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Beschwerde gegen «CO2-neutrales Skifahren»

Die Oberengadiner Bergbahnen machen auf ihrer Webseite Werbung für «CO2-neutrales» Skifahren. Ein CO2-neutraler Diesel sowie Kompensationsmassnahmen würden dies möglich machen. Das ist nicht realistisch, findet der Konsumentenschutz und reicht beim SECO eine Beschwerde wegen Greenwashing ein.

Die Engadin St. Moritz Mountains AG macht auf ihrer Webseite Werbung damit, dass man in ihrem Skigebiet angeblich “CO2-neutral Skifahren” könne. Dies machten die Zeitungen des Tamedia-Verlages bekannt. Das dies kaum aufgeht, wird von verschiedener Seite überzeugend dargelegt.

Beschwerde eingereicht

Für den Konsumentenschutz ist klar, dass die Bezeichnung “CO2-neutral” irreführend und die Werbung der Engadin St. Moritz Mountains AG als unlauter zu bezeichnen ist. Auf Grundlage der vorhandenen Informationen hat der Konsumentenschutz beim SECO eine Beschwerde wegen unlauterer Geschäftspraktiken nach Art. 3 UWG eingereicht.

Nur 5% weniger CO2-Emissionen

Grundlage für die Behauptung der Bergbahnen ist ihr Umstieg auf einen neuartigen fossilen synthetischen Kraftstoff namens “GTL Fuel Alpine” von Shell. Dieser Kraftstoff wird vom Energiekonzern in Katar aus Erdgas hergestellt – also aus einer fossilen Ressource und somit nicht CO2-Neutral. Der Hersteller selbst beziffert die Reduktion der CO2-Emissionen auf etwa 4 bis 5% im Vergleich zu herkömmlichen Standarddieselkraftstoffen.

CO2-Kompensation fraglich

Dies wissen natürlich auch die Engadiner Bergbahnen. Sie weisen auf ihrer Webseite in einem Nebensatz darauf hin, dass die CO2-Neutralität nur durch eine CO2-Kompensation gewährleistet wird. Die Kompensation beziehen die Bergbahnen zusammen mit dem Kraftstoff über Shell. Laut dem Unternehmen werden die Kompensationsmassnahmen in einem Regenwaldgebiet im Amazons erreicht. Eine Publikation im Fachmagazin «Climatic Change» legt jedoch nahe, dass Waldprojekte zur CO2-Einsparung wenig an der CO2-Konzentration der Atmosphäre verändern.

Der Konsumentenschutz sieht darin einen typischen Fall von Greenwashing. Deshalb hat der Konsumentenschutz beim SECO eine Beschwerde hinterlegt. Er fordert die Überprüfung dieser irreführenden Werbung.

Update 21. Juni 2023: 

Das Seco hat inzwischen einen scharfen Brief an die Bahnen Engadin St. Moritz Mountains AG geschrieben, worin die St. Moritz Mountain AG gerügt und dazu aufgefordert wird, den Begriff des klimaneutralen Schneesports nicht mehr zu verwenden, da dieses Versprechen sei irreführend sei.

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