Post von der Ausfallstrasse 13
Das Couvert aufreissen und dann die Augen: Da hält man nichts ahnend eine Rechnung in den Händen, und was für eine! Fr. 86’000! Absender ist die Anwaltskanzlei Abriss & Partner, die in der Ausfallstr. 13 beheimatet ist. Die Rechnung bezieht sich auf einen Verkehrsunfall und was wirklich ins Geld geht, sind die Anwaltskosten in der Höhe von 77’000 Franken. Tausende von Schweizerinnen und Schweizer erhalten in diesen Tagen dieselbe Post. Und auch wenn offensichtlich ist, dass es sich im schlechtesten Fall um einen Irrtum, im besten Fall um einen schlechten Scherz handelt, werden die meisten Empfängerinnen und Empfänger eine kurze Schrecksekunde erleben.
Und das ist wohl auch die Absicht des TouringClubs der Schweiz (TCS), die Absenderin dieser Werbung. Auf der Rückseite der Rechnung erfährt man nämlich, dass man mit sich mit läppischen Fr. 86.- die 86’000 Franken ersparen und eine Assista TCS Rechtsschutzversicherung abschliessen kann.
Irgendwie, so scheint mir, ist es ziemlich schwierig, für Versicherungen zu werben. Wie kann man so etwas Trockenes wie eine Versicherungspolice lustvoll an die Frau und den Mann bringen? Mit Humor, sagen sich die Werber wohl und schaffen zum Beispiel Plakate, auf denen einfache Strichzeichnungen mögliche und unmögliche Schadensszenarien darstellen. Oder die Fernseh-Spots, welche nach demselben Muster gestrickt sind. Die Unbeholfenheit der Betroffenen vermag hier zumindest ein Lächeln hervorzulocken.
Im vorliegenden Fall habe ich allerdings die grössten Zweifel, ob die Leute nach dem Schrecken, den Ihnen der TCS einjagt, auch gewillt sind, bei eben diesem TCS eine Versicherung abzuschliessen? Was meinen Sie?
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz