Ticket über Viagogo gekauft, Veranstaltung abgesagt oder verschoben: Bekomme ich mein Geld zurück?
Sie haben Tickets über Viagogo gekauft, doch die Veranstaltung wurde abgesagt oder verschoben? Rückerstattungen sind bei dieser Anbieterin oft schwierig. Wir erklären, was Sie tun können, welche Rechte Sie haben und wann der Rechtsweg nötig wird.
Wenn Sie über die Ticketplattform Viagogo Tickets für eine Veranstaltung erworben haben, die abgesagt oder verschoben wurde, ist eine Rückerstattung oft schwierig. Das Unternehmen ist für seine Intransparenz bekannt und wurde im Ausland bereits wegen missbräuchlicher Vertragsklauseln verurteilt. Auch in der Schweiz laufen aktuell Zivil- und Strafverfahren. Viagogo erschwert es Konsument:innen systematisch, ihre Rechte durchzusetzen oder Rückerstattung zu verlangen.
Dank einer engagierten Konsumentin kam es 2021 zu einem wichtigen Erfolg:
Sie hatte über Viagogo überteuerte Tickets für das Basel Tattoo gekauft. Die Veranstaltung wurde später abgesagt. Als Viagogo ihr die Rückerstattung verweigerte, klagte sie. Das Gericht verpflichtete daraufhin Viagogo zur vollständigen Rückerstattung (siehe Kassensturz vom 20. April 2021). Im Oktober 2021 erklärt das Bundesgericht ausserdem Viagogos Preisangaben und Ticketverfügbarkeit als unlauter und somit als rechtswidrig.
Konsumentenschutz hat Strafanzeige eingereicht
Viagogo steht nicht nur wegen Rückerstattungen in der Kritik. Die Stiftung für Konsumentenschutz hat im Sommer 2024 Strafanzeige gegen Viagogo eingereicht. Die Plattform hat gezielt den Eindruck erweckt, Tickets seien beinahe ausverkauft oder besonders gefragt, um Käufer:innen zu einem schnellen Kauf zu drängen. Solche sogenannten Dark Patterns setzen Konsument:innen unter Druck und sind aus Sicht des Konsumentenschutzes klar unlauter. Mehr zur Anzeige finden Sie hier.
Viagogo-Rückerstattung: Ihre Möglichkeiten
So gehen Sie vor, wenn Sie Tickets bei Viagogo gekauft haben und eine Veranstaltung abgesagt oder verschoben wurde:
- Rückerstattung bei Viagogo einfordern: Laut Website bietet Viagogo eine Rückerstattung an für abgesagte Veranstaltungen. Fordern Sie dies aktiv über das Kontaktformular der Plattform ein. Reagiert Viagogo nicht oder lehnt ab, prüfen Sie weitere rechtliche Schritte (siehe unten).
- Anspruch bei verschobenen Events: Auch bei verschobenen Veranstaltungen haben Sie Anspruch auf eine Rückerstattung. Wenn Ihnen das neue Datum nicht passt oder wenn Sie keine Möglichkeit haben, teilzunehmen, ist es nicht zumutbar, das Ticket einfach zu behalten. Damit haben Sie Anspruch auf Rückerstattung. Viagogo verweigert jedoch in den meisten dieser Fälle die Rückerstattung, weshalb Sie Ihren Anspruch auf dem Rechtsweg durchsetzen müssen.
- Rückbuchung bei Kreditkartenzahlung: Wenn Sie mit Ihrer Kreditkarte gezahlt haben, können Sie innerhalb von 30 Tagen eine Rückbuchung (Chargeback) beantragen. Dabei fordern Sie den Betrag direkt von der Kreditkartenanbieterin zurück, da die Leistung (das Konzert oder Event) nicht erbracht wurde. In der Praxis verweigern viele Kreditkartenanbieterinnen jedoch die Rückbuchung und verweisen direkt auf den Rechtsweg.
- Rechtsweg: Wenn Viagogo Ihre Rückforderung ignoriert oder ablehnt, bleibt als letzte Möglichkeit der zivile Rechtsweg. Sie können Viagogo um die offene Forderung betreiben. Erhebt Viagogo Rechtsvorschlag (was sehr wahrscheinlich ist), müssen Sie beim zuständigen Schlichtungsgericht Klage einreichen. Beträgt der Ticketpreis weniger als 2’000 Franken, kann das Schlichtungsgericht selbst einen Entscheid fällen (Art. 212 ZPO). So können Sie das Verfahren unter Umständen schnell und kostengünstig fortsetzen. Allerdings kann Viagogo das Urteil anfechten. Dadurch riskieren Sie ein langwieriges Gerichtsverfahren. In jedem Fall empfehlen wir Ihnen daher, sich vorgängig beraten zu lassen.
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