High-Protein-Produkte im Check: Überteuert und überbewertet
High-Protein-Produkte sind im Trend, von vielen Produkten gibt es mittlerweile eine Variante mit extra viel Protein. Der Konsumentenschutz hat verschiedene solcher Produkte unter die Lupe genommen, darunter Produkte wie mit Protein angereichertes Wasser oder Chips. Das Ergebnis: Viele dieser Lebensmittel sind extrem teuer und bringen für Konsument:innen wenig Mehrwert.
Ob Milch, Mozzarella, oder eben Chips und Wasser: Immer mehr Lebensmittel werden mit zusätzlichem Eiweiss angereichert und als «High Protein» vermarktet. Solche Produkte sind oft markant teurer. Um genau zu sein: Die geprüften Produkte kosten zwischen 22 % und 145 % mehr als die herkömmlichen Varianten.
Wenig Extra-Protein, extra viel Aufpreis
- Der Konsumentenschutz hat nachgerechnet und zeigt anhand konkreter Beispiele, wie viel mehr High-Protein-Produkte im Vergleich zu ihren klassischen Varianten kosten. Besonders extrem: Das Emmi High Protein Wasser (500ml) ist stolze 145% teurer als ein normales Valais Mineralwasser (500 ml), nur weil etwas Protein zugesetzt wurde. Da drängt sich die Frage auf: Braucht selbst Wasser jetzt noch eine Extraportion Protein?
- Die Barilla Protein Pasta (400g) kostet 72% mehr als die Barilla Fusili No. 98 (500g).
- Der High Protein Ovomaltine drink (330ml) ist 22.6% teurer als die klassische Variante (250ml).
Zusätzlich zum höheren Preis fällt auf, dass viele High-Protein-Produkte nur moderat mehr
Eiweiss enthalten. Zwei Beispiele:
- Der M-Classic Magerquark kostet pro 100 g 0.38 Franken und enthält 9.7 g Protein. Demgegenüber steht der Oh! High Protein Magerquark mit 12 g Protein, aber einem Preis von 0.68 Franken pro 100 g. Die High Protein Variante ist also rund 80 % teurer als die herkömmliche Version, bietet aber nur 2.3 g mehr Protein pro 100 g.
Ähnlich sieht es beim Toastbrot aus: Das M-Classic IP Suisse helle Toastbrot kostet pro 100 g 0.56 Franken und enthält 8.9 g Protein. Das Oh! High Protein Toastbrot ist pro 100 g für 0.90 Franken erhältlich und bietet 13 g Protein. Die Konsument:innen zahlen somit über 60% mehr für etwa 4 g zusätzliches Eiweiss pro 100 g.
Die Hersteller:innen begründen die höheren Preise mit dem zusätzlichen Aufwand für die Entwicklung, Rohstoffe und Produktion. Expert:innen bezweifeln jedoch, dass dies die hohen Preisunterschieden wirklich rechtfertige. Vielmehr hat die Lebensmittelindustrie den Proteintrend erkannt und nutzt ihn gezielt zur Gewinnmaximierung.
Dies zeigt auch eine Untersuchung des Zürich Kantonschemikers. Hersteller:innen von High-Protein-Produkten werben oft mit einem besonders hohen Proteingehalt, der prominent auf der Verpackung angegeben wird. Dabei wird jedoch häufig getrickst: Der angegebene Proteingehalt bezieht sich oft auf die gesamte Packung, ohne klarzumachen, dass diese mehrere Portionen enthält. Das führt dazu, dass Konsument:innen die versprochene Proteinmenge nur erreichen, wenn sie deutlich mehr als üblich oder sogar die ganze Packung essen. Solche Angaben sind irreführend und können einen übermässigen Verzehr fördern, was laut Vorschriften unzulässig ist.
Stark verarbeitet
Ein Produkt darf in der Schweiz nur als «High Protein» bezeichnet werden, wenn mindestens 20 % der Kalorien aus Eiweiss stammen. Häufig wird dafür zusätzliches Protein aus Milch, Soja oder Erbsen zugesetzt. Solche Produkte enthalten zwar oft weniger Zucker, Fett und Kalorien, dafür aber zahlreiche Zusatzstoffe wie Süssungsmittel, Aromen und Bindemittel, was sie zu stark verarbeiteten Lebensmitteln macht.
Natürliche Proteinquellen statt teure Zusatzstoffe
High-Protein-Produkte sind für die meisten Menschen nicht notwendig. Der gesundheitliche Nutzen ist oft gering, während der Preis deutlich höher ausfällt. Der Konsumentenschutz empfiehlt deshalb eine ausgewogene Ernährung mit natürlichen Proteinquellen wie Quark, Hülsenfrüchte oder Tofu. Dies reicht in der Regel aus, um den Bedarf zu decken.
Der Körper kann nur eine begrenzte Menge Protein aufnehmen, überschüssiges Eiweiss wird nicht gespeichert. Eine übermässige Proteinzufuhr kann problematisch sein. Expert:innen der Harvard Medical School warnen, dass eine sehr proteinreiche Ernährung das Risiko für Nierensteine erhöhen kann. Besonders kritisch ist ein hoher Konsum von tierischen Produkten, insbesondere rotem Fleisch, da dieser mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs verbunden ist. Mit pflanzlichen Eiweissquellen besteht dieses Risiko weniger.
Wenn der Fokus zu stark auf proteinreiche, oft tierische Produkte liegt, besteht die Gefahr, dass wichtige Nährstoffe aus Gemüse und Früchte in der Ernährung fehlen Wer also auf seine Proteinzufuhr achten möchte, kann das auch ohne High-Protein-Produkte tun. So spart man Geld, nimmt oft ausgewogener Nährstoffe auf und vermeidet unnötige Zusatzstoffe.
