Dynamische Skipreise diskriminieren Familien und Spontane

Dynamische Preismodelle sind bei Skigebieten beliebt und werden den Gästen als vorteilhaft schmackhaft gemacht. Damit könne eine gleichmässigere Auslastung der Anlagen erreicht werden. Und die Gäste würden von günstigen Preisen profitieren, wenn sie früh buchen. Eine Win-win-Situation also? Nein. Es ist nicht davon auszugehen, dass mit dynamischen Preisen eine gleichmässigere Auslastung der Anlagen erreicht werden kann.
Wer alters-, berufs- oder familienbedingt unter der Woche und in der Nebensaison skifahren kann, tat dies auch ohne dynamische Preismodelle. Dynamische Preise machen alle anderen Skifahrenden nicht zeitlich flexibler. Und Frühbucherrabatte gibt es seit Jahrzehnten, lange vor der Verbreitung der dynamischen Preismodelle.
Wozu dienen also dynamische Preismodelle? Die Vermutung liegt nahe, dass die Pistenbetreiberinnen dynamische Preismodelle dazu nutzen, höhere Ticketpreise für Tage zu verlangen, an denen viele Gäste erwartet werden. Dies sind Feiertage, Wochenende und vor allem während die Schulsportferien. Zudem sind mit dynamischen Preismodellen aufgrund der fehlenden Transparenz versteckte Preiserhöhungen möglich. Dynamische Preismodelle stellen somit grundsätzlich ein «win» für die Skigebiete und ein «lose» für die Ski- und Snowboardfahrenden dar.
Der Konsumentenschutz fordert die Skigebiete auf, auf dynamische Preismodelle zu verzichten und diese nicht für versteckte Preiserhöhungen zu missbrauchen. Der Konsumentenschutz verlangt von Skigebieten mit dynamischen Preismodellen, die Preisentwicklung saisonübergreifend transparent zu machen.
Infos und Tipps auf Webseite
Die Skigebiete sind inzwischen teilweise darauf sensibilisiert, dass dynamische Preismodelle für Unsicherheit sorgen und Fragen aufwerfen. Einige Webseiten enthalten Informationen und vereinzelt sogar Tipps. Diese Informationen und Tipps können salopp zusammengefasst werden in:
- «Je früher du buchst, desto günstiger ist das Ticket» und
- «Geh in der Nebensaison unter der Woche skifahren»
Konsumentenschutz hat dynamische Preise beobachtet
Der Konsumentenschutz hat die Preise von neun Schweizer Skigebieten mit dynamischem Preismodell von Mitte Dezember 2023 bis Mitte Februar 2024 beobachtet und dabei Folgendes festgestellt:
- Die Skigebiete halten sich daran, dass «die Preise steigen, aber nicht mehr sinken».
- Rund 2 – 3 Wochen vor dem Skitag beginnen die Preise rascher zu steigen, wobei in den letzten rund 6 – 7 Tagen der grösste Preisanstieg stattfindet. Dies betrifft vor allem die Feiertage, die Schulsportferienzeit und die Wochenenden. An Wochentagen fällt der Preisanstieg oftmals geringer aus. Tickets am gleichen Tag zu kaufen ist immer am teuersten.
- Bei einer Buchung ab Mitte Dezember ist das Preisniveau für Weihnachten/Neujahr, die Schulsportferienzeit und die Wochenenden grossteils bereits höher angesetzt.
Unser Tipp: Früh buchen oder Skigebiet mit fixen Preisen wählen
Sobald man sich definitiv entscheidet, in einem Skigebiet mit dynamischen Preisen Wintersport zu betreiben, sollte man die Tickets kaufen. Möchte man noch von einem einigermassen tiefen Preis profitieren, sollte man sich rund 2 – 3 Wochen vor dem Skitag entscheiden und das Ticket kaufen. So kommt man günstiger davon, trägt aber das Wetterrisiko. Möchte man das Wetter wenigsten ein bisschen einschätzen können, sollte man bis ca. 6 – 7 Tage vor dem Skitag zuwarten. Das Wetter kann dann ungefähr eingeschätzt werden und der Preis ist noch nicht übermässig angestiegen. Wer lieber spontan entscheidet, kann ein Skigebiet mit fixen Preisen wählen. Mehr dazu in unserem Online-Ratgeber.
Frühbucherrabatt auf verschiedenen Niveaus
Die Beobachtungen des Konsumentenschutzes lassen vermuten, dass für Tage mit hohen Frequenzen, also Wochenenden, Feiertage oder Schulsportferien grossteils von Vornherein höhere Basispreise gelten. Das heisst, dass bei einer frühzeitigen Buchung für solche Tage das Sparpotenzial grundsätzlich geringer ist als an Wochentagen. Wer also für diese Tage früh bucht, spart zwar, aber nicht gleich viel wie an anderen Tagen.
Maximalpreise sind ein Muss
Aufgrund der dynamischen Preise muss man sich mehr Gedanken über den Zeitpunkt des Skitags und den Zeitpunkt der Buchung machen. Gilt zumindest ein Höchstpreis, weiss man als Konsumentin oder Konsument, mit welchem Preis maximal zu rechnen ist. Das hilft, wenn man keine Lust auf den Planungsaufwand hat oder wenn man spontan bleiben, bzw. das Wetterrisiko nicht übernehmen möchte.
Vier der beobachteten Skigebiete haben Maximalpreise festgelegt:
- Aletsch Arena Fr. 79,-
- Arosa Fr. 89.-
- Belalp Fr. 69.-
- Gstaad Fr. 79.-
Fünf der neun beobachteten Skigebiete geben keine Maximalpreise bekannt. Auch nicht auf Anfrage des Konsumentenschutzes. Es handelt sich dabei um folgende Skigebiete:
- Adelboden Lenk
- Chäserugg
- Engadin St. Moritz
- Engelberg Titlis
- Laax
Auf Anfrage teilte Adelboden-Lenk mit, ein Maximalpreis werde bewusst nicht kommuniziert, da das dynamische Preismodell auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage basiere. Chäserugg hat die Anfrage nicht beantwortet. Engadin St. Moritz beschied, es gebe keinen Maximalpreis, dieser werde einzig durch die Nachfrage der Gäste gesteuert (bis zum 23.01.2024 lag der höchste Preis bei Fr. 118.5). Titlis Bergbahnen hielt fest, eine Obergrenze werde bewusst nicht kommuniziert, da man nicht in der Lage sei, den Algorithmus vorwegzunehmen. In die gleiche Richtung geht Laax: Ein Maximalpreis sei nicht festgelegt, dies sehe ihr Dynamic Pricing System nicht vor.
Anders ausgedrückt: diese Skigebiete schieben die Verantwortung für die Maximalpreise an die Algorithmen der Dynamic Pricing Systeme ab. Sie tun so, als hätten sie keine Macht über die «künstliche Intelligenz», obwohl es ein Leichtes wäre, sich für einen Maximalpreis zu entscheiden und diesen dem Preismodell vorzugeben. Die Skigebiete entscheiden sich bewusst dafür, dass die Preise maximal in die Höhe getrieben werden können und geben dann ihrem eigenen Pricing System die Schuld. Eine ziemlich dreiste Argumentation.
Der Konsumentenschutz fordert
Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten schon dynamische Preise akzeptieren müssen, muss ihnen nach Meinung des Konsumentenschutzes ein akzeptabler Maximalpreis bekannt gegeben werden. Ansonsten werden sie maximal benachteiligt.