Einklang trotz Zwist
Eneut zielen drei grosse Krankenversicherer auf die Geldbeutel ihrer Versicherten. Mit diesem Vorgehen wollen sie die seit Jahren kontinuierlich steigenden Gesundheitskosten angehen. Die eigentlich in sich gespaltenen Krankenversicherer – unterdessen gibt es nebst santésuisse einen neuen Krankenkassenverband ASK – zeigen dennoch aber eine bemerkenswerte Einigkeit bei diesem Punkt: Für die steigenden Mehrkosten im Gesundheitswesen müssen in erster Linie die Versicherten aufkommen.
Die neuste Idee, dass die ältere Bevölkerung mehr für die obligatorische Krankenkasse bezahlen soll, ist ein Konstrukt der drei Grossversicherungen Helsana, Sanitas und Groupe Mutuel.
Dass das Rezept für die Untergrabung des sozialen Gedankens, welcher der Krankenversicherung in der Schweiz zugrunde liegt, ausgerechnet aus diesen Küchen kommt, erstaunt nicht. So hat insbesondere die Helsana und die Groupe Mutuel mit immer neuen und billigeren Angeboten junge, gesunde Versicherte an Land gezogen und damit systematisch die Quersubventionierung forciert. Seit Jahren bezahlen mit diesem System ältere Leute grundsätzlich zu hohe Prämien.
Nicht nachvollziehbar ist zudem, dass ausgerechnet die Versicherungsgesellschaften, die sich grundsätzlich für die Versicherten einsetzen sollten, keine anderen Wege anzustreben scheinen: Die einfachste und zuverlässigste Geldquelle ist und bleibt der Versicherte.
Zu grosser Widerstand kommt von den anderen mächtigen Playern aus dem Gesundheitsbereich. Obschon der ursprüngliche Verband santésuisse vor wenigen Tagen erneut auf die zu hohen Medikamentenkosten aufmerksam gemacht hat (Einsparungspotenzial: 300 Millionen Franken!) bleiben die hohen Margen bei den Abgabestellen unangetastet hoch. Eine fixe Marge bei der Medikamentenabgabe wäre eine gerechte Vorgehensweise, da diese unabhängig vom Verkaufspreis des Medikaments entrichtet würde. Damit entfiele der Anreiz bei den Medizinern, möglichst die teuersten Präparate zu verschreiben. Die Preisstruktur der Medikamente in der Schweiz, die aus verschiedenen Gründen und politisch gewollt viel zu hoch ist, erwähne ich an dieser Stelle nur am Rande.
Eine weitere grosse Baustelle, die längerfristig enorme Kosten einsparen würde, wurde noch nicht in Angriff genommen: Die Einführung eines Qualitätsmanagements im schweizerischen Gesundheitssystem. Hartnäckig hält sich der Ruf der „besten Gesundheitsversorgung der Welt“ – jedoch ohne dass dafür Beweise vorliegen.
Mit Zahlen erhärtet ist allerdings der schweizerische Spitzenplatz der Gesundheitskosten pro Einwohner – weltweit gesehen. Die Aufweichung des sozialen Gedankens trägt mit Bestimmtheit nicht für die nachhaltige Gesundung des Systems bei!
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz