Die SBB ist kein Telefonanbieter
Die SKS lehnt den SBB-Vorschlag ab, nach Tageszeiten abgestufte Billettpreise anzubieten
Im Interview mit dem Tages-Anzeiger (15. November 2004) kündigt SBB-Chef Benedikt Weibel das SMS-Ticket an. Gleichzeitig denkt er laut über die Differenzierung der Billettpreise nach. Die SMS-Technologie könne, so Weibel, «mit der Zeit die Einführung abgestufter Tarife für unterschiedliche Tageszeiten ermöglichen – ähnlich wie beim Telefonieren, das je nach Tageszeit unterschiedlich viel kostet.»
Herr Weibel verwechselt Äpfel mit Birnen! Beim Telefonieren können Konsumentinnen und Konsumenten den Anbieter frei wählen. Hier herrscht der freie Markt. Nicht so bei der SBB. Da gibt es kein Ausweichen auf einen anderen Betreiber. Von Konkurrenz kann keine Rede sein.
Das Argument ist also völlig aus der Luft gegriffen und kann zu falschen Schlussfolgerungen führen. Die freie Wahl wird nämlich nur vorgegaukelt. Die Realität würde aber anders aussehen: Die Billettpreise wären zur Rush Hour höher als während Randstunden. Eine solche Preispolitik ist äusserst unsolidarisch. Nach Tageszeiten abgestufte Billettpreise würden all jene Pendlerinnen und Pendler bestrafen, die tagtäglich mit der SBB zur Arbeit fahren. Diese haben keine Möglichkeit, auf «billige» Tageszeiten auszuweichen.
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) lehnt deshalb den Vorschlag ab, nach Tageszeit abgestufte Billettpreise anzubieten. Diese Idee bestraft einseitig Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und untergräbt den Grundgedanken des Service public.
Stiftung für Konsumentenschutz
Bern, 15. November 2004