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Greenwashing statt Orientierungshilfe

Ohne Plastik, klimaneutral, natürlich – Produkte oder auch ganze Unternehmen geben sich seit etlichen Jahren einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Anstrich. Doch für die Konsumentinnen und Konsumenten ist es schwierig, Schönfärberei oder eben Greenwashing von echten Bemühungen zu unterscheiden. Deshalb fordert der Konsumentenschutz anlässlich des Internationalen Tages der Konsumentenrechte eine verlässliche und verständliche Deklaration der Umweltauswirkungen von Produkten.

Am 15. März findet der Internationale Tag der Konsumentenrechte statt. Die Eidgenössiche Kommission für Konsumentenfragen EKK führt morgen einen Runden Tisch zum Thema “Nachhaltigkeitslabel: Greenwashing oder Entscheidungshilfe für Konsumentinnen und Konsumenten?” durch.

Der Konsumentenschutz beschäftigt sich seit längerem mit diesem Thema. Es ist auffällig, wie viele Firmen in den letzten Jahren begonnen haben, die Nachhaltigkeit auf ihren Produkten oder ihres Unternehmens herauszustreichen. Das Problem dabei: Vielen geht es mehr um einen grünen Anstrich und weniger um ernsthafte Nachhaltigkeitsbemühungen.

Ein paar Beispiele:

  • Das Öl- und Gasunternehmen Shell bietet den Kundinnen und Kunden an, ihren CO2-Jahresausstoss auszugleichen. Dafür zahlt man einen bescheidenen Beitrag zum Benzinpreis, erhält allerdings pro 200 Liter kompensierten Benzin einen fünfmal höheren Rabatt auf eine Tankfüllung. Mit den Einnahmen aus dem CO2 Ausgleich werden “ausgesuchte  Klimaschutzprojekte” zum Waldschutz und zum Bäumepflanzen unterstützt. Mit diesem Kompensationsgeschäft, das den Kundinnen und Kunden zu einem guten Gewissen und dem Unternehmen selbst zu einem grünen Mäntelchen verhelfen soll, wird die enorme Umweltbelastung durch die Erdölgewinnung und -verbrennung niemals kompensiert. Im letzten Jahr wurde Shell in Den Haag dazu verurteilt, seinen CO2-Ausstoss bis 2030 deutlich zu verringern. Autofahren mit fossilen Brennstoffen wird auch durch Bäume pflanzen nicht umweltfreundlich – da bleibt nur auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, wenn man etwas für die Umwelt tun will.
  • Die Mineralquelle Valser, ein Unternehmen von Coca Cola, rühmt sich, das erste klimaneutrale Mineralwasser der Schweiz anzubieten. Valser reduziert die Emissionen und unterstützt “qualitativ hochstehenden Klimaprojekte”.  Im letzten Winter führte Valser einen Wettbewerb durch, bei dem man – ein (Elektro-)Auto gewinnen konnte. Konsumentinnen und Konsumenten können den C02-Ausstoss ihres Wasserkonsums wesentlich wirkungsvoller und auch günstiger reduzieren, indem sie Hahnenwasser trinken.
  • Migros stellt die Verpackung ihrer hauseigenen Bio-Produkte um. Ob Teigwaren, Nüsse, Tiefkühlprodukte oder Biskuits – sie sehen aus, als seien sie in Packpapier verpackt. So wie anno dazumal, als die Bio-Bewegung noch in den Kinderschuhen steckte. Doch was in hellen Brauntönen daherkommt, sind schlicht und einfach Plastikverpackungen.

Solche Tricks wie von der Migros sind einfach zu durchschauen. Oft ist es jedoch nicht klar und auch nicht nachvollziehbar, ob die Nachhaltigkeitsaussagen stichhaltig sind oder eben Greenwashing.

So erkennt man Greenwashing

Anzeichen für das “Grünwaschen” sind:

  1. Versteckte Kompromisse: Bei dieser Greenwashing-Strategie werden Produkte mit umweltfreundlichen Aspekt beworben. Andere, weniger “grüne” Produkteigenschaften werden verschwiegen oder negiert.
  2. Fehlende Beweise: Etiketten wie “grün” oder “nachhaltig” sagen ohne Zertifizierungen von unabhängigen Stellen nichts über die tatsächlichen Produktionsbedingugnen bzw. Gegebenheiten aus.
  3. Unscharfe Aussagen: Unklare und oft missverständliche Aussagen wie “nachhaltiger Kakaoanbau” klingen gut, sind aber nicht automatisch gleichbedeutend mit ökologisch produzierter Ware.
  4. Irrelevanz: Angaben, die zwar wahr sind, aber keine Aussagekraft haben. Fleisch aus Uruguay ist sehr umweltbelastend, auch wenn die Verpackung mit 84 % weniger Plastik auskommt.
  5. Das kleinere Übel: Konsumenten werden von schwerwiegenden Auswirkungen eines Produktes abgelenkt, indem diese überspielt werden.
  6. Lügen: Sachlich falsche Aussagen, welche die Konsumentinnen und Konsumenten bewusst in die Irre führen.
  7. Irrelevante, bzw. falsche Labels: Es ist eine Herausforderung geworden, sich im Labeldschungel zurecht zu finden. Es gibt Labels mit seriösen Zertifizierungen, solche, die kaum eine Relevanz haben und solche, die nichts bedeuten.

Quelle: Verein für Konsumenteninformation/TerraChoice

Der Konsumentenschutz fordert, dass Unternehmen ihre Versprechen auch belegen und die Aussagen nur auf wissenschaftlich unterlegten Beweisen beruhen dürfen. Dies wurde bereits bei den Gesundheitsaussagen (Health Claims) so gemacht. Auch die EU sieht dies in “Green Deal” vor: “Unternehmen, die ‘grüne Behauptungen’ aufstellen, sollen diese anhand einer standardisierten Bewertungsmethode belegen”.

Kennen Sie Beispiele? Wir interessieren uns dafür!

Der Konsumentenschutz ist interessiert daran zu erfahren, an welchen Produkten sich die Konsumentinnen und Konsumenten stören. Sind Ihnen auch schon solche Beispiele begegnet? Schicken Sie sie uns. Wir nehmen Ihre Meldung gerne unter info@konsumentenschutz.ch, Stichwort «Greenwashing», entgegen, falls möglich auch mit Foto des Produktes. Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!