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Lebensmittel-Ampel der Industrie: Mars steigt aus

Mars steigt aus dem Projekt von sechs internationalen Lebensmittelgiganten aus: Der Konzern will nicht mehr an einer eigenständigen und für die Konsumenten irreführenden Lebensmittel-Ampel arbeiten, sondern setzt auf ein koordiniertes Vorgehen der EU. Dies teilte der Konzern dem Konsumentenschutz gestern mit. Das ist ein guter Schritt, denn Coca Cola, Nestlé, Mondelez, Pepsi, Unilever und eben Mars wollten die Ampelkennzeichnung so zurechtbiegen, dass sogar das zucker- und fettreiche Nutella ohne rote Kennzeichnung davongekommen wäre.

Konsumentenorganisationen in der Schweiz und in der EU fordern seit Jahren eine Kennzeichnung der vier wichtigsten Nährwerte eines verarbeiteten Lebensmittels mittels Ampelfarben. Dadurch ist rasch und einfach erkennbar, ob ein Produkt wenig, mittelmässig oder viel Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz enthält. Die sechs Konzerne wollten genau in diese Richtung gehen und eine Lebensmittel-Ampel auf ihren Produkten einführen. Dennoch haben der Konsumentenschutz und seine Allianzorganisationen FRC und ACSI Nestlé und Co. bereits im letzten Jahr aufgefordert, darauf zu verzichten. Denn im Gegensatz zum britischen System, das die Angaben aufgrund von einheitlichen 100 Gramm oder 100 Mililiter berechnet, wollen die Konzerne die Berechnung aufgrund von Portionen anstellen. Portionen notabene, die sie selbst bestimmen und festlegen.

Mit diesem Schachzug erreicht die Industrie, dass viele der ungesunden und unausgewogenen Produkte plötzlich reingewaschen und ohne Rot daherkommen. Die deutsche Verbraucherorganisation Foodwatch hat beispielsweise für Nutella, das bei einer Berechnung von 100 Gramm bei Fett und Zucker tiefrot eingefärbt wird, berechnet, dass sich dieses gemäss der Industrieberechnung mit einer Portionengrösse von 15 Gramm nur noch im gelben Bereich bewegt (siehe Bild).

Die Allianz der Konsumentenorganisationen begrüsst deshalb den überraschenden Schritt von Mars. Der Konzern spricht sich stattdessen für eine EU-weite gesetzliche Regelung zu Nährwertangaben in Ampelfarben aus – ein System, welches Mars in Grossbritannien bereits praktiziert. Nun müssen auch die weiteren Partner auf das sogenannte  “Evolved Nutrition Labelling” (ENL), also auf die “weiterentwickelte Kennzeichnung für Lebensmittel”, verzichten!

So willkürlich sind Portionengrössen