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Wie verhindere ich In-Game-Käufe durch Kinder?

Viele Kinder haben heute Zugriff auf ein Smartphone oder Tablet und auf die dort installierten Apps. Die Kinder haben damit auch die Möglichkeit, populäre kostenlose Spiele-Apps auf das mobile Gerät zu laden. Völlig gratis sind diese Spiele aber nicht: Die Anbieter:innen machen ihr Geld oft mit Werbung oder mit sogenannten In-App-Käufen. Erfahren Sie hier, wie Sie verhindern können, dass Ihre Kinder oder Enkel:innen gewollt oder ungewollt solche In-App-Käufe tätigt.

In-Game-Käufe («Mikrotransaktionen»)

Mittlerweile ist es der Regelfall, dass Mobile Games kostenlos (free to play) sind. Statt mit einem einmaligen Kauf, machen die Spiele-Entwickler:innen ihren Umsatz mit In-Game-Käufen. Das heisst: Spieler:innen bekommen das Game gratis, können in den Spiele-Apps dann aber unterschiedliche virtuelle Güter mit echtem Geld kaufen. Dabei kann es auch schnell zu ungewollten Käufen kommen.

Oft können Spieler:innen in den Spielen virtuelle Währungen, Lootboxen (Schatzkisten mit unbekanntem Inhalt) oder Gegenstände kaufen. Gerade bei Mobile Games (Spiele-Apps für Smartphones und Tablets) ist oft auch der (direkte oder indirekte) Fortschritt im Spiel kaufbar. Je nach Funktionsweise kann das Spiel ausschliesslich durch In-Game-Käufe weitergespielt werden. Deutlich öfter können Vorteile wie z. B. besonders starke Charaktere oder Gegenstände gekauft werden. Auch das Überspringen von künstlichen Wartezeiten ist weit verbreitet. Bei Strategiespielen sind die künstlichen Wartezeiten oft besonders ausgeprägt und werden mit jedem Stufenaufstieg (level up) länger. Wer bereits viel Zeit und Geld in das Spiel investiert hat (und dadurch auf einer hohen Stufe angekommen ist), wird so dazu gedrängt, immer mehr Geld auszugeben.

In-Game-Käufe als Geschäftsmodell

Dieses Geschäftsmodell der Branche ist lukrativ: Das finnische Unternehmen Supercell bietet nur kostenlose Mobile Games (z.B. Clash of Clans, Hay Day und Brawl Stars) mit In-Game-Käufen an. Im Jahr 2024 haben sie damit 2 Milliarden US-Dollar Umsatz (287 Millionen Gewinn) gemacht. Alle Spiele von Supercell sind für 10-Jährige freigegeben und richten sich mit ihrer Aufmachung, die stark an Kinderwerbung bei Lebensmitteln erinnert, eindeutig an ein sehr junges Publikum.

Neben Supercell gibt es zahlreiche weitere Unternehmen (z.B. Pyrix), die mit ihren kostenlosen Mobile Games Umsätze von hunderten Millionen machen. Oft ähneln sich die Games auch stark oder kombinieren Elemente aus unterschiedlichen, bekannten Games miteinander. Regelmässig werden auch ganze Aspekte erfolgreicher Spiele einfach komplett kopiert: Elemente von Bejeweled (die durch Candy Crush populär wurden) finden sich in zig beliebten gratis Mobile Games.

Manipulation durch Dark Patterns

Nahezu alle kostenlosen Mobile Games haben ähnliche Spielmechanismen, bei denen die Entwickler:innen sehr oft «Dark Patterns» einsetzen. Die Spiele sind also so gestaltet, dass sie Spielende zu Käufen verleiten, auch wenn diese eigentlich kein Geld ausgeben wollten. Beliebt sind beispielsweise «zeitlich limitierte Sonderangebote» für den Kauf virtueller Währungen oder glückspielartige Lootboxen, deren (in der Regel wertloser) Inhalt erst nach dem Kauf enthüllt wird. Bei Kindern sind solche Tricks noch effektiver – oftmals realisieren die Kinder nicht, dass sie mit In-Game-Käufen echtes Geld ausgeben.

In-Game-Käufe summieren sich

Die Kleinbeträge summieren sich rasch: Dem Konsumentenschutz liegt ein Fall vor, bei dem ein 10 jähriges Kind über 2000 Franken für In-Game-Käufe in einem einzigen Spiel ausgegeben hat. Das beliebte Gratis-Game Fortnite macht seit Jahren Milliardenumsätze mit farbigen Designs für Waffen und Spielfiguren und speziellen Emotes (spezielle Gesten oder kurze Tänze, die für die eigene Spielfigur freigekauft werden können). Das Spiel ist vor allem bei Erwachsenen beliebt, wird aber auch von viele Kinder gespielt. In den USA gab bereits 2019 ein Viertel der befragten 7 bis 12 Jährigen an, Fortnite zu spielen. Oft spielen sie auf Geräten (Tablets, Smartphones & Konsolen), die ihren Eltern gehören.

In-Game-Käufe durch Kinder verhindern

Sowohl bei Käufen im Google Play- als auch im Apple App-Store können Sie Restriktionen für In-Game-Käufe festlegen. Je nach Konstellation ist ein unterschiedliches Vorgehen ratsam. Spielen Kinder auf Ihren eigenen Geräten, macht die Verwaltung über die Familiengruppe (Google Play-Store) bzw. Familienfreigabegruppe (Apple App-Store) Sinn.
Falls ein Kind Ihr Gerät verwendet, macht es Sinn, bei jedem Kauf eine Bestätigung zu verlangen. Aber Achtung: Wenn das Kind Ihre Sicherheitseinstellungen wie PINs, Muster oder Passwörter kennt oder sich mit der Biometrie einloggen kann, ist das Kind in der Lage, auch eigenständig In-Game-Käufe zu tätigen.

Restriktionen auf Geräteebene

Falls Sie ein Kind unbeaufsichtigt mit Ihrem Smartphone oder Tablet spielen lassen, sollten Sie sich unbedingt vergewissern, dass bei Käufen eine Bestätigung verlangt wird.

Auf Android-Geräten können Sie nur über eine pauschale Einstellung festlegen, ob Sie eine Bestätigung bei Käufen verlangen oder nicht.

Auf Apple-Geräten können Sie In-Game-Käufe entweder über die Bildschirmzeit-Einstellungen beschränken oder wie bei Android ein generelles Passwort für jegliche Käufe festlegen.

Falls das Kind Ihr Passwort, Ihren Bestätigungscode oder ähnliches kennt oder mit seinem Gesicht auf Ihrem Gerät biometrisch hinterlegt ist, nützen diese Restriktionen allerdings nicht viel. Das Kind muss dann lediglich bestätigen und die ihm bekannte Authentifizierung durchführen. Danach wird die Transaktion durchgeführt.

Um unbefugte In-Game-Käufe durch Kinder zu verhindern, müssen Sie also sicherstellen, dass das Kind auf keinen Fall Ihr Passwort kennt. Nutzen Sie dazu ein sicheres Passwort, das es nicht kennt oder erraten kann.

Restriktionen auf Account-Ebene

Wenn Kinder auf Ihren eigenen Geräten spielen und einen eigenen Apple bzw. Google Account haben, können Sie über die Familienfunktionen Einschränkungen für Käufe hinterlegen. Die Käufe werden dann verhindert, sofern Sie nicht zustimmen. Kinder können allerdings eine Kaufanfrage senden, welche die Eltern oder Erziehungsberechtigten genehmigen oder ablehnen können. Über diese Funktion können auch kostenlose App-Downloads von Ihrer Zustimmung abhängig gemacht werden.

Auf Android-Geräten können Sie in der Familiengruppe festlegen, wann eine Genehmigung für einen Kauf oder Download erforderlich ist.

Auf Apple-Geräten können Sie als Familienorganisator festlegen, dass eine Genehmigung für Käufe und Downloads erforderlich ist.

Falls das Kind auch Zugang auf das Gerät (inkl. Sperrcode) der Familienorganisator:in hat, verhindert die Kaufanfrage Käufe durch Kinder nicht effektiv. Es ist also weiterhin unerlässlich, dass Ihr mobiles Gerät mit einem guten Passwort oder PIN-Code geschützt ist.

Sind In-Game-Käufe durch Kinder rechtlich verbindlich?

Ihr Kind hat bereits einen In-Game-Kauf durchgeführt? Dann kommt es auf Details an, ob ein rechtlich verbindlicher Kauf getätigt wurde oder nicht. Grundsätzlich sind In-Game-Käufe von Kindern verbindlich, wenn sie mit dem eigenen Taschengeld bezahlen. Da mit der aktuellen Generation der Debitkarten auch Online-Zahlungen möglich sind, können Kinder mit einer Debitkarte auch in Games Käufe tätigen. Falls es um mehr als Taschengeld geht, greift Art. 19 Zivilgesetzbuch. Dann wird ein durch ein Kind abgeschlossener In-Game-Kauf nur dann verbindlich, wenn die gesetzlichen Vertreter:innen (i. d. R. die Eltern) dem Vertrag zustimmen.

Hat das Kind für die In-Game-Käufe nicht das eigene Geld oder die eigene Zahlungsmethode verwendet, ist der Vertrag bis zur Zustimmung der gesetzlichen Vertreter:innen nicht zustande gekommen. Das Problem dabei ist, dass bei einer Bezahlung via Kreditkarte umfangreiche AGB zum Tragen kommen, die in diesen Fällen eine Rückerstattung meist ausschliessen.

In-Game-Kauf ohne eingerichtete Restriktionen

Wenn ein Kind einen In-Game-Kauf mit Ihrem Mobiltelefon tätigt, ohne dass es dafür Restriktionen, PIN-Codes oder ähnliches umgehen muss, wird das Kreditkartenunternehmen argumentieren, dass Sie Ihren vertraglichen Pflichten nicht nachgekommen sind. Denn Kreditkartenunternehmen verlangen von Ihnen als Kund:in, dass Sie die Kreditkartendaten vor Unbefugten schützen. Mittlerweile wird Ihnen als Kund:in in den AGB teilweise sogar explizit eine Weitergabe von Mobilgeräten verboten. Entsprechende Klauseln finden sich bei Swisscard, Cornèrcard/BonusCard, Cembra und PostFinance. Zudem werden gemäss den AGB ungewollte Transaktionen  durch «nahestehende Personen» grundsätzlich nicht übernommen. Das gilt auch für Kinder, die mit Ihrem Gerät spielen. Bei TopCard und VISECA gibt es keine explizit formulierten Weitergabeverbote von Geräten, aber Haftungsausschlüsse für unerlaubte Transaktionen durch nahestehende Personen.
Ob solche Klauseln auch Art. 8 UWG standhalten, wurde bisher noch nicht gerichtlich geprüft.

Weiter könnten Kreditkartenunternehmen argumentieren, dass Sie durch die Übergabe des offenen Geräts ohne Restriktionen den Kauf implizit bewilligt haben. Es dürfte in diesen Fällen also eher schwierig sein, das Geld zurückzuerhalten, sofern weder Apple noch Google die Transaktion rückgängig machen wollen.

In-Game-Kauf trotz Restriktionen

Wie bereits erläutert, sehen Kreditkartenunternehmen umfangreiche Pflichten für Kund:innen vor. Gerade die Argumentation, ein Kind habe die Transaktion unerlaubt durchgeführt, dürfte grundsätzlich kein Gehör finden. Falls sich das Kind aber über bestehende Restriktionen hinwegsetzen konnte, könnten Sie als Kund:in argumentieren, dass Sie alle möglichen Schutzvorkehrungen getroffen haben.

In-Game-Käufe durch Kinder rückgängig machen

Unabhängig von den Kreditkarten-AGB können Sie versuchen, die Transaktion über den App- bzw. Play-Store rückgängig zu machen.

Für Transaktionen im Apple App Store finden Sie hier eine Anleitung, um einen Rückerstattungs-Antrag für einen Kauf auszufüllen. Es gilt eine 14-tägige Rückgabefrist für Apps.

Für Käufe im Google Play Store können Sie hier eine Rückerstattung beantragen. Bei Google Play müssen Sie schnell sein, 48 Stunden nach der Transaktion verweist Google Sie an die Entwickler:in der Apps. Für den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), dem auch die Schweiz angehört, gibt es etwas vorteilhaftere Zusatz-Richtlinien.

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