Das sind die Risiken beim Kauf auf Rechnung und Ratenzahlung
Der Kauf auf Rechnung wird immer beliebter. Der Grund dafür: Viele Konsumentinnen und Konsumenten lassen sich vom Credo «Buy now, pay later» – zu Deutsch «Jetzt kaufen, später bezahlen» – verlocken. Grundsätzlich macht es Sinn, erst dann zu bezahlen, wenn man die Ware erhalten hat. Arbeitet das Unternehmen aber mit Zahlungsabwicklern wie zum Beispiel Klarna oder CembraPay, birgt der Kauf auf Rechnung einige Gefahren und kann zur Schuldenfalle werden. Auch die Bezahlung in Raten hat ihre Tücken.
Unter «Kauf auf Rechnung» fallen grundsätzlich alle Zahlungsarten, bei denen das Unternehmen die Rechnung zusammen mit der Ware oder nach der Leistungserbringung sendet. Bestellen Sie online mit der Zahlungsart «Kauf auf Rechnung», erhalten Sie die Rechnung meist gemeinsam mit der Lieferung. In der Regel liegt die Zahlungsfrist nach Erhalt zwischen 10 und 30 Tagen. Sie bezahlen die beigelegte QR-Rechnung also erst nach Erhalt der Ware, was einen Vorteil gegenüber Vorauskasse oder Kreditkartenzahlung darstellt. Wenn das Unternehmen die Rechnung selbst stellt, ist dies in der Regel unproblematisch und stellt eine verbraucherfreundliche Zahlungsart dar.
Gefahren beim «Kauf auf Rechnung» mit Zahlungsabwicklern
Immer mehr Unternehmen übergeben die Rechnungsstellung spezialisierten Zahlungsdienstleisterinnen – sogenannten Zahlungsabwicklerinnen. Die Forderung gegen Sie als Kund:in inklusive des damit verbundenen Inkassorisikos wurde an diese Firmen quasi «verkauft». Sie schulden den Rechnungsbetrag nicht mehr dem Unternehmen, bei dem Sie eingekauft haben, sondern der Zahlungsabwicklerin, welche die Forderung gegen Sie abgekauft hat. Entsprechend schickt auch die Zahlungsabwicklerin Ihnen eine Rechnung. Wenn Sie Ihre Rechnung bezahlen, überweist die Zahlungsabwicklerin dem Unternehmen dann nicht den vollen Rechnungsbetrag, sondern behält eine Provision ein. Zu den bekanntesten Zahlungsabwicklerinnen gehören Klarna, CembraPay oder die MF Group AG (mit Marken wie powerpay oder paycard).
Dadurch entsteht ein Dreiecksverhältnis: Sie kaufen beim Unternehmen, die Rechnung kommt von der Zahlungsabwicklerinnen. Dies bringt Schwierigkeiten mit sich. Oft funktioniert die Kommunikation zwischen Unternehmen und Zahlungsabwicklerinnen mangelhaft. Bei Problemen mit der Leistung (z. B. Gewährleistung, Mangel) müssen Sie sich nicht nur mit dem Unternehmen, sondern auch mit der Zahlungsabwicklerin in Verbindung setzen. Zudem müssen Sie beim Abschluss des Kaufs in der Regel zusätzlich zu denen der Verkäuferin auch noch die AGB der Zahlungsabwicklerin akzeptieren. Diese enthalten oft hohe Mahngebühren und Inkassokosten. Damit stimmen Sie zwei verschiedenen AGB mit teilweise komplizierten und ungünstigen Klauseln zu. Um sich vor Risiken zu schützen, empfehlen wir, mit unseren Tipps und unserem AGB-Check-Tool nachteilige Klauseln in den AGB zu suchen.
Wenn Sie beispielsweise ein Produkt zurücksenden oder nicht erhalten, stellen die Zahlungsabwicklerinnen oftmals trotzdem eine Rechnung aus. Bleibt die Zahlung aus, folgt in vielen Fällen ein Inkassoverfahren mit Mahngebühren, zweifelhaften Forderungen, aggressiven Eintreibungsversuchen und unter Umständen ein Betreibungsverfahren.
Gefahren beim Zahlen in Raten
Die Ratenzahlung wirkt bei grösseren Ausgaben zunächst verlockend, kann aber schnell zur Kostenfalle werden. Denn in fast jedem Fall bedeutet die Ratenzahlung, dass Sie im Endeffekt mehr bezahlen – manchmal sogar viel mehr.
Es gibt verschiedene Ratenzahlungsmodelle. Einige Unternehmen verlangen Pauschalen, die unabhängig vom Produktpreis sind. Andere Anbieterinnen schlagen auf den Ursprungspreis einen definierten Prozentsatz auf. Dabei ist die Höhe des Prozentsatzes teilweise abhängig von der Höhe des Produktpreises. Oftmals gelten für günstigere Produkte höhere Prozentsätze. Viele Zahlungsabwicklerinnen bieten die Option zur Ratenzahlung direkt mit der Rechnung an. Wenn Sie die erste Rate überweisen, gilt das als Zustimmung zum Abzahlungsvertrag. Das Risiko dabei ist, dass Sie oft keine Erinnerung für die weiteren Raten erhalten und so ungewollt in Verzug geraten. In diesem Fall entstehen zusätzlich hohe Mahnkosten.
Dabei ist es wichtig, zwischen dem direkten Kauf auf Raten und der nachträglichen Vereinbarung zur Zahlung in Raten zu unterscheiden:
Direkter Kauf auf Raten:
Beim direkten Ratenkauf vereinbaren Sie die Ratenzahlung bereits beim Kauf. Liegt der Betrag über 500 Franken und dauert die Rückzahlung länger als drei Monate, greift das Konsumkreditgesetz (KKG). Das Gesetz enthält verschiedene Schutzbestimmungen für Konsument:innen.
Nachträgliches Angebot zur Ratenzahlung:
Beim Kauf auf Rechnung mit nachträglichem Angebot der Zahlung in Raten wird der volle Rechnungsbetrag grundsätzlich auf einmal fällig. Bei diesem Abzahlungsgeschäft gelten die Regeln des KKG nicht. Das Unternehmen bietet die Ratenzahlung als «nette Geste» an, wobei natürlich Zusatzkosten für Sie als Kund:in entstehen. Nur so lohnt sich das Geschäft für die Zahlungsabwicklerinnen. Sehen Sie sich dazu auch das Erklärvideo von Sara Stalder an.
Ratenzahlung bei Kreditkarten
Auch Kreditkartenfirmen bieten Ratenzahlung an – oft mit hohen Zinsen (bis zu 12 %). Zwar prüfen die Anbieter:innen vorher Ihre Kreditwürdigkeit, doch diese Prüfungen sind oft mangelhaft. Einige Institute berechnen die Zinsen nicht erst ab dem Zeitpunkt der Rechnungsstellung, sondern bereits ab dem Tag des Einkaufs. Das bedeutet: Sobald Sie die Kreditkartenrechnung nicht fristgerecht und vollständig begleichen, fallen Zinsen rückwirkend ab dem Kaufdatum an. So können selbst kleinere Beträge rasch hohe Kosten verursachen.
So vermeiden Sie teure Fehlentscheidungen
Lesen Sie das Kleingedruckte
Lesen Sie vor dem Kauf die AGB aufmerksam durch. Das gilt besonders, wenn ein Drittanbieter wie Klarna oder MF Group involviert ist. Nur so erfahren Sie, welche Gebühren, Pflichten und Fristen gelten. Achten Sie auf:
- Höhe der Mahnspesen und Verzugszinsen
- Fristen zur Zahlung der Raten
- Kündigungsbedingungen
Um zusätzliche Kosten infolge verspäteter Zahlung zu verhindern, empfehlen wir Ihnen, Ratenzahlungen per Lastschriftverfahren oder als Dauerauftrag zu bezahlen.
Treffen Sie keine überstürzten Kaufentscheidungen
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Kaufentscheidungen. Gerade bei höheren Beträgen lohnt sich ein Preisvergleich. Lassen Sie sich nicht von Formulierungen wie «Nur noch heute gültig» oder «Nur noch 3 Stück verfügbar» zu einem unüberlegten Kauf drängen. Die Händler:innen versuchen, Sie mit diesen Tricks (auch Dark Pattern genannt) zu einem sofortigen Kauf zu bewegen. Dabei erweist sich das vermeintliche Schnäppchen dann oft als teurer Fehlkauf.
Kaufsucht
Für Personen mit einer Kaufsucht stellt die Zahlungsmöglichkeit auf Raten eine besondere Gefahr dar. Gemäss Resultaten einer repräsentativen Umfrage des BAG (Bundesamt für Gesundheit) aus dem Jahr 2020 sind in der Schweiz 4,8 % der Bevölkerung kaufsüchtig. Stellen Sie bei sich oder nahen Angehörigen ein problematisches Kaufverhalten fest, dann wenden Sie sich an die Onlineplattform für Suchtberatung https://www.safezone.ch/de/ oder an regionale Suchtberatungsstellen.
Möchten Sie Ihre Schulden loswerden oder benötigen Sie eine Budgetberatung? Dann lesen Sie unseren Beitrag: Schuldensanierung – wo finde ich Unterstützung?
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