer von der Schweizer Grenze wachsen diese Spargeln in einem “kargen Wüstengebiet” von Peru, bewässert werden die Felder mit Gletscherwasser aus den nahen Anden. Transportiert werden sie per Schiff. Die 20 bis 25 Tage Transportweg überstehen sie unbeschadet, weil sie in einer Kunststofffolie verpackt, in eine Art Stillstand erstarren. Und das Beste: In Peru werden keine Spargeln konsumiert – es ist ein reines Exportprodukt. Dafür wurden mit der neuen Spargelproduktion in den letzten fünf Jahren rund 80’000 Arbeitsplätze geschaffen.

Das ist beeindruckend. Wenn ich die Bilder betrachte von den Männern, die da im Wüstensand die weissen Stängel ernten und die Karte, die zeigt, welche Weg über die halbe Erdkugel die Spargeln dann hinter sich legen, bin ich – ehrlich gesagt – etwas ratlos. Weniger oder höchstens gleich stark sei die Umweltbelastung durch die Spargeln aus Peru im Vergleich zu denjenigen aus Südeuropa. Kann ich jetzt also guten Gewissens die Spargeln kaufen, heimische Spargelsaison hin, den langen Transportweg her? Kann es wirklich sein, dass die Ökobilanz der Spargeln aus Peru nicht schlechter ist als diejenige der spanischen Spargeln? Und ist es am Ende eine gute Tat, wenn ich mit den peruanischen Spargeln helfe, Arbeitsplätze zu erhalten? Und erhalten die Arbeiterinnen und Arbeiter einen gerechten Lohn?

Sozial- und umweltverträgliches Konsumieren wird nicht einfacher. Ich bleibe bei meiner Faustregel: Was hierzulande wächst, saisongerecht und einheimisch einkaufen.

Wie halten Sie es damit?

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz