Höhere Mindestfranchise: Belastung der Versicherten steigt

Die Mindestfranchise in der obligatorischen Krankenversicherung soll erhöht werden. Damit zwingt das Parlament die Bevölkerung, für Gesundheitsleistungen künftig noch mehr aus der eigenen Tasche zu bezahlen – trotz bereits stark steigender Krankenkassenprämien. Nun liegt es am Bundesrat, die genaue Erhöhung der Mindestfranchise festzulegen. Der Konsumentenschutz kritisiert die Erhöhung scharf.
Der Nationalrat hat heute die entsprechende Motion angenommen, nachdem der Ständerat bereits im September 2024 zugestimmt hat. «Die Schweizer Bevölkerung muss im internationalen Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Kostenbeteiligung übernehmen», kritisiert Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, den Entscheid, die Mindestfranchise zu erhöhen. «Es braucht langfristig wirksame Massnahmen, damit die Gesundheitskosten gedämpft werden. Bereits heute wäre das ohne Qualitätsverlust möglich, wenn beispielsweise Arzt- und Spitalrechnungen verständlich wären und unabhängig kontrolliert würden oder die Überversorgung gestoppt würde», führt Stalder Beispiele an, wo der Hebel wirksamer angesetzt werden könnte.
Grosse Sorgen wegen Gesundheitskosten
Zwar gibt es Hinweise, dass eine höhere Kostenbeteiligung dazu führt, dass Gesundheitsleistungen weniger oft in Anspruch genommen werden. Das betrifft jedoch auch notwendige Behandlungen. Werden diese herausgeschoben, erhöht dies das Risiko von grösseren Gesundheitsproblemen und kann zu aufwändigeren und kostspieligeren Behandlungen führen. Schon heute verzichtet jede fünfte Person in der Schweiz aus finanziellen Gründen auf notwendige medizinische Konsultationen – mit der Erhöhung der Mindestfranchise dürfte diese Zahl weiter steigen. Besonders betroffen sind Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen oder auch chronisch Kranke und ältere Personen, die zwingend auf medizinische Behandlungen angewiesen wären.
Kosten senken ist sinnvoller
Anstatt die Versicherten immer weiter zur Kasse zu bitten, braucht es endlich wirksame Massnahmen, um die Gesundheitskosten langfristig zu senken. Der Konsumentenschutz fordert gezielte Reformen, welche Einsparungen ermöglichen, ohne die Qualität der medizinischen Versorgung zu gefährden. Dazu zählen unter anderem:
- Die Einführung eines Referenzpreissystems für Generika und patentabgelaufene Medikamente
- Höhere Prämienverbilligungen, um Haushalte mit tiefem Einkommen zu entlasten
- Unabhängige Kontrollen von Arzt- und Spitalrechnungen, um fehlerhafte Abrechnungen zu vermeiden
Solche Massnahmen würden dazu beitragen, die Kosten im Gesundheitswesen nachhaltig zu dämpfen, ohne dass Patient:innen auf notwendige Behandlungen verzichten müssen. Der Konsumentenschutz fordert, dass das Parlament in diese Richtung denkt, statt einfach die finanzielle Belastung der Prämienzahlenden zu erhöhen.