Was bedeuten die Strafzölle der USA für Schweizer Konsument:innen?

Anfang August gab die US-amerikanische Regierung unter Präsident Trump den Zolltarif durch: satte 39 % Strafzölle für die Schweizer Importe in die USA. Diese willkürlichen, exorbitanten Tarife lösten in Politik und Medien viel Schwarzmalerei aus. Aber was bedeutet diese Ausgangslage für Konsument:innen und für die Preise von Gütern des alltäglichen Bedarfs?
Kaum US-Importe von Alltagsprodukten
Von den Strafzöllen direkt betroffen sind erst einmal nur Güter, die aus der Schweiz in die USA importiert werden. Solange die Schweiz keine Gegenzölle erhebt, dürften nicht einmal die wenigen Konsumgüter teurer werden, die effektiv aus Amerika in die Schweiz eingeführt werden. Dazu gehören vor allem pharmazeutische Produkte, Maschinen, Elektronik, Schmuck, Kunst und einige Lebensmittel. Die meisten Produkte des täglichen Bedarfes kommen aber aus der EU und sind somit weder von US-amerikanischen Strafzöllen noch von allfälligen Gegenmassnahmen des Bundesrats direkt betroffen.
Anders sieht es allerdings aus, wenn Schweizer Firmen Produkte auf den amerikanischen Markt exportieren. Dort müssten Schweizer Produkte nun deutlich teurer werden als vergleichbare Produkte aus Ländern mit weniger hohen Strafzöllen (z. B. die EU mit 15 %), da die gestiegenen Zollkosten an die amerikanischen Konsument:innen weitergegeben werden. Schweizer Firmen haben dadurch einen deutlichen Wettbewerbsnachteil und müssen damit rechnen, dass ihre Absätze in den USA zusammenbrechen.
Indirekte Schäden und Abwälzung auf heimische Konsument:innen
Einige dieser Unternehmen könnten aus diesem Grund versuchen, die Zollkosten nicht nur auf ihre amerikanischen, sondern auf alle ihre Kund:innen abzuwälzen, um in den USA einigermassen konkurrenzfähig zu bleiben. Diese Produkte würden durch diese Quersubventionierung auch in der Schweiz teurer, um den Preis in den USA tief zu halten. Da von den Strafzöllen vor allem Luxusgüter und Pharmaprodukte betroffen sind, sollten die meisten Schweizer Konsument:innen solchen Preissteigerungen gut ausweichen können.
2023 gingen ca. 18 % aller Schweizer Exportgüter in die USA. Weil die Importe im Gegenzug viel geringer waren, ergab sich ein Exportüberschuss von 26,9 Mrd. Franken für die Schweiz. Dagegen hatte die Schweiz in dem Jahr mit ihrer wichtigsten Handelspartnerin, der Europäischen Union, ein Handelsdefizit. (Sie kauft also mehr in der EU ein, als sie an die EU verkauft.)
Die USA sind damit ein wichtiger Motor für die Schweizer Wirtschaft. Bricht dieser Absatzmarkt weg, muss mit erheblichen negativen Folgen für die gesamte Volkswirtschaft gerechnet werden.
Schwierig vorauszusehen sind die indirekten wirtschaftlichen Schäden, welche hiesige Unternehmen durch die sekundären Auswirkungen der Strafzölle haben könnten. Die aktuelle Steuerpolitik der USA schafft enorm viel Unsicherheit und erschüttert etablierte Handelsbeziehungen. Längerfristig bieten sich hier aber auch Chancen auf neue Partnerschaften, die den Konsument:innen zugutekommen könnten. Bleiben beispielsweise die hohen Strafzölle bestehen, werden viele ausländische Lieferant:innen weg von den USA auf andere Märkte (z. B. die Schweiz) ausweichen müssen. Von dieser neuen Situation könnten dann auch Schweizer Konsument:innen profitieren.
Unternehmen nutzen Krisen regelmässig aus
Die Exportzölle treffen erst einmal Amerikaner:innen und Schweizer Unternehmen aus der Luxus- und Pharmabranche, die Umsatz in den USA machen. Leider nutzen Unternehmen Krisen und die damit einhergehenden Wirren immer wieder aus, um in dem ganzen Trubel ihre Gewinnmargen zu vergrössern. Dabei erhöhen sie die Preise willkürlich und nicht nur um allfällige effektive Mehrkosten.
So verzeichneten zuletzt die Schweizer Stromkonzerne Rekordgewinne, nachdem Preiserhöhungen mit Stromknappheit und Versorgungsunsicherheit wegen des Ukraine-Konflikts begründet wurden. Während Konsument:innen den Gürtel enger schnallen mussten, schütteten diese Konzerne Milliardengewinne an ihre Aktionär:innen aus.
Die Ängste und Unsicherheit der Bevölkerung werden aber nicht nur ausgenutzt, um Gewinne zu maximieren. Es droht auch der willkürliche Ab- oder Rückbau wichtiger Regeln und Einschränkungen. Viele Konzerne und Industrieverbände gehen bereits dazu über, gleich auch unliebsame Gesetze, Abkommen und Standards anzugreifen. So kommen von Schweizer Unternehmen und Branchenverbänden auch jetzt wieder zahlreiche ungerechtfertigte Forderungen, die Administration abzubauen, Deklarationspflichten und Klimaschutz-Massnahmen aufzuheben oder das Arbeitsrecht zu lockern.
Der Konsumentenschutz appelliert an die Händler:innen, Konzerne und Industrieverbände, fair zu handeln und den Zoll-Tumult nicht für ungerechtfertigte Gewinnmaximierung auszunutzen oder Errungenschaften für eine nachhaltige Schweizer Volkswirtschaft zu zerstören.
(aktualisiert am 03.09.2025)