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Goodies entlocken Gesundheitsdaten

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) fordert in regelmässigen Abständen, dass die Qualität im Gesundheitswesen endlich verbessert werden muss. Zuverlässig folgt danach das grosse Jammern der Leistungserbringer im Gesundheitssystem. Denn: Qualitätsverbesserungen bedingen in erster Linie, dass anonymisierten Daten erhoben werden, dies vornehmlich in Spitälern, bei Ärzten und Apothekern. Doch an diesem ersten Schritt scheiden sich die Geister aus scheinbar nachvollziehbarem Grund. Datenerhebungen sind Zeitfresser und können – gemäss den klagenden Stimmen – in den vollgepackten Arbeitstagen der Gesundheitszuständigen nicht mehr untergebracht werden. Der heutige Artikel des Konsummagazins „Saldo“ belehrt uns nun eines Besseren. Für ein Bonuspunkte-Programm – zu vergleichen mit einer Kundenbindungskarte von Coop oder Migros – nehmen die Leistungserbringer den Aufwand auf sich, anonymisierte Patientendaten regelmässig an eine private Firma zu übermitteln. Diese Firma kann die anonyme Datenflut sehr gewinnbringend an Pharmaunternehmen weiterverkaufen, da dem Datenpool verschiedene interessante Informationen bezüglich Behandlung und Medikation entlockt werden können. Genau solche Daten wären dienlich, damit endlich Klarheit geschaffen werden könnte, wo in unserem ausserordentlich teuren Gesundheitssystem das Geld versickert. Zudem wäre die staatliche Datensammelstelle um einiges vertrauenswürdiger als ein Sammelpool eines auf Profit ausgerichteten Unternehmens. Das müsste auch den Ärzten, den Spitälern und Apotheken einleuchten, denn ihr zweites schlagendes Argument beim Verhindern der Datentransparenz ist der Schutz der sensiblen Patientendaten.
Nun ist gewiss: Datenerhebungen sind bei den Leistungserbringern widerstandslos umsetzbar, es bedingt nur den Lockvogel mit Goodies. Unser Gesundheitsminister sollte sich das clevere Geschäftsmodell der privaten Datenerhebungsfirma zu Gemüte führen und seine Lektion daraus lernen, denn bis dato biss er bei diesem Anliegen auf Granit.