Fragen zu Konsum oder Recht? Hier finden Sie Antworten
Online-Ratgeber

Was sind Flammschutzmittel und warum sind sie gefährlich?

Flammschutzmittel sind Substanzen, welche die Entzündbarkeit von Materialien reduzieren. Sie kommen in Elektrogeräten und Möbeln, aber auch in Textilien zum Einsatz. Leider sind viele von ihnen gesundheitsgefährdend.

Flammschutzmittel werden verwendet, um die Entflammbarkeit von Materialien zu verringern oder zu verzögern. Entweder zersetzen sie sich bei hohen Temperaturen und bilden so eine Schutzschicht oder sie wirken auf der Oberfläche des Materials als Barriere, um die Ausbreitung der Verbrennung zu verhindern.

Es gibt verschiedene Arten von Flammschutzmitteln, darunter bromierte, chlorierte und phosphorhaltige Verbindungen, sowie halogenfreie Alternativen wie Ammoniumphosphat und Aluminiumhydroxid. Jede Art von Flammschutzmittel hat unterschiedliche Eigenschaften und Anwendungsbereiche.

Insbesondere bromierte Mittel wurden in der Vergangenheit sehr häufig eingesetzt. Aufgrund ihrer möglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind sie zunehmend umstritten.

Gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen 

Noch vor einigen Jahren wurden Flammschutzmittel als gesundheitlich unbedenklich beurteilt. Inzwischen haben Studien sie aber mit verschiedenen gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht.

  • Bromierte Flammschutzmittel: Diese Substanzen werden einer Vielzahl unterschiedlichster Erzeugnisse (auch zur industriellen Verwendung) zugesetzt, um sie schwerer entflammbar zu machen. Die Chemikalien können sich in der Umwelt anreichern und gelangen über die Nahrungskette (z.B. über Fische und auch über Säugetiere) in den menschlichen Körper. Einige Studien haben gezeigt, dass bromierte Flammschutzmittel mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen wie Schädigungen des Nervensystems, Beeinträchtigung des Immunsystems, Entwicklungsstörungen bei Kindern und Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht werden können.
  • Chemische Flammschutzmittel wie die Organophosphate TCEP, TCPP oder TDCPP kommen in unzähligen Gegenständen und Produkten vor. Sie gelten als potenziell krebserregend und stören den Hormonhaushalt. Weil diese Substanzen aus festen Objekten ausdünsten, gelangen Partikel des Flammschutzmittels in die Luft und können mit dem Hausstaub eingeatmet werden.
  • Auch erwiesen sich die aus den Flammschutzmitteln entstehenden Abbauprodukte als teilweise noch giftiger als die Flammschutzmittel selbst. Diese Abbauprodukte, z.B. TCDPP-14, gelten als endokrine Disruptoren, welche das Hormonsystem stören. Deshalb werden sie auch als Umwelthormone bezeichnet. Diese körperfremden Stoffe stören den Hormonhaushalt oft bereits im Mutterleib und führen dadurch bei Heranwachsenden und Erwachsenen zu Entwicklungsstörungen und Gesundheitsschäden.

 Worin sind Flammschutzmittel enthalten?

Flammschutzmittel finden ihre Anwendung hauptsächlich an Orten mit potenziellen Zündquellen, aber auch bei leicht entzündbaren Stoffen. Beispiele hierfür sind:

  • Elektronische Geräte (z.B. in Fernsehgeräten oder Computern)
  • Batterien, Akkus und Power Banks
  • Polstermöbel
  • Autos und Luftfahrzeuge
  • Teppiche
  • Kabel
  • Dämmstoffe und Montageschäume

Wie sieht die Rechtslage zu Flammschutzmitteln aus?

Die Verwendung von Flammschutzmitteln in bestimmten Produkten ist gesetzlich vorgeschrieben, um die Brandsicherheit zu gewährleisten. Allerdings fordert die Zivilgesellschaft zunehmend eine Reduzierung oder ein Verbot bestimmter Flammschutzmittel. Es gibt auch Bestrebungen, alternative und umweltfreundlichere Flammschutzmittel zu entwickeln.

Die rechtliche Bestimmung bei Flammschutzmitteln ist kompliziert: Bestimmte, für den Menschen und die Umwelt besonders problematische Flammschutzmittel unterliegen Totalverboten, für andere existieren hingegen nur spezifische Einschränkungen, so zum Beispiel bei Flammschutzmitteln in Bekleidungstextilien. Besonders die Verwendung bromierter Flammschutzmittel ist in Europa zunehmend reguliert, z.B. dürfen diese in Bauteilen von Elektronikgeräten nicht mehr enthalten sein. Da diese Flammschutzmittel schwer abbaubar sind und sich in Lebewesen anreichern können, hat im Juni 2023 die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine öffentliche Konsultation zu Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit polybromierten Diphenylethern in Lebensmitteln eingeleitet. Die ECHA (European Chemicals Agency) hat daraufhin eine Regulierungsstrategie für Flammschutzmittel veröffentlicht, in der sie aromatische bromierte Flammschutzmittel als Kandidaten für eine EU-weite Beschränkung identifiziert hat.

Falls Sie mehr über schädliche Chemikalien, wie beispielsweise PFAS, UV-Stabilisatoren oder Bisphenole erfahren möchten, konsultieren Sie unsere Online-Ratgeber.

Benötigen Sie weitere Informationen? Vereinbaren Sie einen Beratungstermin: