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Neue Medikamentenpreise: Konsumentinnen und Patienten verlieren doppelt

Per 1. Juli 2024 tritt die neue Margenregelung für Medikamentenpreise in Kraft. Diese hat für die Patientinnen und Versicherten spürbare finanzielle Konsequenzen: Bisher eher günstige Medikamente werden deutlich teurer, teurere im Verhältnis etwas günstiger. Grund dafür ist ein Systemwechsel, der einmal mehr zu Lasten der Patienten geht, dafür jene schont, welche an Medikamenten verdienen. Der Konsumentenschutz hat sich vehement, aber vergeblich gegen diese Neuerung gewehrt.

Dafalgan, ein gängiges Schmerzmittel, kostete bislang 7.20 Franken (1 g, 16 Stk.). Dem neuen Margensystem ist es zu verdanken, dass es nun 12.15 Franken kostet. Eine Erhöhung des Medikamentenpreises von fast 70 %! Eine Zumutung für die Versicherten, die relativ günstige Medikamente oft aus der eigenen Tasche bezahlen, weil sie ihre Franchise noch nicht ausgeschöpft haben. Diese Erhöhung kommt zudem zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Viele Versicherte kommen mit den Krankenkassenprämien bereits an die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten oder sogar darüber hinaus: Die allgemeine Teuerung, sowie die massive Prämienerhöhung im letzten Jahr sind zu einer enormen Belastung geworden.

400 Millionen verschenkt

Eigentlich könnten mit einem neuen Margensystem 458 Millionen Franken pro Jahr eingespart werden – und dies ohne jeglichen Qualitätsverlust. Das haben der Preisüberwacher und der Krankenkassenverband santésuisse berechnet. Dennoch bringt die neue Regelung nur Einsparungen von 60 Millionen pro Jahr und nutzt damit lediglich einen Bruchteil des Sparpotentials.

Löbliches Ziel – missratene Umsetzung

Bislang waren die Margen stark an den Medikamentenpreis gekoppelt. Das führt zum falschen Anreiz, möglichst teure Medikamente abzugeben, um viel daran zu verdienen. Deshalb wurde beschlossen, die Margen zu vereinheitlichen. Dies ist sehr zu begrüssen. Doch die Apotheken, Ärztinnen und Spitäler, die vom bisherigen System profitiert haben, lobbyierten massiv gegen eine wesentliche Senkung der Margen. Das führt zur absurden Situation, dass der Kaufpreis von teuren Medikamenten zwar leicht sinkt, viele günstige Medikamente aber teilweise deutlich teurer werden. Obwohl sich der Konsumentenschutz vehement dagegen ausgesprochen hat, ist der Bundesrat damit den Empfehlungen jener Akteure gefolgt, welche von zu hohen Margen profitieren.

Vereinheitlichung zu Lasten der Patientinnen

Wegen der Franchise zahlen Patientinnen diese günstigen Medikamente oft aus der eigenen Tasche und müssen nun zusätzliche Kosten übernehmen. Der Konsumentenschutz kritisiert dies scharf und hat den Bundesrat aufgefordert, diesen Missstand zu beheben und das Sparpotential voll auszuschöpfen. Die wirkungsvollste Lösung dafür liegt längst auf dem Tisch: Auf die Margenerhöhung bei günstigen Medikamenten ist zu verzichten. Stattdessen sollten die Margen aller Preisklassen und insbesondere die der teureren Medikamente viel stärker nach unten korrigiert werden.