Mit Sicherheit unsicher
Sind Sie sich im Klaren, dass Sie soeben mit grosser Wahrscheinlichkeit unverschlüsselt Daten austauschen, wenn Sie – im Zug sitzend – zu diesem Blog mit Ihrem Smartphone oder Laptop eine Antwort posten?
Google hat heute wieder einmal vor Augen geführt, was gerne stillgeschwiegen wird: Beim elektronischen Datenaustausch hat es Informationslücken hüben und drüben! Doch die wenigsten Anwender und Userinnen sind sich dessen bewusst.
Einer Spinnwebe gleich ist unser kleines Land mit einem dichten Hotspot-Netz überzogen*: Restaurants und Hotels, Bahnhöfe und Flughäfen, Schulen und weitere öffentliche Gebäude sind damit ausstaffiert, sogar in entlegenen Tälern und Ortschaften. Jeder Hotspot hat eine Reichweite von einigen hundert Metern.
Bei einigen Netzen ist eine Sicherung mittels Passwort vorgesehen. Das gaukelt Sicherheit vor, ist aber laut Expertenansicht eine leicht verschlüsselte Authentizitätsfunktion, die ohne weiteres geknackt werden kann.
Die grosse Sicherheitslücken beim elektronische Datenaustausch, wenn man unterwegs ist, wurden heute wieder aufgezeigt. Die Swisscom wirbt beispielsweise damit, dass die Fahrt des 1. Klass-Passagiers dank einer Zusammenarbeit mit der SBB „zum mobilen Arbeitplatz“ wird mit – je nach Reiseroute – „höchster Verfügbarkeit und Geschwindigkeit“. Damit das mobile Arbeitszimmer genutzt werden kann, wird als zweiter Punkt unter den aufgezählten Voraussetzungen aufgeführt, dass man eine Software „für den sicheren Zugriff auf das Firmennetz (optional)“ benötige.
Dass Privatpersonen generell ihren privaten Datentransfer auch schützen müssten, darüber informieren die Anbieter spärlich. Doch wie schnell ist in einem persönlichen Gespräch eine vertrauliche Information herausgerutscht oder in einer privaten Mail ein geheimer Anhang mitgeschickt? Der Grossteil der WLAN-Benutzer und -Benutzerinnen ist sich mit Sicherheit nicht bewusst, auf wie unsicherem Terrain sie sich befinden. Vor dem Verarbeiten von kritischen Inhalten mittels Smartphone oder Laptop muss daher konsequent gewarnt werden – dies natürlich bereits beim Kauf eines Geräts. Zudem sollte ein gewisser Verschlüsselungsschutz Standard bei Neugeräten sein, da das Downloaden der angebotenen Gratissoftware (inkl. Anleitung, welche Schritte zu befolgen sind, wenn es nicht auf Anhieb klappt) nicht jedermanns und -fraus Sache ist! Das ist Risikominimierung für Durchschnittsbenutzer und -anwenderinnen von IPhone und Co.
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz
* Auf das in diesem Zusammenhang wichtige Thema „strahlende Netze und deren Auswirkungen“ gehe ich aus Platzgründen nicht ein. Natürlich ist die Thematik mit diesem Blog bei weitem nicht abgehandelt!