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M-Check der Migros: Verwirrend statt transparent

Die Migros will den Konsumentinnen und Konsumenten das Einkaufen erleichtern und die Nachhaltigkeit statt über Labels über sogenannte M-Checks ausweisen. Dieses M-Check-System hat aus Sicht des Konsumentenschutzes aber grosse Nachteile: Nur wer einen grossen Aufwand betreibt, wird erfahren, was hinter den einzelnen Claims – etwa “Einbezug lokaler Bevölkerung”, “umweltverträglich hergestellt” oder “schützt Artenvielfalt” – steckt. Es ist voraussehbar, dass die Migros zudem für sehr viele Produkte eine Auslobung finden und das System in erster Linie dem Migros-Marketing nützen wird. 

Das Anliegen, welche dem M-Check zugrunde liegt, ist durchaus berechtigt: Es gibt sehr viele Nachhaltigkeitslabels und kaum eine Konsumentin, ein Konsument hat den Überblick, welche Mehrleistungen hinter den einzelnen Labels stecken. Wenn man sich nicht durch die Symbole und kurzen Claims auf den Verpackungen abspeisen lassen will, ist jedoch auch der M-Check verwirrend und intransparent.

Wer sich die Mühe nimmt und wissen will, was “eine ökologisch optimierte Verpackung” genau bedeutet, wird auf der Website der Migros nur halbwegs befriedigende Antworten finden. Denn die Aussagen beruhen teilweise auf bekannten Schweizer oder internationalen Standards, teilweise aber auch auf Migros eigenen Nachhaltigkeits-Standards oder sehr undefiniert gemäss “Ökobilanz”. Wie weit diese Mehrleistungen es tatsächlich wert sind ausgezeichnet zu werden,  muss hinterfragt werden: Das Optigal-Mastpoulet-Programm beispielsweise ist in den letzten Monaten von Tierschutzorganisationen stark kritisiert worden, weil es den Hühnern lediglich den BTS-Standard (Besondere tierfreundliche Stallhaltung) bietet, aber keinen Auslauf ins Freie. Auch der Konsumentenschutz hat Optigal kritisiert, weil das Logo den Eindruck entstehen lässt, dass die Hühner auf kleinen Betrieben und im Freien leben würden. Der Optigal-Standard kommt jedoch beim M-Check zur Anwendung.

Besonders störend am M-Check findet der Konsumentenschutz zudem, dass dieser M-Check migrosintern definiert wird und nicht konsequent von unabhängigen Kontrollstellen überprüft wird. Transparenz und Kontrolle ist jedoch das A und O jeder vertrauenswürdigen Kennzeichnung. Zudem befürchtet der Konsumentenschutz, dass die Migros so fast jedes Produkt auszeichnen wird. Wie kann der Konsument im Laden noch feststellen, welches Produkt über das Gesamte wirklich nachhaltiger ist?

M-Check will explizit kein Label sein. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Labels ist, dass sie in der Regel mehrere Nachhaltigkeitsaspekte unter einen Hut bringen und mit der Konkurrenz und der Weiterentwicklung der Labels diese Standards erhöht werden. Durch das Kommunizieren von einzelnen, zum Teil nicht immer relevanten Mehrleistungen wird diese Weiterentwicklung aber ausgebremst. Damit begünstigt M-Check schwache Auslobungen und untergräbt die Bemühungen der starken Labels.

Medienmitteilung Migros