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Höhere Mindestfranchise, höheres Gesundheitsrisiko

Während die steigenden Krankenkassenprämien für immer mehr Personen kaum mehr tragbar sind, belastet das Parlament mit der Erhöhung der Mindestfranchise das Portemonnaie der Versicherten zusätzlich. Schon jetzt verzichtet jede fünfte Person in der Schweiz aus Kostengründen auf notwendige Arztbesuche, dieser Entscheid verschärft die Situation weiter. Obschon ein Kurswechsel dringend nötig ist, verzichten National- und Ständerat weiterhin auf wirksame Massnahmen, die keine Einschränkungen mit sich ziehen.

Die Krankenkassenprämien steigen 2025 erneut um durchschnittlich 6 Prozent an und belasten das Budget der Versicherten stärker denn je. Besonders Haushalte mit tiefen und mittleren Einkommen geraten zunehmend unter Druck. Anstatt spürbare Entlastung zu schaffen, beschloss das Parlament nun eine Erhöhung der Mindestfranchise, die aktuell 300 Franken beträgt. Die Franchise ist der Betrag, den Versicherte pro Kalenderjahr an die Gesundheitskosten beisteuern. Offiziell soll dies die Eigenverantwortung stärken. Es gibt zwar Hinweise, dass eine höhere Kostenbeteiligung die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen senken kann, dies gilt jedoch auch für notwendige Behandlungen. Dadurch steigt das Risiko von grösseren Gesundheitsproblemen, welche später zu aufwändigeren und kostspieligeren Behandlungen führen. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich schon jetzt eine überdurchschnittlich hohe Kostenbeteiligung.

Gesundheitswesen: Die grösste Sorge der Schweizer:innen

Die Gesundheitskosten gehören aktuell zu den grössten Sorgen der Schweizer Stimmbevölkerung und der Verzicht auf medizinische Leistungen aus Kostengründen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Jede fünfte Person in der Schweiz hat im vergangenen Jahr aus finanziellen Gründen auf einen Arztbesuch verzichtet. Mit der Erhöhung der Mindestfranchise dürfte dieser Anteil weiter steigen. Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz mit diesem Wert auf dem unrühmlichen zweiten Rang. Betroffen sind vor allem junge Menschen und Personen mit tieferem Einkommen, welche sich medizinische Unterstützung schlicht nicht leisten können.

Nachhaltige Massnahmen statt erhöhte Belastungen

Anstatt die Prämienzahlenden noch stärker zu belasten, fordert der Konsumentenschutz langfristig wirksame Massnahmen zur Dämpfung der Gesundheitskosten. Dazu gehören unter anderen:

  • Die Einführung eines Referenzpreissystems für Generika und patentabgelaufene Medikamente
  • Höhere Prämienverbilligungen, um Haushalte mit tiefem Einkommen zu entlasten
  • Unabhängige Kontrollen von Arzt- und Spitalrechnungen, um fehlerhafte Abrechnungen zu vermeiden

Diese und weitere Massnahmen zielen darauf ab, die Gesundheitskosten nachhaltig zu senken, ohne den Zugang zur medizinischen Versorgung einzuschränken. Ein Kurswechsel ist überfällig, die enorme Belastung der Prämienzahlenden muss gesenkt werden.