PFAS: Vermischen und vertuschen?
Fleisch ist in der Schweiz teilweise so stark mit den gesundheitsgefährdenden PFAS-Chemikalien belastet, dass die Höchstwerte überschritten werden. Das Parlament will belastetes mit unbelastetem Fleisch vermischen lassen, um die Grenzwerte einzuhalten. Der Konsumentenschutz lehnt ein solches Vorgehen kategorisch ab – es ist unverantwortlich und gesundheitsgefährdend. Eine Studie zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung schon jetzt sehr hohe PFAS-Belastungen aufweist.
PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), auch «Ewigkeitschemikalien» genannt, sind äusserst langlebig, bauen sich kaum ab und stellen eine Gefährdung für die Gesundheit dar. Sie können Leber, Nieren und Schilddrüse schädigen, einige Verbindungen gelten als krebserregend. PFAS sind mittlerweile fast überall nachweisbar: im Boden, im Wasser und in unseren Organismen. Eine Studie des Bundes hat gezeigt, dass bereits rund die Hälfte der Bevölkerung bedenkliche PFAS-Belastungen aufweist. Da ein Verbot von PFAS noch nicht durchgesetzt werden konnte, wird das Problem mit ihrer weiteren Verwendung zusätzlich verstärkt.
Konsument:innen sollen es auslöffeln?!
Nun will das Parlament es ermöglichen, dass Fleisch von PFAS-belasteten Schweizer Bauernhöfen mit unbelastetem Fleisch vermischt werden darf, so dass die Grenzwerte wieder eingehalten werden. Eine entsprechende Motion wird im Parlament zur Zeit beraten. Angesichts dessen, dass sich PFAS anreichern und kaum abbauen, ist dies unverständlich.
Der Konsumentenschutz lehnt dies kategorisch ab. Das Risiko und die Gesundheitsgefährdung werden den Konsument:innen zugemutet. Denn die PFAS verschwinden trotz Vermischen nicht, sondern werden von Menschen aufgenommen und reichern sich im Körper über die Jahre zu gefährlichen Konzentrationen an.
Das Parlament versucht so, das Problem bei den Konsument:innen zu lösen und nicht dort, wo es seinen Anfang nimmt, nämlich bei der Produktion und Verwendung der Chemikalien.
Weichen stellen
Das Parlament hat es in der laufenden Herbstsession in der Hand, die Weichen so zu stellen, dass sich das Problem der «Ewigkeitschemikalien» nicht noch weiter verschärft und Gesundheitsschutz und das Vorsorgeprinzip vor wirtschaftlichen Interessen gestellt werden.
Der Konsumentenschutz fordert:
- Eine schweizweite verpflichtende Bestandesaufnahme der Belastung von Wasser und Böden sowie ein langfristiges Monitoring der Belastungen von Mensch und Umwelt
- Genügend Mittel, um breit und vernetzt zu den Auswirkungen auf die Gesundheit und Umwelt zu forschen sowie PFAS-Alternativen zu prüfen
- Deklaration der PFAS in Konsumgütern, damit die Konsument:innen eine Wahlmöglichkeit haben und der Ersatz der PFAS durch weniger schädliche Stoffe gefördert wird
- Festlegung von verbindlichen Höchstwerten, nicht nur bei Fleisch, Fisch und Eiern
- Eine Entschädigung der betroffenen Betriebe, deren Produkte wegen belastetem Boden oder Wasser die Höchstwerte überschreiten.
Mehr Kosten, weniger Wert
Mit dem Vermischen und Vertuschen ist es nicht getan. Im Gegenteil: es ist nicht nur gesundheitsschädigend, sondern auch unwirtschaftlich. Das Vermischen von belastetem und unbelastetem Fleisch ist teuer und bedeutet für die Verarbeitung Mehraufwand und weniger Ertrag. Verarbeiter und Behörden müssen den Prozess und auch das Endprodukt streng kontrollieren. Das verursacht hohe Kosten.
Kurz und gut: Die Kosten sind hoch, der Nutzen gering. Es schadet auch dem Ruf des Schweizer Fleisches, vor allem aber der Gesundheit der Konsument:innen. Und diese hat die höchste Priorität – hoffentlich auch bei unserem Parlament.
