Wie erkenne ich Fake-Shops?
Wenn Produkte in einem Ihnen unbekannten Online-Shop zu einem verlockend tiefen Preis angeboten werden, sollten Sie misstrauisch werden. Es lohnt sich, vor dem Bestellen und Bezahlen die Anbieter:in etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit unseren Tipps erkennen Sie, ob es sich um einen seriösen Online-Shop oder um einen Fake-Shop handelt.
Neben den grossen und bekannten Online-Händlern gibt es im Internet auch viele unbekannte Shops. Gerade hier ist es wichtig, dass Sie sich vor dem Kauf vergewissern, dass Sie bei einer seriösen Anbieter:in gelandet sind. Denn durch einfach nutzbare Dienste wie Shopify ist es für Cyberkriminelle ein Leichtes geworden, eine grosse Menge an Fake-Shops gleichzeitig zu betreiben. Die Gefahr, auf einen gefälschten Online-Shop hereinzufallen, wird deshalb immer grösser. Neben Fake-Shops, die online gekaufte Artikel gar nicht erst versenden, gibt es ausserdem auch immer mehr Dropshipping-Shops. Diese verkaufen überteuerte Ware aus chinesischen Marktplätzen (z.B. AliExpress) in europäische Länder, oft mit täuschenden Angaben (z.B. zur Herkunft der Ware). Die Übergänge zwischen Fake- und Dropshipping-Shops sind fliessend: Viele Merkmale, die auf Fake-Shops zutreffen, treffen auch auf Dropshipping-Shops zu. Bevor Sie den «Kaufen»-Knopf auf einem Ihnen unbekannten Online-Shop drücken und einen Kaufvertrag abschliessen, überprüfen Sie deshalb besser noch einmal die nachfolgenden Punkte, um Fake-Shops zu erkennen.
Kontakt und Kundendienst
Seriöse Online-Shops haben ein Impressum, indem Sie Kontaktdaten wie Firma (bzw. Namen), Adresse, Email, Telefonnummer leicht auffinden. Fehlt ein Impressum in Online-Shops, verstossen die Betreiber:innen damit gegen das Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb (Art. 3 Abs. 1 lit. s Ziff. 1 UWG). Das bedeutet, dass sich die Betreiber:innen möglicherweise bewusst über das Gesetz hinwegsetzen. In solchen Fällen raten wir klar von einer Bestellung ab.
Falls ein Impressum vorhanden ist, prüfen Sie als nächstes, wo sich die Firma befindet. Beachten Sie dabei folgende Hinweise:
Es gibt viele Anbieter:innen für sogenannte “Firmendomizile”, insbesondere in steuergünstigen Kantonen wie dem Kanton Zug. Wenn das Unternehmen den Sitz an einem solchen Firmendomizil hat, könnte es sich um einen Fake-Shop handeln. Neben den Firmendomizilen beobachtet der Konsumentenschutz, dass Fake-Shops immer wieder nicht existierende Adressen verwenden. Suchen Sie die aufgeführte Adresse mit einer Suchmaschine – allenfalls mit dem Zusatz “Firmendomizil”. Falls Sie mit der Adresse gar keine Einträge finden, sollten Sie die Finger von dem Online-Shop lassen. Möglicherweise existiert die Adresse gar nicht.
Optische Merkmale von Fake-Shops
In Zeiten der generativen KI sind Schreibfehler kein zuverlässiges Merkmal mehr, um einen Fake-Shop zu erkennen. Stattdessen sollten Sie auf unübliche Formulierungen achten, zu denen ChatGPT & co teilweise noch neigen. Auch bei gebrochenem Schweizerdeutsch (Mix aus mehreren Dialekten) ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es sich um einen Fake-Shop handelt. Generell bedeutet leider eine gut gestaltete Seite nicht zwingend, dass sie auch seriös ist. Die Qualität von Fake-Shops wird dank den genannten Shop-Plattformen immer besser, was das Erkennen erschwert.
Falsch verwendete Bilder
Der Konsumentenschutz beobachtet ausserdem, dass in Fake-Shops sehr oft Bilder von anderen Internetseiten bzw. Online-Shops verwendet werden. Mit Tineye.com oder der Google Bildersuche können Sie nach ähnlichen Bildern suchen. Oft verwenden Fake-Shops Bilder von hochwertigen Marken-Artikeln (z.B. Werkzeug, Solar-Akkus) und verkaufen diese dann aber zu verdächtig günstigen Preisen.
Wertlose Qualitätssiegel
Güte- bzw. Qualitätssiegel auf Webseiten können für die Seriosität eines Online-Shops sprechen. Das wissen auch die Betrüger:innen und schmücken ihre Fake-Shops gern auch mal mit erfundenen Siegeln oder geben Gütesiegel an, die Ihnen nie verliehen wurden. Prüfen Sie im Zweifelsfall, ob das Gütesiegel existiert und dem Online-Shop tatsächlich zusteht. Ein vertrauenswürdiges Prädikat für CH-Shops ist das Siegel Swiss Online Garantie.
Gefälschte Bewertungen
Neben den Siegeln werden häufig auch fiktive Kund:innen- und Produktbewertungen auf Fake-Shops publiziert. Wenn auf einer Seite für jedes einzelne Produkt mehrere, nur positive Rückmeldungen zu finden sind und Sie von diesem Online-Shop vorher aber noch nie gehört haben, ist das sehr verdächtig. Prüfen Sie deshalb Bewertungsportale wie Trustpilot und Trustedshops. Aber Achtung: Betreiber:innen von Fake-Shops können auch hier gefälschte Bewertungen absetzen.
Inhalt & Aufbau eines Fake-Shops
Unrealistische Preise
Auffällig günstige Preise beim ganzen Sortiment sollten Sie skeptisch stimmen. Ein weiteres Indiz für Fake-Shops ist, dass das gesamte Sortiment zu angeblichen Schnäppchenpreisen verkauft wird oder die abgebildeten Produkte bei anderen Online-Shops ein Vielfaches kosten. Beides zielt darauf ab, dass Sie übereilt kaufen, statt die Website-Inhalte näher zu prüfen. Die Preise in Fake-Shops müssen nicht zwingend extrem tief sein. Wenn aber beliebte Güter (z.B. 20% Rabatt auf das erst erschiene iPhone) ausserordentlich günstig angeboten werden, ist dies ein starker Hinweis auf einen Betrugsversuch.
Domains & https://
Falls die URL in der Adressleiste mit http:// statt https:// beginnt, ist das ein deutliches Warnsignal. Ohne das s (für secure, engl. sicher) handelt es sich um eine ungesicherte Verbindung (http://). Die Daten könnten also leicht von Dritten abgefangen und ausgelesen werden. Heutzutage sind fast nur noch veraltete Webseiten nicht mit einem für https:// nötigen SSL-Zertifikat ausgestattet.
Eine .ch Domain ist mittlerweile auch nur noch ein schwaches Indiz dafür, dass es sich auch um eine Schweizer Anbieter:in handelt. Oft nutzen auch Anbieter:innen aus dem Ausland eine URL mit einer .ch-Endung. Auch Fake-Shop-Betreiber:innen nutzen die Schweizer Endung, um seriöser und vertrauenswürdiger zu wirken. Deshalb können Sie auch bei einem .ch Online-Shop nicht per se von einer seriösen Anbieter:in ausgehen.
Suchmaschine
Suchen Sie nach dem Namen des Online-Shops in einer Suchmaschine. Wenn Sie dabei z.B. den Zusatz «Betrug», «Fake», «Scam» oder «Erfahrung» eingeben, finden Sie allenfalls entsprechende Erfahrungsberichte von anderen Nutzer:innen. Falls Sie gar keine Einträge zum Online-Shop finden – auch keine vom gesuchten Online-Shop selbst – ist das ein deutliches Warnsignal. Betrüger:innen lassen Ihre Fake-Shops oft gar nicht von Suchmaschinen indexieren. Auch wenn nur Suchergebnisse auf dem betreffenden Shop selbst gefunden werden, kann das ein Hinweis auf einen Fake-Shop sein, da viele dieser Shops derart kurzlebig sind, dass sie auf anderen Internetseiten gar nie erwähnt oder besprochen werden.
Warnungen vor Fake-Shops
Bei einem Verdacht können Sie auf der österreichischen “Watchlist Internet” prüfen, ob der entsprechende Online-Shop als betrügerischer Online-Shop oder als problematischer Online-Store aufgeführt ist. Ausserdem können Sie auf dem Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale nachsehen, ob der Online-Shop Merkmale eines Fake-Shops zeigt.
Sind Sie bereits in die Falle getappt und haben bei einem Fake-Shop bestellt, im Voraus bezahlt und keine Lieferung erhalten? Kontaktieren Sie so rasch wie möglich Ihr Kreditkartenunternehmen oder TWINT, um die Zahlung rückgängig zu machen. Sie können zudem eine Online-Strafanzeige einreichen.
Fake-Shops nach dem Erkennen melden
Falls Sie einen Fake-Shop als solchen erkannt haben, können Sie den mutmasslich betrügerischen Online-Shop beim Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) online melden. Das BACS kann anschliessend je nach Sachverhalt Schritte einleiten. Zudem können Sie Fake-Shops auch über unser Meldeformular für UWG-Verstösse melden.
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