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Kleider: Vorsicht bei Nachhaltigkeitslabels

Wir kaufen immer mehr Kleider zu immer günstigeren Preisen. Dies führt zu einer enorm hohen Umweltbelastung. Obwohl Textilunternehmen vermehrt mit Nachhaltigkeit und Recycling ihrer Kleidung werben, ist es für Konsumentinnen schwierig zu erkennen, ob es sich dabei um “Greenwashing” handelt oder ob die Kleidungsstücke tatsächlich nachhaltig produziert worden sind. Seien Sie kritisch gegenüber Nachhaltigkeitslabels und fragen Sie nach den Arbeitsbedingungen der Produzierenden.

Die Kleiderindustrie macht immer wieder Schlagzeilen wegen schlechten Arbeitsbedingungen von Näherinnen und Produzierenden, fehlenden Schutzbestimmungen und umweltschädlicher Produktion. Obwohl es mittlerweile verschiedene Unternehmen gibt, die ihre Kleidung nachhaltiger und fairer produzieren wollen, sind auf dem Markt nach wie vor in erster Line Fast-Fashion-Kleider anzutreffen. Wobei es bei den grossen Konzernen wie H&M, Zara und Co, Bestrebungen in nachhaltige Richtung gibt. Ob sich diese Grosskonzerne jedoch tatsächlich der Nachhaltigkeit verschrieben haben oder ob es sich nur um «Greenwashing» handelt, um mehr Profit zu generieren, ist oft schwierig zu sagen, wie beispielsweise eine Reportage von Public Eye zeigt. Die Nachhaltigkeitskriterien von Textil-Unternehmen sind oft schwammig, es gibt keine Garantie für den Existenzlohn und unabhängige Kontrollen werden vermieden.

Wachsender Kleidungskonsum

So oder so: Wir kaufen immer mehr Kleider und diese kosten im Durchschnitt immer weniger. Schweizer Haushalte gaben 1950 mehr als zehn Prozent des Budgets für Kleider aus, heute sind es noch gut zwei Prozent. Gleichzeitig produziert die Modeindustrie immer schneller, günstiger und mehr. Dies führt zu einer enorm hohen Umweltbelastung. Pro Kilo Baumwolle werden 10’000 Liter Wasser benötigt. Dazu kommt der Einsatz von giftigen Chemikalien und Pestiziden, damit Baumwollpflanzen resistenter werden und mehr Ertrag generieren.

Textil-Recycling

Eine Umstellung zu nachhaltigeren Produktionsmethoden könnte also viel bewirken, beispielsweise durch Textil-Recycling. Solches Recycling ist nicht einfach, denn Kleider bestehen häufig aus Mischgewebe. Damit Textil-Recycling aber funktioniert, braucht es Gewebe, dass nur aus einem Material besteht. Da der Fokus grosser Textilunternehmen immer noch auf Massenproduktion von Billigkleidung liegt, werden nur selten hochwertige Materialien verwendet, was das Kleider-Recycling zusätzlich erschwert.

Aber auch bei recycelten Kleidern ist Vorsicht geboten, denn Recycling ist nicht automatisch nachhaltig, auch Recyclingtechnologien brauchen viele Ressourcen und Energie. Zudem macht es aus Qualitätsgründen teilweise Sinn, dass beispielsweise Petflaschen im Flaschen-Kreislauf bleiben.

Ein Label, dass sowohl eine sozial- als auch umweltverträgliche Produktion von Kleidung garantiert, gibt es bisher nicht. 

Nützliche Tipps beim Kleider Kaufen 

Obwohl es bessere und schlechtere Labels für nachhaltige Textilien gibt, gilt in jedem Fall: Keine neuen Kleider zu kaufen ist immer nachhaltiger und umweltschonender als recycelte oder neue Kleider zu kaufen. Es gibt mittlerweile viele Kleidertauschbörsen oder auch Orte, wo bereits getragene Kleidung gekauft werden kann. Etwa einen Kleidertausch selbst zu organisieren, macht doppelt Spass: Zum einen kann man seine Bekannten und Freundinnen sehen, zum anderen gibt es Abwechslung im Kleidungsschrank.

Wird doch etwas neu in einem Laden gekauft, ist es lohnenswert, sich genauer zu informieren bezüglich Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen. Fragen Sie nach, woher beispielsweise das recycelte Material kommt, wie der Lohn für Näherinnen aussieht oder an welchen Standards sich das Label orientiert. Hier können Sie verschiedene Labels miteinander vergleichen. Es macht zudem Sinn, hochwertige und somit langlebige Materialien beim Kauf zu berücksichtigen. Verzichten Sie zusätzlich auf Spontaneinkäufe und lassen Sie sich nicht von besonders günstigen Angeboten blenden: Kaufen Sie nur ein, was sie wirklich brauchen.

Schonender Umgang mit Kleidungsstücken

Um das eigene Budget zu schonen, können auch einfache Massnahmen ergriffen werden, welche doch etwas bewirken: Tragen Sie Ihre Kleidungsstücke länger und waschen Sie sie weniger und/oder bei niedriger Temperatur. Auch der Tumbler nutzt die Kleider schneller ab. Schweizer haben im Schnitt 118 Kleidungsstücke zu Hause und kaufen jedes Jahr 60 neue Stücke dazu. Das ergibt jedes Jahr durchschnittlich 6.3 Kilogramm Altkleider pro Person. Zudem werden 40 % der Kleider gar nicht oder nur zwei bis vier Mal getragen. Folge davon sind riesige Kleidungs-Abfallberge. Weniger ist mehr gilt also auch hier.

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Zum Vergleich von Textil-Labels