PFAS-Analyse von 1200 Lebensmitteln: keine Entwarnung
Nur wenige Proben haben die PFAS-Grenzwerte überschritten, Fleisch, Eier und Fisch sowie Milch und Milchprodukte sind in der Regel konform: Diesen Schluss ziehen die Behörden nach einer PFAS-Analyse von rund 1200 Lebensmitteln. Eine gute Nachricht? Nur beschränkt, findet der Konsumentenschutz, denn die gesundheitsgefährdenden Ewigkeitschemikalien gelangen weiterhin in die Umwelt und in unsere Körper. Der Konsumentenschutz fordert flächendeckende Untersuchungen von Boden und Gewässern und ein rasches Verbot dieser Chemikalien. Als völlig widersinnig erachtet der Konsumentenschutz das geplante, vorsätzliche Verunreinigen von unbelasteten Lebensmitteln mit PFAS-verseuchten Lebensmitteln.
Die Schlagzeilen erfolgen in immer kürzeren Abständen und sind meist negativ. Der Kanton St. Gallen geriet in die Schlagzeilen, weil er Fleisch in den Verkauf bringen liess, obwohl es die Grenzwerte überschritt. PFAS finden sich inzwischen in unseren Gewässern und sogar im Trinkwasser. Der Kanton Zug belegt Raubfische aus dem Zugersee mit einem Verkaufsverbot und in der Romandie finden Untersuchungen PFAS in Brot und Wein. Spuren davon fanden Forscher:innen sogar auf dem Matterhorn und im Oeschinensee.
PFAS-Analyse 2025: Alles halb so schlimm?
Die Kantonschemiker:innen und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) haben eine PFAS-Analyse an rund 1200 Lebensmitteln durchgeführt. Nur 0,8 % der tierischen Lebensmittel, die untersucht wurden, haben dabei die Höchstwerte überschritten. Eine gute Nachricht, schreiben die Behörden in der Medienmitteilung: «Diese Befunde lassen darauf schliessen, dass in der Schweiz kein generelles, flächendeckendes Problem in Bezug auf die Einhaltung der PFAS-Höchstwerte vorliegt. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass lokal nicht konforme Lebensmittel im Umlauf sind». Und sie halten fest, dass die PFAS «weit verbreitet sind und in allen Lebensmittelkategorien in geringen Konzentrationen nachweisbar sind».
Endlich Massnahmen ergreifen
Besorgniserregend ist vor allem, dass PFAS nach wie vor in zahlreichen Alltagsgegenständen verwendet werden dürfen. So gelangen die schädlichen Stoffe weiterhin in den menschlichen Körper und in die Umwelt. Dennoch ist die Politik nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen und wirkungsvolle Schritte einzuleiten.
Der Konsumentenschutz fordert:
- Die Anwendung der PFAS muss eingeschränkt oder, wo es möglich ist, verboten werden. Die Belastung von Mensch und Umwelt darf nicht weiter in Kauf genommen werden. Auf die Allgemeinheit kommen enormen Kosten wegen Trinkwasseraufbereitung und Bodensanierungen zu, ganz zu Schweigen von den Gesundheitskosten und dem damit verbundenen Leid.
- Es müssen Mittel für die Forschung und Prävention freigestellt werden. Es braucht eine flächendeckende Untersuchung der Böden und Seen, bislang ist dies nur ein Flickwerk.
- Die langfristigen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus ist zu wenig erforscht. Der Bund hat vor kurzem eine Studie zur Belastung durch PFAS und Pestizide aus Spargründen gestrichen – diese Pläne muss er dringend wieder aufnehmen.
- Die Politik will der Bevölkerung bewusst und gezielt eine zusätzliche Belastung durch PFAS zumuten. Sie will nämlich zulassen, dass zu stark belastetes Fleisch mit unbelastetem vermischt und so verkauft wird. Der Konsumentenschutz fordert, diese Umgehung der Grenzwerte, angesichts der bedenklichen Belastung der Schweizer Bevölkerung, umgehend zu unterbinden.
In der Sondersession im Herbst zeigte das Parlament keinen ernsthaften Willen, das Problem anzugehen. Bleibt es bei der Untätigkeit, befürchtet der Konsumentenschutz, dass sich die Kosten vervielfachen, ganz zu schweigen von dem Preis, den die Bevölkerung und die Umwelt dafür zahlen muss.
