Sammlen. Tauschen. Kleben. Ärgern.
In der Migros. Der Kindergärtler kommt strahlend zurück zur Mama, ein Paket Zwieback in der Hand. Sie ist zwar einverstanden, will aber lieber den Bio-Zwieback kaufen. Aber der Kleine stellt sich auf die Hinterbeine – genau dieser muss es sein. Warum, sehe ich dann beim Vorbeilaufen an den prominent ausgestellten Packungen: Auf dem Zwieback wird für die “Stickermania” geworben. Im Migros-Magazin – prominent in einer Aussenhülle des eigentlichen Magazins – wird mir dann erklärt, was dahintersteckt: Ähnlich wie die Murmeln – erinnern Sie sich daran? – und vor allem ähnlich wie bei den unsäglichen Panini-Bildchen streut die Migros jetzt Bildchen von Tieren, die in einem Sammelalbum eingeklebt werden können. Bereits werden Daten für Sammlertreffen in der ganzen Schweiz bekanntgeben, ein Regenwald -Spielplatz macht sich auch auf Tournee. Im Magazin ist zudem das Logo des WWF unübersehbar auf der Titelseite aufgedruckt. Kommt also ein Teil der Einnahmen WWF-Regenwaldprojekten zu gute? Fehlanzeige! Auf der Rückseite wirbt die Migros und der WWF bloss für die WWF-Kindermitgliedschaft. Genauso wie auf der Stickermania-Website.
Sammeln. Tauschen. Kleben – so wirbt die Migros für ihre “Stickermania”. Und ärgern, füge ich für mich hinzu. Eltern samt Kindern im entsprechenden Alter werden nun wohl oder übel in die Stickermania verfallen müssen (und bei jedem Einkauf über Fr. 20.- brav ein Sachets mit fünf Bildchen – von insgesamt 200! – mit nach Hause nehmen, damit die Kinder es in ihr Sammelbuch einkleben können.) Am meisten ärgert mich daran, dass die Migros ihre Geschäftsinteressen auf den Spiel- und Sammeltrieb der Kinder abmünzt und dabei gnadenlos Kinder und Eltern einspannt. Und ich staune, dass auch der WWF dabei mitmacht. Irgendwie, scheint mir, werden da die Kinder schlicht und einfach für dumm verkauft.
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz
