Was sind PFAS und warum sind diese Chemikalien gefährlich?

PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, sind in fast allen Konsumgütern zu finden. Einige dieser Substanzen sind erwiesenermassen giftig für uns Menschen. Erfahren Sie hier das Wichtigste über die gefährlichen Chemikalien.
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, sogenannte PFAS, sind eine grosse Familie von über 10’000 festen, flüssigen oder gasförmigen Chemikalien. Sie kommen aufgrund ihrer fett- und wasserabweisenden Fähigkeiten sowie ihrer hohen Stabilität und Hitzeresistenz zur Anwendung. Sie sind insbesondere für ihre extreme Langlebigkeit bekannt und bauen sich in der Natur nur äusserst langsam ab. Damit zählen sie zu den «Forever Chemicals», also «Ewigkeitschemikalien», und sind gefährlich für den Menschen. Sie können sich über weite Strecken bewegen und in Pflanzen, Tieren und Menschen anreichern. Menschen nehmen die Ewigkeitschemikalien über kontaminierte Nahrungsmittel und Leitungswasser auf, können diese aber auch über Hausstaub einatmen oder über die Haut aufnehmen.
Wie gefährlich sind PFAS?
Die am häufigsten untersuchten PFAS werden mit vielfältigen gesundheitlichen Schäden in Verbindung gebracht. Hierzu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, verringertes Geburtsgewicht, Fettleibigkeit, Diabetes, hoher Cholesterinspiegel, verringerte Reaktion auf Routineimpfungen sowie erhöhtes Risiko für Brust-, Nieren- und Hodenkrebs. Ausserdem gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass PFAS für Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit und für Entwicklungs- und Verhaltensprobleme verantwortlich sind. Auch sollen die Substanzen das Krebsrisiko bei Frauen erheblich vergrössern. Allerdings fehlen noch ausreichende toxikologische Daten, um die Gefahren abschliessend beurteilen zu können. Drei Substanzen der PFAS-Gruppe, nämlich PFOA, PFHxS und PFOS sind bereits weltweit verboten oder umfangreich eingeschränkt.
Verbreitung von PFAS
Seit ihrer Einführung in den späten 1940er Jahren wurden die Chemikalien vielseitig eingesetzt – von Bekleidung und Haushaltsartikeln bis hin zu Elektronik, Luftfahrt und Feuerlöschern. Hinzu kommen aber auch überraschende Anwendungsbereiche wie WC-Papier, Kosmetika, beschichtete Pfannen, Outdoor-Kleidung und sogar Lebensmittelverpackungen. Bereits 2020 zeigte eine Studie der ETH auf, dass niemand weiss, wo überall PFAS verwendet werden. Darum machte sich die Wissenschaft daran, die Chemikalien zu identifizieren: Über 1400 einzelne PFAS-Substanzen in über 64 Verwendungsbereichen konnten identifiziert werden. Ebenso wurden in knapp der Hälfte der Wasserproben der Schweiz Verunreinigungen gefunden. Auch in Schweizer Speisefisch konnte bereits PFAS nachgewiesen werden. Wie abhängig wir mittlerweile von PFAS sind, zeigt ein ARD-Dokumentarfilm.
Erfahren Sie nachfolgend, wo überall PFAS enthalten sein können. Eine vollständige Liste finden Sie in der oben erwähnten Studie.
Im Wohnzimmer

Im Bad

In der Küche

In der Natur

Was wird gegen PFAS unternommen?
Trotz der wissenschaftlichen Grundlage unternimmt der Bund wenig gegen die Ewigkeitschemikalien. Nach Schweizer Recht müssen Unternehmen den Behörden nur Stoffe melden, von denen sie pro Jahr mehr als eine Tonne in den Verkehr bringen – was laut BAFU äusserst selten der Fall ist.
Für bestimmte Lebensmittel tierischen Ursprungs wurden in der Schweiz ab Anfang 2024 Höchstwerte für ausgewählte PFAS eingeführt, welche sich an den EU-Grenzwerten orientieren sollen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit schlägt vor, dass Konsument:innen wöchentlich nicht mehr als 4,4 Nanogramm PFAS pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen dürfen.
Für Konsumprodukte sind bis anhin aber keine Grenzwerte vorgesehen. Hingegen überraschte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) mit ihrem Bestreben, die gesamte Produktegruppe PFAS verbieten zu wollen. Sie hat hierfür ein entsprechendes Verfahren angestossen, das von der Industrie heftig bekämpft wird.
Doch das Schweizer Parlament misst der Bedrohung derweil wenig Bedeutung zu. Dies zeigt das Ergebnis der Abstimmung betreffend dem Verbot von PFAS in Lebensmittelverpackungen im September 2023. Das Parlament hat die Motion Wettstein rundweg abgelehnt. Der Konsumentenschutz äusserte sich entsprechend kritisch.
Wie finde ich heraus, wo PFAS enthalten sind?
Es besteht aktuell keine allgemeine Kennzeichnungspflicht der gefährlichen PFAS. Auch eine abschliessende Dokumentation der Anwendungsgebiete gibt es bis anhin nicht. Immerhin betreibt das deutsche Bundesamt für Umwelt und Naturschutz die App ToxFox. Mit dieser können Sie Kosmetik- und Körperpflegeprodukte scannen, um zu erfahren, ob das Produkt PFAS enthält.
Erfahren Sie in unseren Online-Ratgebern zu Bisphenolen oder UV-Stabilisatoren mehr über gefährliche Chemikalien.