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Neue Gentechnik: EU vergisst Konsumentinnen, die Schweiz muss Vorsicht walten lassen

Für die Gentech-Konzerne soll es viel einfacher werden. Die EU-Kommission hat heute bekannt gegeben, dass sie Produkten den Marktzugang erleichtern will, die mit der sogenannten neuen Gentechnik hergestellt wurden. Das bedeutet, dass die Konzerne diese Produkte nicht auf Risiken prüfen müssen. Besonders stossend für Konsumentinnen und Konsumenten: Sie sollen auch nicht mehr als Gentech-Produkte deklariert werden müssen. Der Konsumentenschutz fordert zusammen mit der Schweizer Allianz Gentechfrei SAG, dass die Schweiz einen sicheren Weg wählt und die Risiken nicht  beiseite schiebt.

Die EU-Kommission hat heute bekanntgegeben, die Vorschriften für die neuen Gentechniken zu lockern. Gewisse Pflanzen, die mit den neuen gentechnischen Verfahren (Genschere CRISPR/Cas) hergestellt werden, sollen nicht mehr der strengen Gentech-Gesetzgebung unterliegen. Das Vorsorgeprinzip, gemäss dem Gentech-Produkte vor der Markteinführung geprüft werden müssen, soll nicht mehr gelten. Das bedeutet, dass ein Grossteil dieser Pflanzen ohne Deklaration und ohne Risikoprüfung auf den Tellern der Konsumentinnen und Konsumenten landen können. Für den Konsumentenschutz ist das nicht akzeptabel, das legt Geschäftsleiterin Sara Stalder auch in einem Gastkommentar im TagesAnzeiger dar.

Gentechnikfreie Landwirtschaft verunmöglicht

Eine solche Deregulierung der Gentechnik hätte weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Landwirtschaft. Eine gentechnikfreie konventionelle, aber auch ökologische Landwirtschaft wäre damit nicht mehr möglich. Gemäss der EU-Kommission wäre es den EU-Ländern aber auch untersagt, eine eigene Regulierung einzuführen und auf Gentechnik zu verzichten.

Regulierung auch in der Schweiz

Auch in der Schweiz ist die Regulierung der neuen Gentechniken aktuell. Der Bundesrat arbeitet im Auftrag des Parlamentes an einem Vorschlag, den er nächstes Jahr vorlegen will. Der Konsumentenschutz fordert zusammen mit der SAG die Schweizer Politik auf, mehr Vorsicht walten zu lassen. Die Risiken für Mensch und Umwelt dürfen nicht beiseite geschoben werden, nur weil die Industrie dies fordert.

60 unterstützende Organisationen

Die SAG hat zusammen mit rund 60 unterstützenden Organisationen ein Positionspapier erarbeitet.

Die drei wichtigsten Forderungen darin:

  • Dass alle gentechnisch veränderten Produkte weiterhin als solche gekennzeichnet bleiben! Nur dank dieser Transparenz haben es die Konsumentinnen und Konsumenten in der Hand, ob sie Gentechnik kaufen und konsumieren – oder nicht.
  • Dass die sogenannte “neue Gentechnik” weiterhin gleich behandelt wird wie die herkömmliche Gentechnik. Denn auch diese greift gezielt in das Erbgut von Lebewesen und Pflanzen ein. Gerade bei den neuen Gentechnik-Methoden sind die Folgen für Umwelt und Menschen noch viel zu wenig erforscht.
  • Dass Koexistenz und Haftung sichergestellt werden. Es braucht effektive Massnahmen, um eine Vermischung von Produkten mit und ohne Gentechnik zu verhindern. Die Kosten müssen von den Verursachern getragen werden.

Aufruf unterschreiben

Gentech-Konzerne wie Syngenta, Bayer, BASF und Corteva müssen akzeptieren, dass Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten keine Gentechnik auf ihren Tellern und in der Umwelt wollen, fordert die Schweizer Allianz Gentechfrei SAG. Die Gentech-Konzerne sollen mit ihrer finanziellen Übermacht nicht den demokratischen Prozess in der Schweiz beeinflussen. Die SAG startet heute einen öffentlichen Aufruf an die Gentech-Konzerne, den die Bevölkerung unterschreiben kann.

Aufruf an Gentechnik-Konzerne unterschreiben Kommentar Sara Stalder